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Billard Karambol - Dreiband - Weltmeisterschaft - Bordeaux (FRA)

Daniel Sanchez ist neuer König der Billardwelt

Gepostet von am 20. November 2016

Daniel Sanchez ist neuer König der Billardwelt

Kozoom/Korea
Die vier erstplazierten der Weltmeisterschaft mit dem strahlenden Sieger Daniel Sanchez

BORDEAUX - Kein Zweifel! Es gibt wohl kaum jemanden, der Daniel Sanchez diesen, nunmehr vierten, WM-Titel nicht gönnen würde. Der kleine Spanier holte sich die WM-Krone in Bordeaux nach einem 40:37 Endspielsieg gegen den erst 24-jährigen Koreaner Haeng-Jik KIm. 

Sanchez gewann diesen Titel, weil er im gesamten Turnierverlauf der konstanteste Spieler war und zudem im Endspiel auf seine Erfahrung setzen konnte. Denn an Konstanz stand ihm sein Endspielgegner Haeng Jik Kim nicht nach. Beide konnten darauf vertrauen, dass auch am fünften und letzten Tag der WM ihre Form immer noch grandios sein würde. 

Im Gegensatz zu Kim brachte Sanchez genau diese Zuversicht, als er sich im Halbfinale mit einem 30:39 Rückstand gegen Leppens konfrontiert sah. Leppens, verpasste zwei Matchbälle und gab Sanchez so die Chance mit 2 und der fantastischen Schlußserie von 8 Punkten das Match noch zu gewinnen. 

Haeng Jik Kim hatte da weniger Mühe. Cool, wie während der gesamten WM, zerstörte er die Titelträume von Semih Sayginer, indem er ihn am Anfang mit einem guten Start unter Druck setzen konnte und am Ende mit einer 11er Serie eliminierte. Kim gewann bereits nach 16 Aufnahmen mit 40:18. 

Das Endspiel sah zunächst Sanchez in der besseren Position. Mit ungeheurer Brillanz löste er selbst schwerste Positionen und war bei den machbaren Bällen wie immer todessicher. In der ersten Partiehälfte hatte Kim Mühe dem Spanier zu folgen und ihm gebürt Respekt, dass er immer ruhig blieb und auf seine Chancen wartete. Die wenigen, die er tatsächlich bekam, die nutzte er auch, wenngleich er nicht mehr so frisch wirkte, wie noch im Halbfinale.

Am Ende des Matches witterte Kim dann doch noch einmal Morgenluft und konnte sich etwas heranarbeiten. Vielleicht fehlten ihm noch ein, zwei weitere Aufnahmen, die er aber nicht bekam. In der 19 Aufnahme beendete Sanchez das Match mit zwei Punkten und gab Kim nun noch die Gelegenheit mit 6 Punkten im Nachstoß das Remis zu erreichen. Drei Punkte gelangen dem Koreaner problemlos, aber der vierte blieb aus. 800 Zuschauer im Palais des Congres von Bordeaux jubelten und feierten den Spanier. 

Am Ende hat es also doch, wie prophezeit, ein Spieler aus den Top10 der Welt geschafft, den wichtigsten Titel der Welt zu gewinnen. Dani Sanchez, der seinen ersten Titel 1998 mit 24 Jahren gegen Torbjörn Blomdahl gewann, bestieg damit zum vierten Mal das oberste Treppchen des Siegerpodestes. Für ihn selbst war es wohl die schwerste Meisterschaft, die er gewann. Mittlerweile pendelt der Spanier öfters zwischen seinem Heimatland, Korea und Japan, um seine Marke „DS“ erfolgreich zu promoten und macht auch dies mit Leidenschaft und großem Engagement. Da aber der Tag nunmal nur 24 Stunden hat, muß er zwangsläufig Abstriche machen. Neben der Familie, die häufig auf ihn verzichten muß, ist es eben auch das tägliche Training, was diesem Pensum zum Opfer fällt. Seine Erfahrung und sein unglaublicher Stoß, der wohl in der Billardwelt einzigartig ist, dass sind die Dinge auf die der kleine Spanier sich verlassen kann. 

Haeng Jik Kim hat ähnliches Potential. Zwar unterlag er im Endspiel knapp, aber er ist eben auch erst 24 Jahre alt, wie Sanchez bei seinem ersten Titel. Kim war bereits 4mal Juniorenweltmeister und ist amtierender Asienmeister. Mit seinen jungen Jahren st er bereits ein Star in Korea und hat auch schon schwere Zeiten hinter sich. 2013 erlitt er einen Gehirnschlag und schwebte in Lebensgefahr. Seine körperliche Fitness und sein Wille zur Genesung halfen ihm, dieses Schicksal schnell zu überstehen und vielleicht war es auch die Liebe zum Billardsport, die ihn schnell wieder vom Krankenbett auferstehen ließ. Er ist jetzt stärker als je zuvor und zeigte dies bei diesem Championat auch eindrucksvoll. Mit seinem GD nach 6 Partien von 2,043 spielte er besser als Torbjörn Blomdahl bei seinem Weltrekord von 2,020 GD. Noch besser als Kim war Zanetti, der dieses Turnier mit 2,135 GD beendete. 

Es ist wohl so, dass nur der Sieger den Weltrekord hätte aufstellen können. Sanchez war davon am Ende genau zwei Aufnahmen entfernt. Seine 1,983 GD sind gleichwohl ein grandioses und vor allem goldenes Ergebnis.

Eddy Leppens und Semih Sayginer wurden gemeinsame Dritte dieser Meisterschaft. Für beide ist auch das ein tolles Ergebnis, wie beide auch im Interview deutlich machten. Eddy Leppens zeigte sich nach dem äußerst knapp verpassten Finaleinzug als fairer Verlierer. Er beschränkte sich darauf, sich selbst zu rügen, ob der verpassten Chancen und zeigte sich zufrieden mit dem gesamten Turnier. Für Sayginer trifft ähnliches zu. Er war eigentlich chancenlos im Halbfinale. Acht Fehlaufnahmen passierten ihm und das ist selbst mit gutem Spiel nicht aufzuholen. Nur, wer hätte gedacht, dass er eine Medaille holen kann. Die meisten respektieren Sayginer als Spieler, aber vor allem auch als Entertainer. Nun hat er bewiesen, dass sein Comeback auch richtig gute internationale Ergebnisse produzieren kann. Er wird im kommenden Jahr noch ernsthafter wahrgenommen werden, das dürfte sicher sein.

Mächtig durcheinander geschüttelt wurde auch die Weltrangliste. Daniel Sanchez, der 2015 Dritter war, konnte mit dem Titel nun die Top 3 erobern. Vor ihm stehen mit Dick Jaspers und Frederic Caudron nur zwei Spieler. Es ist schon seltsam, aber Caudron holte sich die Führung zurück, obwohl er in der Vorrunde ausschied.Dick Jaspers machte ebenfalls einen Platz gut, obwohl er im Achtelfinale scheiterte. Von Platz 18 auf Platz 9 schob sich Haeng Jik Kim, während Dong Koong Kang, der letztjährige Vizeweltmeister auf Platz 23 abstürzte.

Die Weltmeisterschaft 2016! Bordeaux war erneut ein großer Gastgeber. Honoriert wurde das durch ca. 5000 Zuschauer an allen Tagen und spektakulären Leistungen. Xavier Carrer, der als Organisator die größte Verantwortung trug, hat ein Gespür dafür, was bei einem solchen Turnier wichtig ist. Er verzichtete wohl auch deshalb auf eine, von langen Reden begleitete, Eröffnungs- und Schlußfeier, sondern beschränkte sich auch das Wesentliche. Das Wesentliche sind die Sportler, aber auch die Sponsoren und das Ambiente, dass nicht besser hätte sein können. Die Funktionäre, die sich so gern präsentieren, sollten nicht im Rampenlicht stehen und so war es dann auch. 

Es verging kein Tag, an dem sich die Spieler nicht voll des Lobes für diese WM zeigten. 

In der Schlußrede versprach Farouk Barki, dass die nächsten Ausrichter sich an Bordeaux messen werden, es aber schwer sein wird, eine solche professionelle Veranstaltung zu wiederholen. 

Das wird allerdings auch garnicht notwendig sein. Jeder Ausrichter setzt seine Akzente. Das hat sicher auch etwas mit der Kultur des Ausrichterlandes zu tun und so sollte es auch sein. Bordeaux nach La Paz, Luxor oder Randers zu verpflanzen kann nicht gut gehen. Die Individualität eines Ausrichters sind wichtig für den internationalen Sport. Nachahmungen führen womöglich zu Beliebigkeit und das ist nun das letzte, was der Billardsport auf seinem Weg in eine neue Zukunft brauchen kann.

Die letzten beiden großen Turniere, La Baule und Bordeaux, haben leider auch gezeigt, wie weit der deutsche Billardsport von der internationalen Elite entfernt ist. Nächste Woche ist in Deutschland wieder Bundesliga und da werden wieder, auch von deutschen Billardspielern, tolle Partien zu sehen sein. Die deutsche Liga wird im internationalen Sport anerkennend wahrgenommen, aber bei internationalen Top-Ereignissen ist nichts davon zu spüren. Nun würden vielleicht wieder Forderungen nach einer Reduzierung des Ausländeranteils in den Mannschaften laut, aber das ist niemals die Lösung. Jeder Funktionär muß verstehen, das Liga und Einzelturnier zwei verschiedene Dinge sind. Der Verband muß schnellstens die Wiedereinführung der Grand Prix vorantreiben und diese auch finanziell unterstützen. Ansonsten wird der Abstand zur internationalen Spitze nicht kleiner, sondern größer. 

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