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Billard Karambol - Dreiband - Bert's column (NED)

Ein Abend bei den Ceulemans

Gepostet von am 1. April 2018

Ein Abend bei den Ceulemans

kozoom

Kolumne von Bert van Manen

Übersetzt von Andreas Volbracht

Lange hatte Raymond den Plan, ein Dreiband-Team in der belgischen Liga zu haben, das nur aus Ceulemans´s besteht. “Bompa“ (Opa), wie sie in nennen, bekommt normalerweise, was er haben will. In den vergangenen Saisons war ihr Lokal in Lier Gastgeber für das Mister 100 Team: Peter, Kurt Raymond und Bart Ceulemanns. Koen, Kurts älterer Bruder und Vater von Peter und Bart, ist ihr Ersatzmann.

Damit haben sie eine ziemlich starke Vierer-Mannschaft, zwar nicht so stark, dass sie um den Titel kämpfen, aber Mister 100 hat sich bei 12 Mannschaften in der Liga zwischen Platz vier und sechs etabliert. Das Deurne-Team (Hofman, Philipoom, van Erp, van Havere) hat eine Runde vor Schluss die Meisterschaft schon sicher in der Tasche, De Goie Queue (Caudron, de Bruijn, de Jaeger, Hermans) wird am Ende zweiter.

Ich bin aus zwei Gründen nach Lier gefahren: ich wollte Spitzen-Dreiband sehen, und ich wollte mit Kurt über den Welt Cup in diesem Sommer in Blankenberge reden. Kurt hat das Ereignis ins Leben gerufen und ist der Hauptorganisator. Das wird der erste Welt Cup auf belgischem Boden seit 2004, was an sich schon bemerkenswert ist - angesichts der Tatsache, dass Belgien so ein herausragendes Dreibandland ist.

An diesem Abend spielt Mister 100 gegen das Quality Team aus Zele. Denen fehlt ein starker Spieler an Brett vier, aber die anderen Plätze werden von ziemlich beeindruckenden Größen ausgefüllt: Merckx, de Baker und Jorissen. In der ersten Runde wurde also der leichte Sieg von Bart Ceulemans als selbstverständlich erwartet, und alle Augen richteten sich auf die Begegnung zwischen dem 33-jährigen Holländer und der 80 Jahre alten, belgischen Legende.

Die Vorteile schienen deutlich beim Holländers zu liegen: Jorissen spielt knapp unter 1.3 und der alternde Raymond liegt in der Liga bei einem Durchschnitt von knapp über 1.1. Das Spiel entwickelte sich zäh, die Bälle kommen immer wieder in heiklen Positionen zum Stehen, und beide Spieler kommen nicht richtig in Schwung. Jorissen fehlt ein Punkt zum Sieg, und er lässt ihn aus.  Raymond braucht sieben, und er hat eine gute Position. Fast kann man vorhersagen, was nun passiert: eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs ... dann der unerwartete Fehler. Eine Aufnahme später gewinnt er doch noch: 42 – 41. Raymond mag schon 80 sein und muss niemanden mehr irgendetwas beweisen; aber immer noch hat diesen Siegeswillen und ärgert sich über sich selbst, wenn er einen vermeidbaren Fehler macht. Nach dem Matchpunkt kommentiert er (laut): “Wenn ich den ausgelassen hätte, wär mein Queue in Stücke gegangen.“ 

In der zweiten Runde kreuzen Kurt und Peter de Backer die Klingen. Ich war überrascht, in welch entspannter Atmosphäre das Match ausgetragen wurde. Zwei Alphamännchen, zwei Billardspieler, durchaus bekannt, dass sie an einem guten Tag schon furchteinflößend ums Brett agieren können. Zeig ihnen, wo deine Schwäche liegt, und sie werden dich überrennen; aber heute Abend kein Ego-Zusammenprall, sie haben Spaß und zeigen es, und zwischendurch wird ein Demo-ball für die Galerie serviert. Kurt war einen Tick effektiver mit 50 - 44 in 40.  

Am anderen Tisch war die beste Qualität an diesem Abend zu genießen: Peter Ceulemans hatte ganz offensichtlich nicht vor, gegen Eddy Merckx zu verlieren, ohne ihm richtig Kontra zu geben. Der stärkste von den vier Ceule“männern“ führt bald deutlich: 23 -10 und später 43 - 26. Dann schlägt Eddy mit einer Achter- und einer Siebenerserie zurück. Peter spielt die Bälle nicht mehr mit der Entschiedenheit, die er in den ersten Aufnahmen an den Tag gelegt hat, die Ziellinie so nah und doch so weit weg. Merckx kann sich zweimal aus schwierigen Lagen retten mit einer von seinen Speziallösungen: lang-lang-lang (warp-Geschwindigkeit ... schneller als das Licht!) und gewinnt 50 - 49 in 28. Ob es glaubst oder nicht - sein 43. Punkt war tatsächlich lang-lang-lang-lang-lang-lang. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass er bei diesem Ball der Beste auf der Welt ist.

Was könnte nun interessanter sein als eine Spielanalyse von Raymond Ceulemans selbst? Ohne Frage ist er stolz auf seine Enkel, aber er sucht keine Entschuldigungen, wenn sie Fehler gemacht haben.

„Peter hat in der zweiten 22. Aufnahme das Heft aus der Hand gegeben.“ (Dabei stellt R.C. die Position auf dem Tisch genau auf!) „Er hat Angst vor dem Konter. Was macht er also? Er trifft Ball zwei sehr voll. Nun, richtig, jetzt gibt‘s da keinen Konter mehr ... aber er lässt den Punkt aus. Manchmal musst du den Konter um einen Zentimeter vermeiden und nicht um mehr als eine Ballbreite. Macht er den Punkt, dann hat er so gut wie sicher Stellung für eine Serie. So macht Eddy acht, weil er ausgelassen hat.“

Und dann macht er eine weitere Bemerkung, die ich saukomisch fand: 

„Ich weiß, dass Peter wesentlich besser gespielt hat als ich heute Abend. Aber ich hab doch das Recht, das zu kommentieren, oder? Immerhin habe ich doch das eine oder andere Turnier gewonnen, früher ... in den guten alten Tagen ...“

Ja, Raymond, Du darfst das kommentieren. Und gerade eben hast du wieder einen ersten Preis gewonnen, in der Disziplin: Untertreibung des Jahres.

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