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Billard Karambol - Dreiband - Bert's column (NED)

Setz dich hin und halt die Klappe.

Gepostet von am 7. November 2019

Setz dich hin und halt die Klappe.

Kozoom

Kolumne von Bert van Manen

Übersetzt von Andreas Volbracht 

Der Unterschied zwischen einer erstklassigen Dreiband-Partie mit 2.500 Durchschnitt und einer mittelmäßigen mit 1.000 Durchschnitt ist kleiner als du denkst. Der Spieler, der  40 in 16  gemacht hat, muss nicht unbedingt in Topform gewesen sein, und der Spieler, der mit 40-22 in 22 untergegangen ist, hat nicht unbedingt einen nach dem anderen Fehler produziert. Der Teufel steckt im Detail, und ein paar davon können ein Match umdrehen. Die Wissenschaft, die dieses Phänomen untersucht, heißt ab jetzt "Cenet-ologie".  

Ob mir Lütfi nicht leidtut? Absolut. In diesen sechs Aufnahmen in Veghel - den ersten drei gegen Jaspers und den ersten drei gegen Haeng Jik Kim -  spielt er das beste Dreiband seines Lebens. Aber: Hut ab und respektvolle Verbeugung vor HJK, der in der Reaktion darauf geradezu übermenschliche Widerstandskraft an den Tag legt, um "Veghel" zu gewinnen. Aus meiner Sicht war seine mentale Leistung noch stärker als sein Billard.  

Details, auf die es ankommt: Da ist der eine Ball, der – unglaublich, aber wahr - durch das lächerlich kleine Loch geht, der steht nicht für den einen Punkt. Das hätten zwei oder drei weitere werden können. Du hättest deine Serie auch mit einer wohlüberlegten Defensive beenden können und damit deinen Gegner zu einem Fehler zwingen können, der dir die Chance auf eine weitere Serie eröffnet. Zehn Punkte Unterschied wegen einer Ungenauigkeit von 6 Millimetern nach 3 Banden? Das ist keineswegs spektakulär oder selten. Es passiert in fast jeder WeltCup-Partie. Zwei solcher Wendungen in der Partie, und schon wirds eng. Drei zu deinen Gunsten, keine für den Gegner: so easy zu gewinnen. Für einen Turniersieg braucht es volle Konzentration auf die kleinen Details und ... ein bisschen Glück.

Warum war der WeltCup in Veghel ein solcher Erfolg? Weil die Organisatoren alle Details (!) richtig gemacht haben und ... ein bisschen Glück hatten. Ein niederländischer Spieler, der ein paar Qualifikationsrunden um Haaresbreite übersteht, hat dazu beigetragen. Ein Weltmeister, der eine 24er Serie macht und damit die bisherige WeltCup-Höchstserie einstellt, auch das hat der Veranstaltung gut getan. Und denken wir ein Jahr zurück: da wird ein potenter Sponsor gefunden, der über einen ganz besonderen Raum verfügt, der zum Veranstaltungsort umgestaltet werden kann: verdientes Glück, wenn so hart daran gearbeitet wird, ein Ziel zu erreichen.  

In den letzten zehn Jahren ist viel an Erfahrung gewonnen worden, wie man bei einem Billardevent mit den im Lauf der Zeit veränderten Erwartungen der Zuschauer umgehen sollte.  Du kannst die Leute nicht mehr einfach dafür abkassieren, dass sie sich vier Stunden lang auf einen Stuhl setzen und die Klappe halten dürfen. Die erwarten einen Tagesausflug mit Unterhaltung, Essen und Trinken. Veghel hat das geboten in einer erstklassigen Präsentation. Auch die Tage der feierlichen Stille sind passé, und das gute alte Fingerschnippen wird abgelöst von jubelnder Begeisterung und lautem Beifall. Ob das die Spieler nicht stört? Ich wette, dass 8 von 10 lieber unter den Bedingungen von heute unter denen von gestern spielen.  

Es gibt eine Menge Dinge, die stimmen müssen, damit eine Veranstaltung funktioniert. Gastlichkeit ist ein entscheidender Faktor. Sowohl die Fans als auch die (Sub-)Sponsoren müssen sich willkommen fühlen. Gib den Geschäftsleuten eine VIP-Box, damit sie sich wichtig fühlen - die haben dein Event mitfinanziert, die SIND wichtig! Sorge dafür, dass die Spieler vor und nach den Spielen noch eine Weile vor Ort sind. Egal, ob in der Lobby, in der Bar oder im Restaurant, das spielt keine Rolle. "Hey, wir da haben Fotos mit Jae Ho Cho und Jung Han Heo gemacht! Und wir haben uns mit Tayfun Tasdemir unterhalten!" Für viele Fans ist es das, was sie als Höhepunkte von ihrer WeltCup-Reise nach Hause mitbringen und weitergeben.  

Musik, noch so etwas, die man richtig und falsch machen kann. GROSSER Fehler in Blankenberge 2018 und 2019, Ereignisse, bei denen sonst alles hervorragend funktionierte. Hintergrundmusik, die die eine Hälfte des Publikums mag, und die andere Hälfte fängt an zu würgen – indiskutable Auswahl! Musik muss so ausgesucht sein, dass 95% der Leute sie nicht ablehnen und sie die meiste Zeit kaum wahrnehmen. Musik, laut genug, damit man die raschelnde Pommes Tüte oder das Husten der erkälteten Zuschauer nicht hört, aber nicht so laut, dass du sie ständig zuhören musst.   

Von dem, was sich in den letzten zehn Jahren geändert hat, was war am wichtigsten? Das Produkt ist besser geworden. 

Mit einiger Unterstützung aus Asien haben wir den Sport neu erfunden; unsere Turniere sind doppelt so spannend, weil die Ergebnisse nicht mehr vorhersehbar sind. Vietnamesischer Nobody im Halbfinale, spanischer Youngster im Halbfinale, vier Champions verlieren im Viertelfinale. Ich meine nicht, dass es fürs Billard besser wäre, wenn Dick Jaspers nie wieder gewinnt. Aber diese neue Weltordnung, in der mindestens dreißig Spieler ein großes Turnier gewinnen können, ist ein Glücksfall.   

Der niederländische Kabelriese Ziggo hat den Veghel-WeltCup drei Tage lang auf seinem Sportkanal für die Abonnenten übertragen. Zwei Kommentare, die ich von Ziggo-Produzenten im Studio gehört habe: "Das ist viel aufregender, als wir uns Billard vorgestellt haben." "Tolle Bilder (zur Verfügung gestellt von Kozoom), und der Mix aus Denken und Gefühl, Intellekt und Emotion, das hat seinen besonderen Reiz." (Ja, kluge Jungs, die da  bei Ziggo arbeiten).  

Die Billardwelt mag momentan harte Zeiten durchlaufen, aber noch nie sind bessere gab es bessere Aufzeichnungen auf unseren Bildschirmen zu sehen gewesen. Wenn Kozoom aus "Veghel" eine Zusammenstellung aller Highlights machen würde, bei denen es spontanen Beifall gab, dann würde das Video länger dauern als ein James Cameron-Film.  

Also alles paletti? Wir dürfen uns zurücklehnen und unsere Dreiband-WeltCups genießen, die sich jetzt in makellosem Zustand präsentieren? Bei aller Liebe: nein! 

Von entscheidender Bedeutung - in absteigender Reihenfolge: 

a) Arbeiten wir daran – und zwar beide Seiten –  , dass diese blödsinnige Trennung der Spieler in zwei Veranstaltungsreihen beendet wird.

b) Korrigiert das ungerechte System bei der Vergabe von Ranglistenpunkten. Die  Meisterschaft bei der Afrika-Conferation kann nicht die gleiche Punktzahl bringen wie die in Asien, in Europa und in den Amerikas.

c) Schafft Transparenz bei der Vergabe von WeltCup-Wildcards. 

Weltweit interessiert sich kaum ein Fan für die Billardpolitik, aber alle merken sehr schnell, was fair ist und wo es das nicht ist. 

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