BORDEAUX - Torbjörn Blomdahl ist der neue Dreiband-Weltmeister, der König der Billardwelt! Der schwedische Superstar gewann das Finale von Bordeaux gegen den Koreaner Dong Koong Kang mit 2:1 in der Verlängerung, nachdem es in 26 Aufnahmen 40:40 stand. 

Es war ein Endspiel, dass an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten war. In keiner einzigen Aufnahme führte Blomdahl. Während der gesamten Partie lief er einem Rückstand hinterher, welcher beim Stand von 37:22 am größten war. Spätestens dann realisierte Kang, dass er nur noch drei Punkte vom Titel entfernt war und der Rückstand selbst für einen Blomdahl im Nachstoß kaum zu schaffen wäre. Aber dann passierten dem Koreaner kleine Fehler, die Blomdahl nicht ungestraft lassen konnte. 

Es ist diese Psychologie im Hochleistungssport, die es dem Führenden plötzlich schwer machen, die Ziellinie zu erreichen, obwohl er bis dahin so sicher spielte. Und für den scheinbar Unterlegenen gilt, dass der Titel vielleicht schon zu weit entfernt ist und er geduldig auf seine Chancen warten kann. Kang MUSSTE, Blomdahl KONNTE! Keiner hätte es ihm übel genommen, wenn er dieses Match mit 40:28 oder so verloren hätte.

Genau deshalb vielleicht verschwand auch das Lächeln nicht aus Blomdahl´s Gesicht und er baute mit kleinen Serien weiter Druck auf. Am Ende sah er sich einem 6-Punkte-Rückstand vor dem Nachstoß gegenüber. Diesen Ausgleich schaffte er, aber den Titel hatte er deshalb immer noch nicht. Was spielt es schon für eine Rolle, ob man 40:30, oder erst in der Verlängerung verliert. Vielleicht ist der Schmerz größer. Gleiches galt allerdings auch für Kang, der dann zwar den Anfangsball löste, aber den zweiten verfehlte. Blomdahl brauchte also nur zwei Pünktchen zum Titel. Der Anfangsball kam wie immer traumhaft sicher, doch die Position danach war alles andere als leicht. Blomdahl löste auch diesen und riss die Arme in die Luft. 2:1 endete die Verlängerung für den Schweden, der damit nach dem Europameistertitel auch die Weltmeisterschaft gewann. 

Mit Standing Ovation wurde er anschließend geehrt und empfing die Glückwünsche der Platzierten und Organisatoren. 

Gemeinsam auf Rang drei endeten Daniel Sanchez und Eddy Merckx, die im Halbfinale an den späteren Finalpartnern scheiterten. Sowohl Sanchez, als auch Merckx, spielten ein glänzendes Turnier und wären ebenfalls würdige Weltmeister gewesen. Jeder drückte dieser WM seinen ganz persönlichen Stempel auf. Dani Sanchez mit seiner fulminanten Leistung gegen Landsmann Legazpi und Merckx mit seiner taktischen Meisterleistung gegen Tasdemir, beides im Viertelfinale. 

Torbjörn Blomdahl gewann das Turnier mit einer Mischung aus Erfahrung, einem gepflegten Selbstvertrauen und der bekannten Dominanz am Tisch. All dies ist das Ergebnis von mehr als 30 Jahren WM-Historie. Vor 18 Jahren, 1997 in Grubbenvorst, gewann er seinen letzten WM-Titel. Da war er 35 Jahre alt, genau so alt, wie sein Gegner Kang heute. Kang selbst war 17 Jahre alt und es ist nicht bekannt, ob er überhaupt schon Billard spielte. 

Seit her (1997) war er noch 4mal im Finale und verlor jeweils gegen Zanetti, Caudron, Sanchez und letztes Jahr gegen Choi. Seine Liebe zum Billardsport hat nie nachgelassen, Rücktritte gibt es glücklicherweise selten in diesem faszinierenden Sport. 

2015 war für den Schweden ein unglaubliches Jahr. Bei der Wahl zum Spieler des Jahres wurde er hinter Choi und Caudron Dritter, gewann die Europameisterschaft, wurde Weltranglistenerster, gewann den Weltcup von Porto und nun den größten Titel des Jahres. Oft wurde der Gewinn des WM-Titels als eine Art Momentaufnahme von 5 Tagen bezeichnet. Im Falle des Schweden mag das auch so sein, nur mit dem Unterschied, dass Blomdahl in diesem Jahr schon viele solcher Momentaufnahmen hatte und damit ohne Zweifel der Beste der Welt ist. 

BLOMDAHL und BORDEAUX - Ein weltmeisterliches Paar

Was wünscht man sich als Organisator eines großen Turniers. Spannung, Dramatik, großen Sport und ein volles Haus. All das, all die Träume und Wünsche von Xavier Carrer und seinem Team gingen in Erfüllung. Bordeaux war ein würdiger, herzlicher Gastgeber, der dem Billardsport einen würdigen Rahmen verlieh. Und genau in diesen Rahmen passt auch Torbjörn Blomdahl als neuer Weltmeister. Wie kaum ein anderer schaffte er es, Dynamik und auch Eleganz am Billardtisch zu vermitteln. 

Bordeaux wird auch im kommenden Jahr Ausrichter der Weltmeisterschaft sein. In den kommenden Wochen und Monaten gilt es, dass Turnier zu analysieren und bereits mit der Vorbereitung für die WM 2016 zu beginnen. Für Torbjörn Blomdahl beginnt nun ein Jahr voller Ehrungen und der Jagd nach einem Sieg gegen den neuen Weltmeister. Eine große Neuigkeit ist dies für ihn nicht. Er kennt auch diese Situation und wird sich bereits in einer Woche der jagenden Meute in Hurghada beim Weltcupfinale stellen.