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Billard Karambol - Dreiband - Bert's column (NED)

Weniger als 20mal am Tisch ... und aus!

Gepostet von am 13. September 2019

Weniger als 20mal am Tisch ... und aus!

Kozoom

Kolumne von Bert van Manen

Übersetzt von Andreas Volbracht

Letzte Woche hat die UMB angekündigt, dass in den Ko-Runden bei den WeltCups und bei der WM demnächst nicht mehr auf 40 Punkte, wie bis heute, sondern auf 50 Punkte gespielt wird. Die Spieler sollen diese Änderung mit überwältigender Mehrheit unterstützt haben. Hauptgrund für die Spieler und für die UMB: die verbesserte Spielstärke. Jeder weiß es: immer weniger Aufnahmen und kürzere Zeit für ein Match. Ich bin damit völlig einverstanden, aber ich fand, dass es sich – wie immer - lohnt, zu überprüfen, ob die Behauptungen auch mit den Fakten übereinstimmen. Wenn der Austragungsmodus verändert wird , dann sollten alle Zweifel ausgeräumt sein. Ist dieses "erhöhte Niveau" nur unser Eindruck, oder wird der Eindruck durch die Zahlen bestätigt?  

Beim ersten Blick in mein WeltCup-Archiv wurde schnell klar, dass das Viertelfinale der Schlüssel ist, um zu erkennen, ob und wie sich das Leistungsniveau der Spieler verändert hat. Warum nicht das Finale? Die Stichprobengröße wäre zu klein. Warum nicht die erste Runde? Zuviel Arbeit für eine von „Bert´s Columns“. Die letzten Acht würden genau das zeigen, wonach ich suche. 

2007 (Satzsystem). Eine kurze Zeitreise in das Jahr 2007, und wir finden Blomdahl in strahlender Form. Er gewinnt in dieser Saison vier WeltCups: Sluiskil, Manisa, Porto und Hurghada. Sánchez gewinnt Suwon, Caudron gewinnt Korfu und Mexiko-City. In allen Viertelfinales 2007 zusammen wurde 1.567 GD gespielt. Spieldauer durchschnittlich: 28,25 Aufnahmen.   

2010 (Satzsystem). Drei Jahre gab es nur vier WeltCups: Antalya, Suwon, Matosinhos und Hurghada. Die Gewinner: Kyung Roul Kim, Jaspers, Caudron und Kasidokostas. Im Vergleich zu 2007 gab es keine Fortschritte: GD im Viertelfinale bei 1,564 und durchschnittliche Spieldauer: 32,84 Aufnahmen.  

2013. Wir waren auf 40 Punkte umgestiegen und es gab fünf WeltCups: Antalya, Guri, Peloponnes, Medellin und Hurghada. Blomdahl, DK Kang, Blomdahl, Caudron und Merckx hießen die Sieger. Der Schwede stellte in Griechenland einen neuen Weltrekord mit 2,739 GD auf (der später von Dani Sánchez gebrochen wurde). Viertelfinale-Durchschnitt bei 1,652, eine klare Steigerung gegenüber 2010. Durchschnittliche Spieldauer: 20,70 Aufnahmen. Das ist ein dramatischer Unterschied zu 2010.

2016. Sieben WeltCups stehen auf dem Programm: Bursa, Luxor, Ho Chi Minh, Porto, Guri, La Baule und El Gouna. Caudron siegte zwei Mal hintereinander: Ho Chi Minh und Porto. Ein einziger Sieg für Merckx, Jaspers, Bury, Coklu und JH Heo. Genauso außergewöhnlich wie  Blomdahl 2007 war, so stand Jaspers 2016 da: in überragender Form. 2.100 GD über die ganze Saison! Der Durchschnitt über alle Viertelfinales lag 2016 bei 1,735 mit einer durchschnittlichen Partiedauer von 20,17 Aufnahmen. 

2019. Bisher vier Weltcups: Antalya, Ho Chi Minh, Blankenberge und Porto. Siege für Tasdemir, Caudron, Palazon und Jaspers. Der Sieg des Spaniers in Blankenberge war bemerkenswert, denn sein GD(1,666) lag unter dem des Feldes! Das hat es in der WeltCup-Geschichte nur drei Mal gegeben ... das macht Palazons großartigem Sieg nicht kleiner, sondern zeigt vor allem, was für ein kluger Taktiker er ist. Alle 2019er Viertelfinales zusammen ergeben einen Durchschnitt von 1.800 mit einer Matchlänge von 19,26 Aufnahmen.

Unser kurzer Spaziergang durch die Jahre bestätigt, was wir bereits zu wissen glaubten: Das Feld wird deutlich stärker. Wenn ein Viertelfinale nicht einmal über mehr als 20 Aufnahmen geht, gibt es zwei sehr gute Gründe, die Distanz von 40 auf 50 zu erhöhen. Erstens: Wenn wir weitermachen wie bisher, bekommen die Zuschauer zu wenig für ihr Geld. Djokovic - Nadal kann leicht 4 Stunden dauern, das World Snooker Finale dauert zwei Tage. Wenn wir zwei der besten Dreibandspieler gegeneinander antreten lassen und die 45 Minuten dann als WeltCup-Finale bezeichnen, das ist einfach nicht fair. Zweitens: für das Ergebnis spielt am Ende das Glück eine zu große Rolle. Je kürzer das Match, desto besser die Chancen für den schwächeren von den beiden Spielern. Dreibandbillard ist Sport. Wenn wir das wollen, wenn wir unseren Sport ernst nehmen, dann müssen wir auch alles tun, damit der Beste gewinnt.

Ich denke, über diesen Wechsel von 40 auf 50 wird es keine großen Kontroversen geben. Es ist so selbstverständlich, dass nur eine kleine Minderheit unter den Fans das anders sehen wird. Die anderen "News" der UMB werden mehr Debatten auslösen: Spiele in der KO-Phase ohne Nachstoß. Da gibt es eine starke Fraktion von Nachstoß-Verteidigern und eine ebenso kampfbereite Legion von Nachstoß-Gegnern.

Hier ein paar mögliche Argumente "pro"-Nachstoß:

- Die fantastische Spannung beim möglichen Ausgleich und die atemberaubenden shoot-outs danach. Erinnert Euch an Blomdahl - Kang 2015 und Jaspers - Bury im Jahr 2018! Einige der besten Momente, die wir je im Dreiband gesehen haben, und darauf wollen wir verzichten!?

- Ist es überhaupt fair, jemanden als Sieger zu bezeichnen, wenn er einmal mehr am Tisch stand als sein Gegner? Wie kann das sein, dass Caudron im EM-Halbfinale 2013 mit einem HÖHEREN Durchschnitt verliert als sein Gegner als Sieger gespielt hat?  

Und hier das einzige ernstzunehmende Argument "contra"-Nachstoß:

- Der Mann (oder die Frau), die den letzten Punkt macht, sollte in der schönen Lage sein, das Queue im Augenblick des Triumphs in die Höhe zu reißen, den Jubel der Menge zu genießen. Die Zuschauer dürften auch jubeln und müssten nicht - wie es jetzt ist -, höflich schweigen, wenn der letzte Punkt gemacht ist. Wir schweigen dann weiter und warten, was der Gegner im Nachstoß macht. Lässt er den aus, gibt´s auch keinen Jubel. Das wäre sonst respektlos, ein Fehlversuch wird im Sport nicht bejubelt. Am Ende hat einer oder eine einen WeltCup gewonnen oder einen WM-Titel und doch gab es keinen geeigneten Moment, wo sich die Spannung lösen kann, wo du die Fanfare tönen lässt  und dir die Vuvuzela schnappst. Das ist nicht gut so.   

Meine persönliche Meinung: es gibt hier keine Win-Win-Lösung, es geht nur darum, den etwas besseren Kompromiss finden. Ich neige eher zur "Pro" –Seite; ich denke, diese Änderung gibt zwar dem Ausstoßen (was übrigens eine durchaus besondere Fertigkeit ist) ein ganz erhebliches Gewicht. Manche Spieler können das einfach besser als andere. Ich meine dennoch, dieser Schritt war unvermeidlich, auch wenn wir die dramatischen shoot-outs vermissen werden. 

Den Zuschauern wird schon genug abverlangt; lasst sie wenigstens jubeln, wenn es Zeit zum Jubeln ist. 


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