Kolumne von Bert van Manen

Übersetzt von Andreas Volbracht

Das, worum es hier geht, ist viel schwerer als ein Sieg in einem WeltCup, sogar schwieriger als der Sieg bei einer WM. In der Geschichte unseres Sports gibt es nur  fünf Spieler, die das  mehr als einmal hingekriegt haben. Rate mal, worum es da geht!  

Mit dem WeltCup "Veghel" vor der Tür scheint der Moment geeignet, sich den diesjährigen Stand im OVERALL WORLD CUP anzuschauen. Für die, denen das kein Begriff ist: Während jeder WeltCup Saison werden Punkte an den Sieger, den Zweitplatzierten, den dritten und vierten Platz usw. vergeben. Den Gesamt-WeltCup am Ende des Jahres gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten aus der Saison. Es kommt sogar vor, dass der Gesamtsieger kein Turnier gewonnen hat: 1994 (Blomdahl) und 2005 (Caudron). 

2019 gab es bisher hatten vier Weltcups: Antalya (Türkei), Blankenberge (Belgien), Ho-Chi-Minh-City (Vietnam) und Porto (Portugal). Noch drei kommen: Veghel (Niederlande), Guri (Korea) und Sharm El Sheikh (Ägypten). Vier verschiedene Gewinner in den ersten vier des Jahres: Tayfun Tasdemir, Javier Palazon, Frédéric Caudron und Dick Jaspers. Caudron darf in den verbleibenden drei Events nicht mehr spielen, da kann er nicht mehr Gesamtsieger werden. Das gleiche gilt für Palazon, der in diesem Sommer in Blankenberge die Billardwelt überrascht hat. Welche Spieler sind im also Rennen?  

Der aktuelle Stand: Caudron 146 Punkte, Jaspers 134, Tasdemir 134, Zanetti 98, Palazon 98, Forthomme 95, Jae Ho Cho 92, Horn 90, Haeng Jik Kim 88, Cenet 87, Coklu 84, Merckx 84, Myung Woo Cho 82, Sánchez 80. 

Ohne Frage kann sich die Lage bei drei ausstehenden Turnieren noch dramatisch ändern. Aber schon jetzt ist eines sicher: Die Zwischenbilanz ist überraschend - aus mehreren Gründen. Blomdahl und Sayginer sind nicht unter den Top-15, Sánchez ist derzeit 15ter , Merckx "nur" 13ter, eine starke Leistung von Cenet und ein glänzender sechster Platz für Roland Forthomme. Der junge Myung Woo Cho ist mit Sicherheit noch nicht aus dem Rennen, aber ich denke, es  wird nicht dieser Titel sein, der bei ihm im Mittelpunkt des Interesses steht. Das koreanische Supertalent hat noch eine Chance, auf wundersame Weise Aufschub für seinen koreanischen Wehrdienst zu bekommen: Er muss nächsten Monat in Dänemark, in Randers, Weltmeister werden. Wenn nicht, werden wir für mindestens ein Jahr auf sein brilliantes Spiel verzichten müssen.

Jaspers hat offensichtlich die besten Chancen für den Gesamt-WeltCup in diesem Jahr. Aber mit seinen Punkten: 18-18-18-80 Punkte hat er auch drei ziemlich frühe Verabschiedungen aus den Turnieren hinnehmen müssen. Das geht das im Dreiband unserer Tage: Dreißig von den Jungs können sich an einem guten Tag alle gegenseitig schlagen. Wenn der andere (auch) 40 in 17 machen kann, dann hilft dir deine ganze schöne Erfolgsliste überhaupt nichts. 

Fehlen nur noch die versprochenen Namen der Spieler, die diesen großartigen, irgendwie anonymen Preis, den Gesamtpokal, gewonnen haben. Auf geht's:

1986 - 1990. Ceulemans, Ceulemans, Blomdahl, Dielis, Ceulemans. Wen wunderts, wenn der Großmeister die frühen Jahre auch hier dominiert hat. Im allerersten Turnier (1986, Paris) verliert er den ersten und zweiten Satz gegen einen Wildcard-Spieler namens Dufetelle, gewinnt aber das Match mit 3: 2 und dann das Turnier, und dann den Gesamtpokal des Jahres. Was für ein Mann. 

1991 - 1995. Blomdahl, Blomdahl, Sang Lee, Blomdahl (Sánchez), Blomdahl. Ja, 1995 gab es zwei Sieger. Sowohl die BWA als auch die UMB hatten ihre WeltCup-Runde. Niemand fand das gut. Ich habe Danis Namen in Klammern gesetzt, weil (fast) alle starken Spieler die BWA-Tour spielten. Der Schwachsinn dauerte zum Glück nur drei Jahre.  

1996 - 2000. Blomdahl (Theriaga), Jaspers (Rudolph), Blomdahl, Jaspers, Blomdahl. Machen wir keinen Fehler: Der Schwede dominierte dieses Jahrzehnt wie Ceulemans die späten Sechziger, Siebziger und frühen Achtziger. Während der Belgier immer von langen Partiedistanzen und dem Jeder-gegen-jeden-Format begünstigt wurde, hat Blomdahl WeltCup um WeltCup im KO-System gewonnen, was ungleich schwieriger ist.

2001 - 2005. Sánchez im Jahr 2004, Caudron im Jahr 2005. In den Jahren 2001, 2002 und 2003 hatte der Konflikt zwischen UMB und BWA so viel Verärgerung und Chaos hervorgerufen, dass Organisatoren (und Sponsoren) für WeltCups nicht zu finden waren, während beide Organisationen ein Vermögen in Rechtstreitigkeiten investierten. Die Schüsse gingen nach hinten los:  drei Jahre ohne WeltCup.

2006 - 2010. Sánchez, Blomdahl, Jaspers, Caudron, Jaspers. 2007 war für Blomdahl ein ganz besonderes Jahr: Er gewann vier der sieben WeltCups. Das hat noch niemand geschafft. 2010 gewann Jaspers um Haaresbreite gegen einen Newcomer: Filipos Kasidokostas. 

2011 - 2015. Blomdahl, Caudron, Blomdahl, Caudron, Sánchez. Nur drei Weltcups im Jahr 2012, aber ein absolut überzeugender Gewinner. Caudron hatte in seinem Spiel das Verhältnis von  Angriff und Defensive perfekt ausbalanciert. Das machte es noch schwerer, ihn zu schlagen. Seine Durchschnitte kletterten von Jahr zu Jahr höher. Im Jahr 2014 war er bei 1,922. Sánchez schloss sich der Vierergruppe von herausragenden Spielern an, die die meisten Turniere in diesen Jahren gewannen. 2015 lag Danis Durchschnitt bei 2,035! 

2016 - 2020. Jaspers, Haeng Jik Kim, Caudron. Haeng Jik hat seinen Sieg von 2017 voll verdient: Er gewann zwei Weltcups. Aber er hatte "nur" einen Durchschnitt von 1.694, etwas weniger als wir es inzwischen vom Gesamtsieger gewohnt waren. Caudron erreichte ein Jahr später den besten Wert aller Zeiten: 2.176 GD für die WeltCup-Saison. Das ist schwer zu schlagen.  

Die fünf Spieler, die den GesamtweltCup mehr als einmal gewonnen haben? Ceulemans, Blomdahl, Jaspers, Caudron, Sánchez. Was für ein Podium! 

In der Überschrift habe ich es gesagt: Die Besten der Besten.