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Billard Karambol - Dreiband - Bert's column (NED)

Efler hätte das Match gewinnen sollen

Gepostet von am 24. Januar 2018

Efler hätte das Match gewinnen sollen

Kozoom

Kolumne von Bert van Manen

Übersetzt von Andreas Volbracht

Sieg oder Niederlage – oft ist das ein Ergebnis ganz weniger Entscheidungen, ein paar winzige Details, wie der Ball läuft. Selten - aber das kommt vor - ist es nur eine Frage von einem einzigen Millimeter. Im Jaspers – Efler Match war es so. Efler muss einen Bandenwiederholer spielen. Sein Spielball klebt fast an der langen Bande; Efler trifft perfekt, kriegt die drei Banden, verfehlt den dritten Ball auf dem Hinweg um eine Haaresbreite, auf dem Rückweg bei der echten Doppelchance, die kommen muss, kippt der Ball eine Winzigkeit aus der Linie - die zweite Chance verpasst, obwohl das eigentlich unmöglich war. Du konntest die Ohh´s und Ahhh´s der Zuschauer hören, alle selber Billardspieler, und alle wussten, dass der Ball eigentlich hätte kommen müssen, aber der Schiedsrichter konnte ihn nicht zählen, und Andreas verliert das Spiel.

Natürlich reden wir hier nicht von den 40 in 4, klar. Da war Efler nicht wirklich nah am Matchball! Der weggekippte Matchball, der eigentlich schon gemacht war, das passierte 1997 im Antalya WeltCup. Sanchez spielte im Halbfinale gegen Blomdahl, Efler gegen Jaspers.  Unterschiedlicher hätten die beiden Spiele nicht sein können. Dani und Torbjörn machen nichts als Punkte, Punkte und wieder Punkte (2:0 für Dani  nach 2 Sätzen in 4 und 6 Aufnahmen, dann ist es Torbjörn, der 3:2 gewinnt.). Andreas und Dick machen nicht eine brauchbare Serie, um ihr Leben zu retten, ihr Spiel entwickelt sich zu einem Grabenkrieg mit einem Schnitt für Dick von 1,072! Keine Frage, dass sogar Topspieler bei Gelegenheit mal 1,0 spielen können, aber 55 Aufnahmen lang? Wie oft hat man das in einem Halbfinale in einen WeltCup gesehen?

Andreas war in Führung 14:13 im 5.Satz, als der Ball vorbeiging, konnte nichts daran ändern, hatte den richtigen Ball richtig gespielt, und er hatte ihn super getroffen. Billard ist grausam.

20 Jahre später treffen die beiden wieder aufeinander. Gewiss, ein Halbfinale im WeltCup hat einiges Gewicht, aber dieser Tag war wirklich historisch: Jaspers macht 5-11-2-22 und macht damit den zweiten „Beamon Sprung“ in der Billardgeschichte - nach Merckx und dessen ebenfalls unglaublichen 50 in 6 (2011). Der „alte“ Weltrekord bis 40 Punkte war 40 in 6 Aufnahmen, gehalten von Caudron (zweimal), Zanetti, Haeng Jik Kim und Jaspers.

Ich kenne Dick nun 35 Jahre, und es gibt es kaum noch einen Superlativ, der angemessen beschreibt, wie außerordentlich gut er das macht, was er macht.  Lass uns einen Moment darüber nachdenken, was es braucht, um 40 in 4 zu machen: da reicht kein noch so großes  Talent allein, du musst in der Lage sein, ganze Berge an harter Arbeit zu schaffen, und du brauchst eine enorme Charakterstärke. Dick hat von beidem genug für zwei.

Bei der UMB sind 19 verschiedene Weltrekorde in unterschiedlichen Kategorien aufgelistet. Du findest sie auf der UMB website. Einige von diesen Rekorden – wie „bester Turnierdurchschnitt bis 60 Punkte“ oder „Höchstserie im Scotch double“ sind für den normalen Billardspieler kaum von Bedeutung; aber drei Rekorde erkennt jeder als die wichtigsten an: die Spiele bis 40 und bis 50 Punkte in den wenigsten Aufnahmen und die höchste Serie. Die Topspieler haben nun mehrere Mount Everests zu besteigen, wenn sie sich einen dieser drei Rekorde holen wollen.

50 in 6 (2011, Eddy Merckx). Nehmen wir an, du machst eine Monsterserie von 26, du hast nur eine Fehlaufnahme, dann musst du in den verbleibenden 3 Aufnahmen ACHT Durchschnitt spielen ...  das ist schwerer als deine Nase mit dem Ellbogen zu berühren. Und nicht zu vergessen: Spiele bis 50 gehören beinahe der Vergangenheit an. Die belgische Liga, da könnte es passieren. Das kann dauern.

40 in 4 (2018, Dick Jaspers) Will einer das übertreffen, müsste er also 40 in DREI machen. Die einzigen Worte, die ich dazu sagen kann: da fehlen mir die Worte.

Höchstserie 28 (Komori 1993, Ceulemans 1998, Forthomme 2012, Caudron 2013). Warum ist es so schwer, den 29. zu schaffen. Warum nur? Weil der Spieler, der die ersten 25 Punkte gemacht hat, danach nicht mehr derselbe Spieler ist; bis jetzt spielte er entspannt, zuversichtlich, intuitiv; der Typ,  der er nun geworden ist, ist ein anderer, er denkt an den Rekord, ihm ist das Außerordentliche der Situation voll bewusst, und jeder chemische Prozess in seinem Körper wird ihm zum Feind, das Adrenalin schießt durch seine Adern, sein Herz schlägt wie ein Hammer. Der Typ, der sich jetzt über den Tisch beugt, kann JEDEN Ball verfehlen.

Bei diesen Weltrekorden könnte es für lange Zeit bleiben. Vielleicht fallen die 28 als erste. Bei den 50 in 5 und den  40 in 3 - da bin ich nicht sicher, ob ich so lange lebe, bis ich das sehen könnte.

Da wir gerade vom SEHEN reden, noch ein paar Worte dazu: die 40 in 4 haben wir nicht sehen können und sind kreuzunglücklich darüber. Ich denke, ich spreche für 25 Millionen Billardfans auf der Welt, wenn ich sage: die deutsche Bundesliga braucht Kameras – überall. 

Come on,  deutsche Billardfreunde. You could make us glücklich!

Die 50 in 6 haben wir nicht gesehen, die 40 in 4 haben wir nicht gesehen. Beendet diesen Unsinn!

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