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Billard Karambol - Dreiband - Bert's column (NED)

Sollten die holländischen Kronjuwelen aufpoliert werden?

Gepostet von am 23. November 2017

Sollten die holländischen Kronjuwelen aufpoliert werden?

Kozoom

Kolumne von Bert van Manen

Übersetzt von Andreas Volbracht

Ich habe mir zunächst eine einfache Frage gestellt. Was sind die Kronjuwelen im holländischen Dreiband? Wir haben drei:

Dick Jaspers. Der beste Spieler, den wir je hatten: 22 WeltCups, drei Weltmeisterschaften, vier europäische, 19 holländische Meistertitel, Sieger in 56 Ranglistenereignissen, Inhaber jedes vorstellbaren holländischen Rekords und ...  vor jedem Spiel isst er eine Banane. Dick ist der ultimative Profi.  Er ist einfach eine Klasse für sich.

Unsere Liga. Der erste Mannschaftswettbewerb, der über nationale Grenzen hinausging.  20 Jahre lang war es die stärkste Liga der Welt. Blomdahl, Ceulemans, Sánchez, Zanetti, Merckx, Komori, Caudron, Nelin, Carlssen, Tasdemir, Coklu, Horn, Leppens, Forthomme. Jeder Weltklassespieler hat mindestens ein paar Saisons in unserer ersten Liga gespielt und viele der europäischen Dreibandgrößen verdanken die Entwicklung ihrer Spielstärke auch dieser beinharten Konkurrenz. 

Unser Masters Turnier. In meinen Augen das beste Ereignis des Jahres (auf holländischem Boden). 1987 hat es angefangen mit Arie Weijenburg als Sieger im ersten wie im zweiten Jahr. Seit dem war es grundsätzlich ein schöner großzügiger Topf Jaspers-Suppe mit ein paar Fleischbällchen De Bruijn und Burgman. ( .. und den Einmal-Siegern Arnouts, van Kuijk und van Erp). Unvergessliche Jahre in Veghel! Ein paar organisatorische Pannen in  Nijveldal, Schwamm drüber, und nun gibt‘s ein neues Leben in Berlicum, über das jeder glücklich sein kann.

Das Masters 2018  steht schon vor der Tür. Ich denke, das wird genauso gut wie 2016 und 2017. Die B.E.N. Stiftung, die das organisiert, weiß, was sie tut. Das Ambiente ist phantastisch, aber da gibt es etwas, was mir Sorgen macht.

Die holländischen Spieler haben keine Fortschritte gemacht. 

Versteht mich nicht falsch: auch ich finde es absolut aufregend, wenn von Kujik mit einer 25er-Serie ausmacht, und ich finde super spannend, wenn wie aus dem Nichts etwas so Tolles passiert wie diese 40 in 11 Aufnahmen von Demming, die 40 in 10 von Valentijn, der YouTube Hit von van der Spoel, Glenn Hofmann, der im Nachstoß  17 macht. Keiner freut sich mehr darüber als ich; Dave, Barry, Jean, Therese und Glenn haben meine volle Unterstützung, wo immer sie auch spielen. Aber ich bin nun mal ein Mann der Zahlen, und die Zahlen sehen nicht gut aus. Sehen wir uns mal die Turnierdurchschnitte unserer Masters Turniere an: 

2017 -   1.183

2016 1.187

2015 - 1.160

2014 1.231

2013 1.129

2012 - 1.246

 

und ein kleiner Rückblick auf die goldenen Jahre in „Veghel“:

 

2005 1.223

2004 1.234

2003 1.242

 

In den letzten zehn Jahren haben sich in Vietnam und in der Türkei die 08/0.9 Spieler zu 1.4/1.5 Spielern entwickelt, die Koreaner sind von 1.1 auf 1.6 oder sogar 1.8 geklettert und unser wunderbares Masters? ...  hat sich von 2003 bis 2017 überhaupt nicht entwickelt.

Gibt es eine Erklärung für diese Stagnation? Ja, es gibt Erklärungen, aber die sind kompliziert und alles andere als schön. Man könnte den Kopf in den Sand stecken und sagen: “Diese Ausländer in unserer Liga stehen den entwicklungsfähigen holländischen Talenten im Wege.“ Das wäre eine müde Entschuldigung wie von drittklassigen Politikern. Die wenigen holländischen Talenten, die wir haben (in der Kategorie 0.6 – 0.9, bessere kenne ich nicht), sollten ihre Fähigkeiten in einer niedrigeren Liga entwickeln und ihre Krallen schärfen, indem sie gegen 1.0 - Gegner spielen. Sie werden nicht wie von Zauberhand um 0.3 im Durchschnitt hoch klettern, bloß weil sie in der höchsten Liga spielen. Wenn du an sechs Wochenenden hintereinander 40 : 7 verlierst, dann bringt dich das nicht vorwärts, es macht dich kaputt.

Diese Ausländer in der holländischen Liga sind nicht „zu billig“. Diese holländischen Spieler sind zu teuer.

Wir sind einfach ein verwöhntes Pack. Wenn ich sage „wir“, dann meine ich natürlich nicht die wirklichen Topspieler. Die sind Profis, jeden Cent wert, weil sie Leistung bringen. Aber warum soll einer zwei, drei Klassen schwächer 100€ pro Match bekommen? Man kriegt für diese Investition nichts. Bloß weil der da ist, werden nicht mal 20 Getränke mehr verkauft,. Der Sponsor bezahlt, damit sein Team in dem Jahr vielleicht vierter statt wieder siebter wird. Wenn es ihm das wert ist -  o. k.. Aber das Geld ist futsch.

Das Salär, das diese Spieler bekommen, ist nicht „VERDIENTES“ Geld, es ist nur „VERGEBENES“ Geld. Diese Kultur hat sich in den in den neunziger Jahren entwickelt. Die großen Teams wie Minkels Products, TAS/ISMS, von Wanrooij, und Chrystal Kelly hatten reiche oder sogar superreiche Sugar Daddys, alle waren sie auf der Jagd nach den besten Spielern. Da hat es nicht lange gedauert, bis die eben nicht mehr ganz so guten Spieler auch gedacht haben: „Wenn der 500 Gulden pro Match wert ist, dann sollte ich doch mindestens 200 bekommen.“

So entstand in wenigen Jahren eine Billardwirtschaft, in der Dutzende und weitere Kohorten von Spielern bezahlt wurden – nicht etwa für irgendeine Art von Arbeit, sondern nur, weil sie gut Billard spielen konnten. Diese Denke gibt es bis heute. Spieler denken: „Ich spiele Durchschnitt X, also steht mit Belohnung Y zu.“ Die Logik ist vielleicht verständlich; aber der Gedanke ist falsch.

Ich missgönne keinem meiner Kollegen seine Nebeneinkünfte. Aber ich wünschte mir, dass sie kapieren - insbesondere die jüngeren, insbesondere die, die mehr Talent mitbringen, als ich je hatte -, dass du nur vorwärtskommst in deinem Sport, wenn du einen unstillbaren, brennenden Ehrgeiz hast. Die Sorte Ehrgeiz, die türkische Spieler nach Holland fahren lässt, um dort für kleines Geld zu spielen; sie wollen Erfahrung sammeln, sie wollen lernen und wachsen, weil das für sie wichtiger ist als der Unterschied von 50 oder 100€. Das ist die Sorte von Ehrgeiz, die vietnamesische Spieler an den Tag legen, wenn sie drei Monatsgehälter ausgeben, damit sie an einem WeltCup teilnehmen können.

Der holländische Spieler sagt: „Ich fahr doch nicht zum WeltCup, wenn ich da nicht einigermaßen sicher Geld verdienen kann.“

Ehrgeiz, das ist: Du hast einen Traum, du bist bereit, dafür zu investieren und denkst dabei nicht an schnelle Rendite, du bist bereit, einen schmerzensreichen Weg zu gehen. 

Damit ist - auf eine wenig schmeichelhafte Weise - zumindest ein Teil unseres Problems beschrieben: 

Wir sind Erbsenzähler –  viel eher, als wir bereit sind, Sportler zu sein. 

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