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Billard Karambol - Dreiband - Bert's column (NED)

Sand- oder Rasenplatz oder besser Hardcourt?

Gepostet von am 6. September 2018

Sand- oder Rasenplatz oder besser Hardcourt?

Kozoom

Kolumne von Bert van Manen

Übersetzt von Andreas Volbracht

Wimbledon ist mein absolutes Lieblingsturnier, aber was wäre Tennis ohne Roland Garros, die US Open und Melbourne? Jeweils andere Spieler glänzen, Aspekte des Spiels, die auf dem einen Platz eine Schlüsselrolle spielen, können auf anderen unbedeutend sein. Niemand käme auf die Idee, für Flushing Meadows einen Rasenplatz anzulegen oder Roland Garros zum Hardcourt-Turnier zu machen. Kartoffeln und Reis sind o.k., aber dann und wann willst du Pasta – basta! 

Mit dem Modus der Dreibandturniere ist das nicht anders. Die Weltmeisterschaften, wie sie heute sind, haben ein solides Format, und ich denke, für die kommenden vier, fünf oder sechs Jahre gibt es  keinen dringenden Bedarf, drastische Veränderungen vorzunehmen. Aber wir haben auch andere Austragungsmodi, und das ist gut so. Das Scotch Double ist nicht gerade das, worüber ich vor Begeisterung zu kreischen anfange, aber wenn es Februar wird und weil Viersen gleich um die Ecke liegt, werde sicher da sein und werde es genießen. Das WM-Format mit dem 48er Feld steht immer in der Kritik, weil die Teilnehmer zur Hälfte aufgrund ihrer Leistung ermittelt werden und die andere Hälfte eingeladen wird. Aber auch dafür gibt es (sehr) gute Gründe, und ich habe in meinem Leben noch keine uninteressante 3-Band-WM gesehen. Neueste Errungenschaft bei unseren Turnierformaten: das 3CC Masters mit computergenerierten Positionen. Das haben wir bisher nur einmal gehabt, mir hat es nur halb gefallen. Aber ich glaube nicht, dass es interessant genug ist, jedes Jahr mehrere solcher Turniere zu veranstalten, denen der Reiz der Mann-gegen-Mann-Dynamik in Angriff und Verteidigung fehlt. Einmal im Jahr finde ich OK.   

Das McCreery-Turnier im August ging einen anderen Weg als Welt-Cups und WM: Statt einen neuen Modus einzuführen, wurde ein alter wiederbelebt: Round Robin – jeder gegen jeden. Vielleicht zähle ich schon zu den Fossilien, aber ... mir gefällt das. Bei einem Turnier im Round Robin Format trifft jeder Spieler tatsächlich einmal jeden anderen Spieler. Ein guter Turnierchef (und Charles Brown ist genau das) wird dafür sorgen, dass die entscheidenden Spiele in der/n letzten Runde/n stattfinden. Auf der Minusseite bleibt anzumerken: Es wird Begegnungen an den letzten beiden Turniertagen geben, in denen es nur um Platz 12 oder 12 und einen kleinen Unterschied im Preisgeld geht. Das wird kaum jemand interessieren. Auf der positiven Seite bleibt: Im Round Robin schwimmt am Ende das Fett immer ganz oben. Genauso und deshalb hat Raymond Ceulemans die meisten seiner 23 Weltmeistertitel gewonnen.

Bei KO-Turnieren, wie bei den Welt-Cups, kann auch ein großer Spieler von einem kleineren rausgekickt werden, wenn der einen Glanztag erwischt. Shin Dae Kwon - Jaspers in Ho Chi Minh 2015 fällt mir dabei ein oder Zapata - Caudron in Blankenberge 2018; dir werden andere einfallen. Anders in einem Round Robin Turnier mit 12 Spielern; da  haben die besten vier immer höhere Durchschnitte als die letzten vier. Das R-R-Format misst die Qualität über eine ganze Woche, nicht die an einem Tag. Da kannst du ein- oder zweimal unglücklich verlieren, aber nicht fünf- oder sechsmal. Das war in New York nicht anders, wo Caudron, Merckx, Jaspers und Sayginer die Top Vier waren. Sie waren in dieser Woche einfach die besten Spieler. Dani Sánchez und Sung Won Choi glänzten mit gutem Durchschnitt, aber schwächelten zu oft. Haeng Jik Kim war dicht dran an den letzten Vier, aber er wurde von Marco Zanetti im letzten Spiel zurückgestutzt. Marco`s Geschichte in diesem Turnier war mehr als seltsam: er fängt an mit vier Niederlagen in Folge, kläglicher 1.228 Durchschnitt, dann gewinnt er sechsmal hintereinander und steigert sich von 1.228 auf 1.526.

Kurz gesagt: Ich schätze Round Robin, weil es so ehrlich ist. Sieh es mal so: Bei einem WeltCup ist  der Sieger IMMER unbesiegt. Im  Round Robin (Jeder gegen jeden) ist er das fast nie. Caudron war der beste Spieler beim McCreery, der beste Spieler der Welt als absolut verdienter Sieger. Aber er hat VIER seiner dreizehn Spiele in New York verloren, weil es ein so starkes Feld war. Im KO-System wird die Schwäche eines Spielers vielleicht verborgen, das Round Robin macht sie sichtbar. Damit wird der Sieger nicht kleiner ... eher größer.     

Mein abschließender Gedanke über Austragungsmodalitäten, Formate: Wir haben genügend. Vor ein paar Jahren haben wir uns wie die Verzweifelten bemüht, Innovationen zu entwickeln, mit denen wir unseren Sport besser auf die Bühne bringen könnten. Heute gibt´s eine gewisse Entspannung: Der Sport macht eine gute Figur und die  Spitzenspieler verdienen etwas Geld. Der Spielplan ist voll, es gibt viel Abwechslung. Was wir NICHT tun sollten: ... versuchen, den Charakter des Dreibands so zu verändern, dass es ein Massensport und ein Sport für großes Publikum wird. Wenn es eines gibt, was wir wirklich ernsthaft angehen SOLLTEN, dann ist es das: Kinder und Jugendliche zum Billard heranzuführen. Dafür müssen wir Zeit und Geld investieren. Weil wir, du genau wie ich, älter werden. 


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