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Christos (BC München) - Corona, die Saison und das neue Vereinsheim

Gepostet von am 17. Mai 2020

Christos (BC München) - Corona, die Saison und das neue Vereinsheim

© Christos
Christos Christodoulidis "Ich persönlich favorisiere den Abbruch der Saison nach dem 14.Spieltag ohne Absteiger!"

KOZOOM - Die aktuelle Krisensituation stellt den deutschen und internationalen Billardsport weiterhin auf eine harte Bewährungsprobe. Selbst die Lockerungen der vergangenen Wochen haben auf den deutschlandweiten Billardsport noch keine positive Auswirkung. Zwar darf vereinzelt wieder trainiert werden, aber wann der nationale Spielbetrieb wieder fortgesetzt werden kann, steht weiter in den Sternen. Nur wenn alle Bundesländer die Öffnung der Vereinsheime zu Trainings- und Wettkampfzwecken zulassen, können die nationalen Ligen wieder starten. 

Die Dreiband Bundesliga gehört zu den stärksten Mannschaftswettbewerben in Europa. Bis zum 02.02.2020 wurden insgesamt 14 Spieltage absolviert. Sechs Spieltage stehen noch aus, bis der Meister unter regulären Bedingungen feststehen würde. Vor dem Stop gab es ein Team, welches sich frühzeitig an die Spitze setzte und diese stetig ausbaute. Der 1.BC München führt nach 12 gespielten Matches mit 31 Punkten vor dem BCC Witten mit 24 und dem BC International mit 22 Punkten. Vierter ist der BC Stuttgart mit 21 Punkten vor dem Titelverteidiger BC Magdeburg mit 19 Punkten. Auf den Abstiegsrängen liegen der Aufsteiger BC St.Wendel aus dem Saarland (Platz 9) und der ebenfalls frisch aufgestiegene BC Elfenbein Höntrop (Platz 10).

Einen großen Verdienst am aktuellen Erfolg der Bayern hat der gebürtige Grieche Christos Christodoulidis, Teamchef des BC München, Platz 4 im aktuellen Team und bekannt als unnachgiebiger Kämpfer um jeden Punkt. Wer gegen Christos spielt und glaubt, dass er ihn aufgrund der eigenen Form problemlos bezwingen kann, wird sich wundern, welch Qualitäten der Biologe und Flughafenangestellte auspacken kann. Aktuell spielt das Team mit dem türkischen Weltklassemann Lütfi Cenet, dem Griechen Kostas Kokkoris und dem Berliner Johann Schirmbrand. „Unser Erfolg ist letztendlich unserer Homogenität und unserem Teamspirit zu verdanken.“, sagt Christos im Kozoom Interview.

Aber auch ohne die Corona Krise lief in München in dieser Saison nicht alles nach Plan. Kurz vor Beginn der Saison bekamen sie die Kündigung für ihr Vereinsheim und erst in allerletzter Sekunde fand sich eine ehemalige Schlecker-Filiale als neues Clubheim. 

KOZOOM traf Christos Christodoulidis und sprach mit ihm über die laufende Saison, seine persönliche Situation und das neue Vereinsheim des BC München.

Christos Christodoulidis - persönlich

Alter: 52; Familie: verheiratet, einen Sohn 11 Jahre alt; Beruf: Abgeschlossenes Biologiestudium, seit 01.06.2000 am Münchener Airport, aktuell Referent für Dienst- und Ressourcenplanung für die Flughafen München Gesellschaft.
Billard seit 1994 für den BSV München, zuvor von 1989 bis 1993 erste Schritte während des Studiums in Heraklion auf Kreta. 
Erfolge national: Bayerischer Rekordmeister (10 Titel gesamt, 5mal in Folge), 2mal GGP-Gewinner (beide in München - im Finale gegen Martin Horn und Thorsten Frings). Deutscher Meister in der Saison 2013/2014 - Halbfinale gegen Martin Horn, Finalsieg gegen Johann Schirmbrand. International: Teilnahme an der WM in Korea 2014. 40:40 im Gruppenspiel gegen Jae-Ho Cho.

KOZOOM/MARKUS SCHÖNHOFF - Christos, vielen Dank für Deine Zeit. Wie so oft in diesen Zeiten gilt die erste Frage der aktuellen Corona-Krise. Wie geht es Dir und Deiner Familie? Wie geht es auf Deiner Arbeit am Flughafen und wie gehst Du mit der Billardpause um? 

CHRISTOS CHRISTODOULIDIS - Gesundheitlich haben meine Familie und ich – zumindest bis jetzt  – alles gut überstanden. Die Luftfahrt hat es natürlich schwer getroffen jedoch muss ich meinem Arbeitgeber ein großes Lob aussprechen, weil man sich mit den Arbeitnehmervertretern an einem Tisch gesetzt hat und eine wirklich für alle sehr zufriedenstellende Lösung gefunden hat. Unabhängig davon ist ja langsam wieder ein Licht im Tunnel zu sehen, zumal auch die Grenzthematik -innerhalb der EU zumindest – wieder besser wird. Mit der Billardpause gehe ich wahrscheinlich wie die meisten um, die keinen eigenen Tisch stehen haben. Ab und zu mal ein Video anschauen und auf Stand-by Modus bleiben.

KOZOOM/MS - Der BC München musste mitten in der Saison in ein neues Clubheim umziehen. Wie kam es dazu? War es schwer, etwas neues zu finden und seid ihr nun mit dem Umzug fertig? 

CHRISTOS - Unser Vertragsverhältnis lief am 31.01.2020 aus und im August 2019 teilte man uns aus heiterem Himmel mit, dass es nach knapp 15 Jahren nicht mehr verlängert wird. Wir haben uns sehr bemüht, zumindest bis Saisonende eine Verlängerung zu bekommen, jedoch ohne Erfolg. Die Problematik in München sind die hohe Mieten, wenn man sich als Prämisse eine relativ zentrale Lage setzt. Hinzu kommt, dass es in München aussichtslos ist, wenn man sein Glück bei öffentlichen Einrichtungen wie z.B. Schulen, KiT-a´s etc. versucht. Glücklicherweise bekamen wir von einem Freund einen Insider Tipp über seit längerem leerstehende Räumlichkeiten (ehemalige Schlecker Filiale) und wir schafften es tatsächlich auf den letzten Drücker umzuziehen, zumal die neuen Räumlichkeiten noch zum Großteil einer Baustelle geähnelt haben (ein großes Dankeschön an dieser Stelle nochmal an alle die gespendet haben – egal ob finanziell, mit der zur Verfügungstellung eines Transportmittels oder durch vor Ort Hilfe - und ganz besonders unseren beiden Billardfreaks, Robertino Hermann und Wolfgang Pickhardt, die fast die komplette Umzugslogistig geplant und durchgeführt haben! Wir sind Gott sei Dank vor Beginn der Corona Krise mit dem Gröbsten fertig geworden. Aktuell sind noch ein paar Schönheitskorrekturen fällig aber es ist alles gut. 

Der neue Billardraum des BC München

KOZOOM/MS - Sportlich verlief die Saison für den BC München ja großartig. Ihr seid aktuell Tabellenführer und auf gutem Weg zum Titel. Dann kam vor dem 13.Spieltag der Stop. Was sagst Du als Teamchef zur bisherigen Saison und den Leistungen Deiner Mannschaft? 

CHRISTOS - Ich sag dir ganz offen und ehrlich. Dies ist die erste Saison, in der wir wirklich keine
Ambitionen gehabt haben, Meister zu werden. Es kommt ja bekanntlich immer anders. Lütfi und Kostas haben ganz starkes und cooles Billard gezeigt, besonders in Situationen, in denen es an der Kippe stand und über Hansi brauche ich in Sachen Dreibandbillard nicht viel erzählen. Wenn man so einen Spieler auf Brett 3 hat… Unsere Spieler kosten nicht viel und sind in den Weltranglisten nicht sehr weit oben zu finden. Unser Erfolg ist letztendlich unserer Homogenität und unserem Teamspirit zu verdanken. 

KOZOOM/MS - Es gibt nun einige Szenarien, wie diese Saison endet. 1.Annulierung (kein Titel), 2.Zu Ende spielen, 3.Wertung nach dem 14.Spieltag. Was ist für Dich die gerechteste Lösung? 

CHRISTOS - An Gerechtigkeit sind in der Weltgeschichte sogar ganze Nationen zu Grunde gegangen. Meine subjektive Meinung ist, die Saison so zeitnah wie möglich mit Wertung nach dem 14. Spieltag zu beenden (ohne Absteiger) und den Vereinen im Nachgang dazu die Möglichkeit geben, sich neu aufzustellen und finanziell zu erholen.

KOZOOM/MS - Wie ist Deine persönliche Meinung zum Vorschlag, die Saison zukünftig auf das Kalenderjahr zu ändern? Was sind die Vorteile, was die Nachteile? 

CHRISTOS - Ich finde die Idee vom Grundsatz her gut. Man ermittelt am Ende des Jahres einen Meister und auch in Sachen buchhalterische und steuerliche Abwicklung innerhalb eines Kalenderjahres, wäre dies für die Vereine von Vorteil. Probleme sehe ich bei längeren Pausen in den Sommermonaten, weil diese mitten in der Saison wären und das Zusammenspiel der Verbände wie z.B.  „nationale – internationale Terminierungen“ 

KOZOOM/MS - Wie geht es beim BC München weiter? Bleibt das Team zusammen? Gibt es Verstärkungen aus dem Ausland? 

CHRISTOS - Der BC so wie auch die meisten Dreiband-Sportvereine in Deutschland werden zukünftig mit dem Thema „Aussterben“ konfrontiert sein. Wir lieben zwar unseren Sport aber der Altersdurchschnitt verschiebt sich immer weiter nach oben. Wie ich bereits erwähnt habe, haben wir es hier in München besonders schwer, weil die Erhaltungskosten sehr hoch sind. Solange die Sponsoren ihre Lust nicht verlieren, ist alles gut. Ich betrachte das Ganze pragmatisch. Wir müssen uns mit der Tatsache befreunden, dass eines Tages andere Vereine die Musik spielen werden und wir uns evtl. mit dem Kampf um die bayerische Meisterschaft begnügen müssen. Es ist einfach so! Ich denke, wir müssen jetzt abwarten, wie die aktuelle Saison abgeschlossen wird, um erwägen zu können, wie unsere Ausländerpolitik zukünftig aussehen wird.

Ich wünsche unserem Dreiband eine zumindest gleichbleibende wenn nicht bessere Zukunft, weil es ein richtig toller Sport ist und viele Menschen weltweit verbindet.

Viele Grüße aus München und versucht gesund zu bleiben

Das Team vom Tabellenführer BC München: Lütfi Cenet, Christos, Kostas Kokkoris, Johann Schirmbrand (v.l.)

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