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Billard Karambol - Dreiband - Bert's column (NED)

So neu. So lang. So schlecht.

Gepostet von am 29. November 2017

So neu. So lang. So schlecht.

Kozoom

Kolumne von Bert van Manen

Übersetzt von Andreas Volbracht

Die koreanische Billard Föderation hat vor einigen Tagen ein Turnier in Seoul für Senioren ab 60 veranstaltet.

Eine schöne Idee! Ich fühlte mich geehrt, unter den eingeladenen Spielern zu sein. Es war meine erste Reise nach Korea und eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde.

Über das Ereignis selbst gibt`s nicht so viel zu sagen, denn vom Standpunkt eines Billardfans war es ein bisschen enttäuschend. Die drei großen Namen auf der Gästeliste Ceulemanns, Dielis und Bitalis haben aus verschiedenen Gründen alle abgesagt. Tatsuo Arai aus Japan sah wie der sichere Favorit aus, da die großen Namen fehlten, und so kam es auch.

Vom amerikanischen Kontinent nahmen zwei Spieler teil: Roberto Rojas (Mexiko) und Jaime Bedoya (Kolumbien). Zwei Europäer waren dabei: Paulo Andrade (Portugal) und Bert van Manen (Niederlande). Von diesen vier schaffte es nur Rojas ins Viertelfinale, wo er von Arai geschlagen wurde.

Bester nicht-asiatischer Spieler im Feld war Mohsen Fouda aus Ägypten, der geteilter Dritter/Vierter wurde. Die anderen 27 Spieler kamen alle aus Korea oder Japan.

Wenn die KBF als Gastgeber für 2018 oder 2019 an eine Neuauflage dieses Ereignisses denkt (was ich begrüßen würde), könnten sie auch an Spieler denken wie Connesson (Frankreich), Theriaga (Portugal), Kühl und Müller (Deutschland), Habraken (Niederlande), Hallon (USA), Laursen und Lieberkind (Dänemark), Menheer und Stroobants (Belgien). Das sollen nur ein paar Vorschläge sein,  weil diese Spieler schon einige schöne Vorstellungen in WeltCups abgeliefert haben; kein Zweifel, dass man auch an andere denken könnte.

Dieses „Welt-Legenden“ Ereignis wurde in einem schönen Gebäudekomplex mit Hotel, Konferenzräumen und Bibliothek gespielt auf  sechs koreanischen Min-Tischen mit Gorina Tuch und neuen Diamond Bällen. So dankbar ich der Organisation bin (die koreanische Gastfreundschaft war überwältigend), muss ich doch auch etwas Kritisches sagen. Wenn man sich mit Billard so lange beschäftigt habe wie ich, dann hat man diesen Fehler wieder und wieder gesehen: Man bezieht die Tische am Abend vor dem ersten Spieltag ... und was kommt dabei raus? Ultra-schlüpfrige Bedingungen und  schwache Turnierdurchschnitte.

Vorweg eins: ich sage nicht, dass Min und Gorina schlechte Produkte herstellen. Diese Min-Tische mit dem Gorina Tuch werden sich nach einer Woche traumhaft bespielen lassen. Aber völlig neue Banden und Tücher, auf denen überhaupt noch nicht gespielt wurde? Das schafft Bedingungen, die für den durchschnittlichen Spieler schlicht und einfach zu schwierig sind. Ich meine, dass sogar Weltklassespieler kämpfen würden, auch nur 80 % ihres normalen Durchschnitts zu erreichen, wenn die Banden so reagieren wie da. Das war nicht einfach nur „neu“ in Paju Book City, es war verrückt, es war Holiday on Ice und die Bälle bewegten ungefähr sich so berechenbar wie ein betrunkener Ire am St. Paddy Day.

Du konntest alles vergessen, was du je über Diamantsysteme zu wissen glaubtest. Berechne einen Vorbänder, und du liegst glatt 20 Punkte daneben. Jeder leichte Ball wird ein schwerer, jede mittelschwere Position wird ein Ratespiel, und ein schwerer Ball wird ein unmöglicher Ball. Wie sollst du einen Spielball kontrollieren, der sich einfach weigert zu rollen und nur rutscht und rutscht und rutscht.

Zwei weitere Feststellungen: 1) Tische wie diese mögen brandneu sein, aber sie sind alles andere als schnell; sie werden ihre optimale Geschwindigkeit erst erreichen, wenn sie eingespielt. 2) Die Bälle scheinen an der Bande zu kleben, wenn sie zum Stehen kommen. Damit werden die Stellungen noch schwerer.

Klar, dass es da ein Organisationsproblem gibt und eine Kostenfrage. Nehmen wir die WM in Bordeaux 2015 als Beispiel (Gabriels Tische und Gorina Tücher), wo die Bedingungen am ersten Tag vergleichbar waren mit denen in Seoul. Man kann nicht einfach sagen: nun gut, dann mieten wir eben das Palais de Congres für drei weitere Tage und bauen die Tische früher auf,  oder lass uns die Tische woanders aufbauen, dann werden sie ordentlich eingespielt, wieder auseinandergebaut, und dann bauen wir sie wieder in der Spielstätte neu auf. Das wäre ohne Frage zu teuer.

In WeltCups fungieren die PPPPQ, die PPPQ und die PPQ als natürliche Lösung für dieses Problem. Die Spieler in den ersten Runden erledigen die notwendige Arbeit, um normale Spielbedingungen herzustellen. Sie leiden am Montag und Dienstag, damit am Freitag und Samstag die großen Namen glänzen können. Ich fühle mit den Qualifikanten, ich war oft genug selbst einer von ihnen; aber das ist eine Situation, mit der ich leben kann. Wenn du aber kein Feld von 128 hast, dann gibt‘s keinen Montag, keinen Dienstag, und dann sind die Spieler mit Recht irritiert und verärgert. Das Turnier wird in keinem Fall die Propaganda für den Sport sein, die man sich erhofft hat.

Die Organisatoren sollten sich mit den führenden Materialherstellern im Billardbereich so früh wie möglich zusammensetzen. Die haben nicht nur einen erheblichen Kenntnisreichtum, was die Eigenschaften von Bällen, Tischen und Tüchern angeht, sie sind auch daran interessiert, mehr zu erreichen, als mal eben was zu verkaufen. Sie werden alle Anstrengungen unternehmen, aus einem Billardereignis einen Erfolg zu machen. Gute Durchschnitte sind da ein entscheidender Faktor -  für die Spieler, die Zuschauer und nicht zuletzt für´s Geschäft.

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