Kolumne von Bert van Manen

Übersetzt von Andreas Volbracht

Tatsächlich? In diesem besonderen Fall:  ja!  Der Mann, der hier zur Debatte steht, ist 1901 gestorben und hat der Welt eine Gabe hinterlassen, die uns nachhaltig bereichert: Dreiband-Billard. Wenn es überhaupt jemand gibt, dem man die Erfindung unseres Sports zuschreiben kann, dann ist es dieser Angestellte bei einer Finanzbehörde, der im Jahre 1851 geboren wurde. Sein Name war Wayman C. McCreery. Er hat in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts Steuern für die Stadt St. Louis eingezogen - ein ehrenwerter, hochangesehener Mann und ein Multitalent; er war erstklassig im Boxen, Fechten, beim Golf wie im Ringen und Schwimmen, aber er war wesentlich mehr als nur Sportler. McCreery verdiente viel Geld als Makler, er schrieb Musik, sang im Chor, er war ein Intellektueller.

Aber vor allem wird man sich an ihn erinnern als den Mann, der Dreiband populär gemacht und wahrscheinlich sogar erfunden hat.  Ja, es ist wahr, meine lieben Freunde des Dreibandbillards aus Belgien, Spanien, Deutschland, Frankreich: unser edles Spiel ist in den USA erfunden worden. Wir haben es importiert. Ein halbes Jahrhundert vor der ersten offiziellen Weltmeisterschaft in Reims (Frankreich), wo Edouard Soussa 1928 mit 0,552 Durchschnitt gewonnen hat, da hat McCreery eine Serie von 14 produziert und hat bei verschiedenen Gelegenheiten über 0,7 Durchschnitt gespielt.

Im August diesen Jahres wird es in New York ein Turnier geben (nicht irgendein Turnier), und das wird den Namen McCreery tragen. Das passt als Ehrung für einen der Gründungsväter unseres Sports.

Was ist Besonderes an diesem Ereignis? Kurz, knapp, klar gesagt: alles. Es macht richtig Spaß, sich das ein bisschen genauer anzusehen.

Billard hat keine großartige Erfolgsbilanz, wenn es darum geht, bedeutende Firmensponsoren zu gewinnen. Aber es gab ein paar wohlhabende Einzelne, die der Faszination Dreiband nicht widerstehen konnten. Prominenteste Beispiele: Chrystal Kelly Turniere 1994-2011 und die Agipi-Turniere 2008-2013. Ein neuer Name hat sich dieser Liste zugesellt. Was ihn besonders interessiert, ist die Logik (oder das Fehlen derselben!) und die physikalischen Grundlagen unseres Spiels.

Das Ereignis, dass in vollständiger Zusammenarbeit mit der UMB ins Leben gerufen wurde, wird als reines Einladungsturnier durchgeführt. Es geht nicht um Punkte für die Weltrangliste, aber das Preisgeld ist mehr als beachtlich (608.000 $ - 150.000 $ für den Sieger). Da werden einige Spieler, sogar einige der besten auf der Welt, nach Hause kommen mit dem höchsten Preisgeld, das je in ihre Tasche geflossen ist.

Das Feld, das da von den Organisatoren ausgewählt wurde, besteht aus den Nrn. 1-6 der Weltrangliste vom 1. Januar (Caudron, Merckx, Jaspers, Zanetti, HJ Kim, Blomdahl), die zwei letzten Weltmeister sind noch nicht auf der Liste (Sanchez und SW Choi), dazu zwei Spieler, die nicht nur persönliche Favoriten der Sponsor sind, sondern in der Dreibandwelt einen außerordentlichen Rang haben: Raymond Ceulemans und Semih Sayginer, und schließlich die zwei besten Spieler aus den USA: Pedro Piedrabuena und Hugo Patino.

Die Tische (3) werden zur Verfügung gestellt von Rock Billiards,  aber es werden besondere Tische sein, sie werden ausgerüstet mit hoch entwickelten Sensoren und leistungsfähigen Instrumenten, mit denen man das Spiel sehr genau wiedergeben und analysieren kann – auch mit dem Ziel, akkurate Entscheidungen zu treffen (der vollkommene Videobeweis?). Das wird möglich mit einer aufregenden neuen Sportdaten-Überwachungstechnologie, die von ESB Labs, Inc. entwickelt wurde. Die Bandensensoren und die Verwendung hochauflösender Kameras werden nicht nur den Zuschauern viel detailliertere Bilder geben als je zuvor; das wird auch dazu beitragen, unser Wissen über die Physik des Spiels zu erweitern. Das Tuch wird Simonis 300 sein, die Bälle Super Aramith Pro Cup Prestige.

Der Austragungsmodus ist zunächst jeder gegen jeden (Round Robin): alle zwölf Spieler werden in Matches bis 40 Punkte (kein Nachstoß) aufeinandertreffen;  die Plätze  1, 2, 3 und 4 nach der Round Robin-Runde spielen dann in den Halbfinals 1 gegen 4 und 2 gegen 3 und im Finale (kein Nachstoß) bis 50 Punkte.

In gewisser Weise ist dieses bahnbrechende Ereignis der letzte Schritt in einem Prozess, in dem sich der Kreis für das Dreiband Billard schließt: von McCreery nach Long Island, von 1870er Jahren nach 2018, von den Pioniertagen eines Sports zur Präsentation ihrer Weltmeister,  wie vom ersten Kritzeln von Musical Noten zur festlichen Opernpremiere. 

Dieses Ereignis (Daumen drücken!) könnte sogar ein regelmäßig wiederkehrendes werden. Es wird in diesem August weltweite Aufmerksamkeit bekommen. Das Verhoeven Open in New York zwei Wochen vorher könnte uns einen Vorgeschmack darauf geben, wer super drauf ist und wer nicht. 

Im Sommer 2018 wird Billardgeschichte geschrieben.