RAVENSBURG - Rückblicke auf zu Ende gegangene Sportperioden lohnen sich nur, wenn es wirklich außergewöhnliches zu berichten gibt. Seriensieger sind gut für die Statistik, aber können nicht wirklich begeistern, obwohl deren sportliche Leistungen zweifellos höchsten Respekt verdienen.

In den letzten 15 - 20 Jahren hat sich der Dreibandsport enorm entwickelt und auch gewaltig verändert. In den großen Einzelwettbewerben findet man kaum noch die Seriensieger, die es einmal gab. Vorhersagen sind schwer bis unmöglich und allemal Glückssache. 

Anfang der Saison 2014/2015 machte die DBU eine einzige Änderung, die allerdings einschlug wie eine Bombe. Nach langen Jahren der Weigerung änderte man die Ausländerregel und erlaubte ab sofort den Einsatz von zwei Ausländern pro Team. Und so wurde die Planung der Bundesliga-Teams schnell geändert, denn allen war klar, dass Meistertitel und Klassenerhalt nur unter Zuhilfenahme dieser neuen Regel machbar ist.

In Ravensburg obliegt diese Planung einem Ein-Mann-Team. Gürhan Kabak führte sein Team in drei Jahren aus der Oberliga in die 1. Bundesliga und ist vom Erfolg besessen. Kabak witterte seine Chance auf den Titel und plante nun mit einer türkischen Doppelspitze, bestehend aus Tayfun Tasdemir und Murat Naci Coklu. Beide Weltklassespieler gehören schon seit Jahren zum Kader in Ravensburg, nur konnten sie nie gemeinsam auflaufen. Dieses Manko war nun beseitigt und Ravensburg machte sich auf den Weg zum Titel. 

Was dann in den folgenden 18 Spieltagen passierte, ist hinreichend bekannt. Ravensburg spielte erfolgreich, siegte wo es möglich war und leistete sich kaum Ausrutscher. 

In die Geschichte ging der 25. Oktober 2014 ein, als Ravensburg zu Hause den BC Elversberg empfing. Der BC Elversberg ist eine Spitzenmannschaft und einer der erfolgreichsten Vereine in Deutschland. Doch dieser 25. Oktober wurde einer der bittersten Niederlagen überhaupt. Mit 8:0  gewann Ravensburg und spielte dabei mit 1,951 MGD einen neuen Deutschen Rekord. Nur 2 Aufnahmen war man von der magischen 2 MGD-Marke entfernt.

Am Ende der Saison war es dann vollbracht. Nach 16 Siegen und 2 Niederlagen lagen die Ravensburger 5 Punkte vor Bergisch-Gladbach als Vizemeister und gewaltige 13 Punkte vor dem GT Buer als Bronze-Team. 

Im Jahr zuvor platzierte sich das Team als Aufsteiger auf dem 6. Platz und krönte seine noch junge Vereinsgeschichte nur ein Jahr später mit dem Meistertitel.  

Es ist ein Gemeinschaftsprojekt von einem gleichmäßig stark spielenden Team und einem Teamchef Gürhan Kabak, der die richtigen Entscheidungen traf und so den Erfolg erst möglich machte.

In wenigen Monaten beginnt nun das Jahr zwei nach Änderung der Ausländerregel und der interessierte Billardfan hörte schon von einigen spektakulären Neuzugängen. Man darf getrost davon ausgehen, dass die 1. Bundesliga noch stärker werden wird. Und es dürfte schwer werden für den Ravensburger BC, seinen Titel zu verteidigen. Allein die Aufsteiger, mit dem BC Magdeburg und dem BC München, kommen mit superstarken Teams daher. Man hört aus Krefeld, dass die Mannschaft erfolgreich eingekauft hat, um diesmal den Klassenerhalt nicht erst am letzten Spieltag klar zu machen. Und bei Bergisch-Gladbach macht ein großartiges Comeback die Runde, auf das man sich freuen kann. 

Alles beste Voraussetzungen, um die neue Saison zur vielleicht besten und spannendsten in der Geschichte der 1. Bundesliga Dreiband werden zu lassen.

Und der Titelverteidiger? Teamchef Gürhan Kabak verbringt viel Zeit damit, die Mannschaften zu analysieren und die Einsätze seiner Stars zu planen. Der strategische Teamchef gibt in seinem Understatement zunächst den Klassenerhalt als Saisonziel aus. Mit diesem Ziel dürfte er beim näheren Betrachten vielleicht gar nicht allein dastehen. Vielleicht traut sich tatsächlich kein Verein, vom Titel zu sprechen. Aber dann passiert er einfach.  

Wir werden es gemeinsam erleben!