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Billard Karambol - Karambolage - Europameisterschaft - Brandenburg (GER)

Kommentar zur EM in Brandenburg

Gepostet von am 23. April 2013

Kommentar zur EM in Brandenburg

© KOZOOM
Zusammenfassung der EM 2013 in Brandenburg

Am Tag meiner Ankunft in Brandenburg, Donnerstag, 11.04.2013, checkte ich im Axxon Hotel ein und wurde zufällig Zeuge eines Telefonates an der Rezeption. Ein Anrufer, möglicherweise ein Tourist, erkundigte sich nach einem Zimmer. Darauf der Portier: "Ein Zimmer? Wir haben die Billard-Europameisterschaft in der Stadt! Ein Zimmer, unmöglich. Tut mir leid." Es war nicht so sehr der Inhalt, sondern die Selbstverständlichkeit, mit der der Portier den Anrufer enttäuschte. Das klang nicht nach einer kleinen unbedeutenden Sportart, die am Abgrund steht und nur noch in verdreckten Hinterzimmern einer Kneipe zu finden ist. Nein, das klang wie Buchmesse Frankfurt, Cebit Hannover, Grüne Woche Berlin. SO IST DAS.

Deshalb ist ein großer Gewinner dieser Veranstaltung der Billardsport selbst. 

Der Billardsport hat für sich immer in Anspruch genommen, etwas Besonderes zu sein. Die Besonderheiten wird er immer behalten, aber von einigen muß sich auch unser Sport verabschieden. In den letzten Jahren sind immer mehr Großveranstaltungen entstanden. Und es war immer ein Erfolg. Natürlich müssen die Verbände die Interessen der Sportler erfüllen, aber sie müssen auch die Entwicklung der Sportart im Auge behalten und die Darstellung in der Öffentlichkeit. All dies ist in Brandenburg gelungen. 

Meine Eltern (76 und 75 Jahre alt) haben mein erstes Gruppenspiel im Dreiband gegen Jean-Paul de Bruijn live am PC-Bildschirm gesehen. Zusammen mit der Putzfrau und meinem Bruder haben sie miterlebt, wie ihr Sohn kämpfte und ganz gut mithalten konnte gegen den Ex-Vizeweltmeister aus den Niederlanden. Und nun denken wir einmal "nur" 5 Jahre zurück. Damals wäre es undenkbar gewesen.

Ich bin sicher, dass es von diesen Geschichten Unzählige gibt. Eltern, Großeltern, Familie und Freunde, vielleicht auch Trainer und Clubkameraden wurden Zeuge der Partien in Brandenburg. Und das ist genauso bedeutsam, wie eine Weltrekordserie im Dreiband. 

Ich erinnere mich an die Schlußzeremonie der Olympischen Spiele von London 2012. Zu Emeli Sandé "Read all about it" waren Bilder der Spiele zu sehen, von Siegen, von Enttäuschungen, von jubelnden Zuschauern und zu Tränen gerührten Gewinnern. Am Sonntag Abend, dem Abschluß in Brandenburg, erinnerte ich mich wieder daran, denn diese EM hatte etwas vom Flair der ganz großen Sportwelt.

Die CEB und Wolfgang Rittmann waren mit dem Ziel angetreten, den Billardsport auf eine ganz neue Stufe zu heben. Ein ehrgeiziges Ziel, an dem sie auch in den nächsten Wochen und Monaten gemessen werden. Ob dies gelungen ist, kann man noch nicht abschließend bewerten, aber der Weg, der mit dieser Veranstaltung eingeschlagen wurde, ist richtig. 

Es verwundert auch nicht, dass Deutschland das Land ist, dass diese EM ausgetragen hat. Deutschland ist bekannt für die Ausrichtung von Großveranstaltungen, hierzulande ist Perfektion Programm, gleichwohl wird man daran auch gemessen. Allerdings, welches andere Land hätte sich dies so zugetraut? Natürlich gibt es Kritiker und natürlich gibt es Pannen in 10 Tagen. Dies sind logische Begleiterscheinungen, die man ernst nehmen sollte, die aber nicht die Durchführungsform an sich in Frage stellen. 

Die Preisgelddiskussion der Frauen-Dreiband-EM ist eine unschöne und wohl auch unnötige öffentliche Diskussion geworden. Dieser Talkshow-Charakter eines, insbesondere für die betroffenen Frauen, ernsten Themas ist nicht geeignet Lösungen herbeizuführen. Es ist wie im richtigen Leben, wer zu hart zuschlägt, zerstört auch die Chance auf eine Einigung. Welchen Sieger dieser Debatte soll es denn nun geben? Und vor allem; welchen Verlierer.

Zurück zum Sport. Was die CEB, was Brandenburg gezeigt hat, war eine grandiose Symbiose aller Disziplinen, die der Karambolsport bietet. Doch das allein war noch nicht alles. Gleichzeitig wurden auch die Frauen und der Nachwuchs integriert. Eine wunderbare Kombination. Die Jugend in unmittelbarer Nähe zu ihren großen Vorbildern. Da spielt also ein 17-jähriger auf dem kleinen Billard Freie Partie und direkt daneben spielt Torbjörn Blomdahl sein EM-Match im Dreiband. In welcher Sportart gibt es das schon? Deutschland gewann in den 10 Tagen von Brandenburg eine Goldmedaille. Es war dem Nachwuchsspieler Tobias Bouerdick vorbehalten, der einzige Goldjunge zu werden. Vielleicht ist er ein Beispiel dafür, welchen Ansporn die Kombination von Profis und Nachwuchs geben kann.

Was sollte die Auswertung der EM ergeben? Vielleicht gibt es durch die CEB einen Aufruf an alle Nationen, ihre Sportler zu befragen, was sie positiv und was sie negativ fanden. Daraus könnte man mit wenig Aufwand bereits jetzt die Grundlage für 2015 schaffen. Und auch hier ist es wie im richtigen Leben. Die Selbstreflexion reicht oftmals nicht aus. Die Anregungen müssen auch von anderer Stelle kommen, sofern man das will. Aber davon gehen wir mal aus.

In diesem Sinne

Markus Schönhoff 

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