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Wolfgang Rittmann (1947-2016) in Bottrop gestorben

Gepostet von am 30. Januar 2016

Wolfgang Rittmann (1947-2016) in Bottrop gestorben

© Billardmagazin Touch
Wolfgang Rittmann bei der Eröffnung der EM in Brandenburg. Mit ihm verliert der Billardsport einen der wichtigsten Funktionäre

BOTTROP - Wolfgang Rittmann ist in einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt Bottrop gestorben. Der 68-jährige CEB-Präsident verlor den Kampf gegen eine schwere Krankheit. 

Der Tod dieses weltweit geachteten und geschätzten Sportfunktionärs ist ein großer Verlust für den internationalen und den deutschen Billardsport. Wolfgang Rittmann war seit 1988 Präsident des Europäischen Billardverbandes (CEB) und gleichzeitig 31 Jahre Vizepräsident des Weltverbandes (UMB). Von 1982 bis 2002 war er gleichzeitig auch Präsident des Deutschen Billard Bundes und später der Deutschen Billard Union (DBU). 

In seiner langen Karriere als Funktionär war er eine der Hauptfiguren des internationalen Billardsports. Unermüdlich arbeitete er an Neuerungen und initiierte unter anderem hochkarätige Veranstaltungen, wie die Billard-Europameisterschaft in allen Disziplinen, die alle zwei Jahre in Brandenburg stattfindet.

Mit Wolfgang Rittmann verliert der Billardsport den wichtigsten Funktionär mit ganz persönlichen Visionen von der Zukunft des Billards. Er setzte Modernisierungen und neue Regeln in kürzester Zeit um, allein mit dem Ziel, die Medien und die Öffentlichkeit zu gewinnen.

Farouk Barki, der neu gewählte Präsident der UMB, wurde durch die Nachricht vom Tod Rittmann´s geschockt. "Wolfgang war einer meiner besten Freunde für eine sehr lange Zeit und das nicht nur beim Billard. Es ist sehr schwer für mich, seinen Tod zu verkraften. Es gab zwischen uns nicht nur eine tiefe Freundschaft, sondern auch gegenseitiges Vertrauen. Wolfgang widmete sein Leben dem Billardsport. Es stand immer zur Verfügung, um bei der Lösung von Problemen zu helfen."

"Leider konnte er bei der letzten Generalversammlung in Kairo schon nicht mehr dabei sein. Ich weis, dass er auch in den letzten Tagen noch hart arbeitete.", Barki: "Der Billardsport hat eine große Persönlichkeit verloren und ich einen lieben Freund."

Vor zwei Jahren, in einem Interview mit Kozoom, sagte Rittmann: "Unser Sport ist, unter der Herrschaft des Fußballs, in einem erbitterten Kampf um die Aufmerksamkeit der Medien und Sponsoren. Es gibt genügend Studien, die durchgeführt wurden, um herauszufinden, was die Öffentlichkeit heute beim Sport sehen will. Und es ist so, dass alles, was nicht verstanden wird, zwangsläufig langweilig ist. Es muß schnell und spektakulär sein."

Seine Vision von der Zukunft für ein ganzes Jahrzehnt war: "Schließlich wird es nicht mehr so aussehen wie heute. Als Insider in der TV-Welt seit mehr als 25 Jahren, kenne ich den Stand der Dinge in der Sportentwicklung sehr genau. Vor zehn Jahren hatten wir 100 Stunden Fernsehen für Billard in Deutschland, die nun auf Null gesunken sind. Aber natürlich ist der Billardsport nicht auf dem Weg zur totalen Zerstörung. Wir erleben heute ein explosives Wachstum in Asien, vor allem in Korea und Vietnam. Ein vorübergehender Rückgang ist deshalb nicht zwangsläufig die Zerstörung."

Johnny Houtsch, seit vielen Jahren seine rechte Hand in der CEB, sagt. "Bevor Wolfgang zum Billard kam, reiste er viel sah die meisten Länder in Europa und Asien als Maschinenbauingenieur. Da war er Vertreter für Straßenbaumaschinen."

Helmut Biermann, der CEB-Generalsekretär: "Mehr als 35 Jahre habe ich mit Wolfgang in verschiedenen regionalen, nationalen und internationalen Organisationen gearbeitet. Und ich hatte das Privileg, eine Menge Erfahrung in dieser Zeit zu gewinnen. Wir hatten viele interne kontroverse Diskussionen, aber am Ende haben wir eine Lösung im Interesse des Billardsports gefunden. Seine Führung wird uns fehlen."

Jean Pierre Guiraud, Sportdirektor der CEB: "Die Entscheidung, die Europameisterschaft in dieser Form aller zwei Jahre zu organisieren, war für unseren Sport sehr wichtig. Es ist eine riesige Herausforderung, aber eine sehr lohnende, weil man mit dieser Veranstaltung erstmals alle Disziplinen; Dreiband, Klassik, Kunststoß, 5-Kegel und den Nachwuchs vereint. Das hat unserem Sport Stabilität und Glaubwürdigkeit gegeben."

Höhepunkte seiner Karriere als Sportfunktionär:

-Von 1988 bis 2016 stieg die Anzahl der Mitgliedsverbände von 18 auf 25 an.

-Rittmann war eine der Schlüsselfiguren bei der Gründung des afrikanischen Verbandes und dem Anschluß an die UMB

-Er initiierte und prägte die Classic Masters Trophy und später den Europacup für Vereinsmannschaften in den klassischen Disziplinen.

-Nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung trieb er die Integration des Ostdeutschen Billardverbandes voran und war erster Gesamtdeutscher Präsident der DBU

-1992 holte er auch Pool und Snooker unter das Dach der DBU

-Er war der Schöpfer der Billardmesse in Essen und holte die Weltmeisterschaft für Nationalmannschaften nach Viersen. 

-Er war einer der Gründer der World Confederation of Billiards Sport.

Bennie Degens aus Holland, der aktuelle Vizepräsident der CEB, übernimmt nun als Interimslösung die Geschäfte des verstorbenen Präsidenten. "Nach den Statuten der CEB, müssen wir einen Sonderkongress innerhalb von drei Monaten initiieren. Dann wird entschieden, ob ich bis zum CEB Kongress in Italien im nächsten Jahr Präsident bleibe."

Zuletzt war Wolfgang Rittmann Geschäftsführer der ISPC, Internationale Sportförderung und Beratung. Er war mit seiner Frau Bärbel verheiratet. Gemeinsam lebten sie in Kirchhellen in der Nähe von Bottrop. Zwei Töchter, Beate und Cornelia, hatte Rittmann.

Als einer der wenigen deutschen Sportfunktionäre erhielt Wolfgang Rittmann das Bundesverdienstkreuz Ersten Grades der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2005. Bereits 2001 erhielt er eine Ehrenurkunde des IOC, als Anerkennung für seine Verdienste um den Deutschen Sport.

Persönliche Anmerkung: Wolfgang Rittmann kannte ich selbst als Sportfunktionär, der seine Standpunkte offensiv vertrat und dafür geachtet, aber auch mitunter gefürchtet und kritisiert wurde. Ja, er war wahrlich kein Mensch der leisen Töne. Seine Präsidentschaften waren geprägt durch Autorität, aber dafür stand er auch immer in vorderster Front und teilte seine Erfolge mit der ganzen Billardwelt. Für KOZOOM hatte ich das Glück, zweimal mit Wolfgang Rittmann ein Interview zu führen. Und auch da war er keineswegs zurückhaltend, sondern bombardierte mich mit Analysen, die nicht immer von harmonischem Inhalt waren. Zuletzt diskutierte ich mit ihm in Brandenburg bei der EM 2015. Und da sprach er von weiteren Plänen, wie der Billardsport sich weiter entwickeln müsse, aber auch, dass alles seine Zeit braucht.

Ich selbst halte die EM in Brandenburg für eine seiner größten Leistungen und hoffe, dass diese Veranstaltung dem Billardsport lange erhalten bleibt.

Markus Schönhoff

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Kommentare

maxho1971@gmail.com
maxho1971@gmail.com
Ein persönliches Dankeschön
Wolfgang war ein großartiger Mensch, Funktionär und Präsident, dem ich persönlich in meiner Karriere viel zu verdanken habe!
Trotz aller Autorität hatte Wolfgang immer ein offenes Ohr für uns Spieler, hatte unsere Meinung immer respektiert und dann immer im Sinne des Sportes gehandelt.
Wir Sportler verlieren eine große Persönlichkeit!
Wolfgang, Du wirst uns und der DBU fehlen!

Message 1/1 - Veröffentlichen in 31. Januar 2016 12:18

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