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DBU-Präsidium kippt ohne Vorwarnung deutsche Ausländerregel

Gepostet von am 25. April 2016

DBU-Präsidium kippt ohne Vorwarnung deutsche Ausländerregel

© Deutsche Billard Union
Die Gründe für die Änderung der Sportordnung der DBU sind bislang unbekannt

KOZOOM - Seit etwa einer Woche ist der deutsche Karambolsport in heller Aufregung und wird von einer plötzlichen und unerwarteten Änderung der Sportordnung in seiner Existenz bedroht.

Man kennt dies eigentlich nur aus der Politik. Man nehme ein sympathisches Ziel und verpacke darin einige Kröten, die die Gemeinschaft schlucken muss. Und dann auch wird, denn... Wer will schon als Spielverderber bei positiven Zielstellungen dastehen. 

Was am 23. März beschlossen und Anfang April veröffentlicht wurde, trägt ähnliche Züge. Nur mit dem Unterschied, dass das sympathische Ziel gänzlich fehlt. 

Im Klartext geht es um die Abschaffung der Regel, wonach es deutschen Spielern erlaubt ist, sowohl in Deutschland, als auch in mehr als einem weiteren Verband am Mannschafts-Spielbetrieb teilzunehmen. Und es geht um die weitaus gravierendere Abschaffung der Regel, wonach ausländische Spieler in Deutschland am Ligabetrieb teilnehmen dürfen, auch wenn sie in mehreren anderen Nationen selbiges tun.

Hier nun die betreffenden Punkte der Sportordnung der DBU (Allgemeiner Teil)

Die vollständige Version der Sportordnung ist unter http://portal.billardarea.de/content/sportordnungen zu finden.

5.3. Sind Ausländer einem anderen Nationalverband zugehörig, der Mitglied einer der Billard-Dachorganisationen der DBU ist, so ist die Teilnahme am Sportbetrieb der DBU für die jeweilige Saison nur dann möglich, wenn die Genehmigung des betreffenden Nationalverbandes vorliegt. Voraussetzung ist weiterhin die Beschränkung der Teilnahme am Sportbetrieb max. eines anderen National- verbandes. Dieser Nachweis ist von dem Sportler bzw. dessen deutschen Vereins zu erbringen.

7. Sportler der DBU benötigen zur Teilnahme am Mannschaftsspielbetrieb in einer anderen Nation die vorherige schriftliche Genehmigung durch die DBU. Diese Genehmigung kann pro Spielzeit nur für eine einzige Nation erteilt werden.

Um die Tragweite dieser Entscheidungen richtig einzuordnen, muß man etwas in die Vergangenheit gehen. 

Der Billardsport ist mit kaum einer anderen Sportart vergleichbar. Es ist ein schönes Hobby, eine außergewöhnlich faszinierende Nebenbeschäftigung und dennoch getrauen sich manche, dieses Hobby zum Beruf machen zu wollen. Dieser Dreistigkeit stehen natürlich die mickrigen Spieler-Honorare entgegen und doch hat die Sportart in seiner nationalen Entwicklung und auch in seiner öffentlichen Wahrnehmung genau von diesen Spielern profitiert und tut es noch heute. Man muß schon einigermaßen verrückt sein, um den "Beruf" eines Billardspielers zu ergreifen.

Und dennoch; Irgendwann haben Vereine ihre sportlichen Ziele höher gehängt. Wollten ihren Mitgliedern attraktiven Sport bieten und vielleicht auch einmal dabei sein, wenn der Bürgermeister Jahr für Jahr dieselbe Kreisligamannschaft im Fußball ehrt, während der Billard-Bundesligist traurig daneben steht. Es dauert Jahre, bis man es schafft, diese Ziele zu den Zielen potentieller Geldgeber zu machen und daraus endlich etwas werden zu lassen, was im vergangenen Jahr als die stärkste Liga der Welt bezeichnet wurde.

Mit einer klammheimlichen Entscheidung (und als diese muß man es, aufgrund fehlender Benachrichtigung, bezeichnen) wird die Arbeit dieser Vereine jäh zerstört. 

Fragt man nach den Beweggründen - Fehlanzeige! Fragt man nach einer Stellungnahme - ebenfalls Fehlanzeige! Es ist und bleibt eine katastrophale Entscheidung, der sich die Landesverbände und allen voran die Bundesligavereine vehement entgegen stellen.

Was bleibt sind Spekulationen. Was häufig als scheinbar gelungene Argumentation ins Feld geführt wird, ist der Status des Amateursports, den die DBU vertritt. Dazu muß man natürlich sofort folgende Gegenfrage stellen: Drohte denn mit der bisherigen Regel die Aberkennung der Gemeinnützigkeit oder sonstige Konsequenzen. 

Und weiter........... Der Begriff des Amateurs im Sport geht auf das Jahr 1896 zurück, also zu Zeiten Pierre de Coupertins, der die Olympischen Spiele der Neuzeit schuf. Wie schwer die heutigen Olympioniken einem gemeinen Tages-Beruf nachgehen, weiß jeder wohl selbst. Was bleibt ist die damalige Definition, die angeblich auch heute noch gilt. Fakt ist und darin sind sich Sportwissenschaftler einig, dass die Unterschiede zwischen Amateur und Profi immer weiter verschwimmen. Viele fordern sogar die gänzliche Abschaffung dieser Unterscheidung.

Eine weiterer Punkt. Durch die vielen Ausländer würden deutsche Nachwuchstalente darin gehindert, in den höchsten Spielklassen zu spielen und sich zu entwickeln. 

Niemand kann ernsthaft einer solch widersinnigen Argumentation folgen. Zum einen bestimmen immer noch die Vereine ihre sportlichen Ziele und kein Verband, sind also in ihren Entscheidungen völlig frei. Zum anderen ist ein nationaler Verband schlecht beraten, wenn er eine Nachwuchsförderung mit Verboten, anstatt mit echten Förderprogrammen verfolgt. Der Deutsche Meister Bergisch-Gladbach hat in dieser Saison einen deutschen Rekord im Mannschaftsdurchschnitt mit über 2 aufgestellt. Wohl niemand hätte etwas dagegen gehabt, wenn dies nur allein mit deutschen Spielern gelungen wäre. Und auch ein Karl-Heinz Rummenigge dürfte kein Problem haben, wenn der FC Bayern die Champions League gewinnt und ausschließlich deutsche Spieler auf dem Platz stehen.

Viele ausländische Spieler bangen nun um ihre Zukunft in den deutschen Billardligen. Die deutschen Billardvereine waren noch nie so attraktiv wie heute. In Deutschland hat sich etwas etabliert, was viele, viele Jahre ein holländisches Vorrecht war. Nämlich, dass es wichtig ist, in der deutschen Liga zu spielen, dass die Deutschen Vereine perfekte Organisatoren sind und vor allem sehr zuverlässig.

Aber auch dies ist nicht vom Himmel gefallen, sondern das Ergebnis jahrelanger Arbeit, der behutsamen Pflege der Sponsoren und der eigenen Mitglieder. 

Sollte jemand tatsächlich auf die Idee kommen, in einem Handstreich gleich, all dies kaputt zu machen. Eigentlich unvorstellbar und doch augenblicklich bittere Realität.

In den letzten 7 Tagen ist versucht worden, Landesverbände, Vereine und Spieler zu motivieren, sich gegen diese Änderungen zu stellen. Einer der vehementen Vorreiter war Markus Dömer, der über die sozialen Netzwerke schnell die entsprechenden Botschaften verteilte. Ihm zur Seite sprang Helmut Biermann, Vorstandsmitglied der CEB und Präsident des Billardverbandes Westfalen. Aktuell ist man der Ansicht, dass die Änderungen in der Sportordnung regelwidrig zu Stande kamen und damit nicht in Kraft treten können. Möglicherweise muß dies durch ein Sportgericht entschieden werden. 

Die Bundesligavereine haben nun unter der Leitung von Werner Klingberg, Vorsitzender des BSV Velbert, eine Petition vorbereitet, die dem Präsidium zugegangen ist. Die gegenwärtige Situation verlangt ganz besondere Eile, denn am 15. Mai ist der Meldeschluß für die Bundesligen. Es ist kaum vorstellbar, dass mit der vorliegenden Regelung die Vereine ihre Spielbereitschaft abgeben.

Überhaupt nicht einordnen kann man derzeit mögliche Machtkämpfe innerhalb der DBU, speziell unter den Spielarten. Sehr wohl lässt sich aber festhalten, dass die Karambol-Spielarten von dieser Regelung am härtesten betroffen sind, sollte sie denn Bestand haben.

Zum Schluß noch einmal ein Blick auf unseren armen Berufsspieler! Natürlich ist es richtig, auf Einzelschicksale eben keine Rücksicht zu nehmen. Dies gilt aber nur dann, wenn es der Allgemeinheit dient. Das lässt sich bei der vorliegenden Änderung keinesfalls ableiten. 

Derjenige, der als Funktionär von sich selbst behauptet, ihm ginge es nur um den Billardsport, ist verpflichtet, alles abzuwägen, was daraus für Konsequenzen oder negativen Entwicklungen erwachsen könnten. 

Auf der Website des BSV Velbert ist der offene Brief an das DBU Präsidium veröffentlicht

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Kommentare

makks1402
makks1402
FRECHHEIT
Klasse Bericht Markus...trifft den Nagel voll auf den Kopf! Ich hoffe, das wir diesen Diktator gemeinsam stoppen und unseren schönen Sport retten können! Ich werd jedenfalls alles tun...und da dachte ich am letzten Mehrkampf-Spieltag noch, das nicht gravierte Medaillen das größte Problem sind, was wir mit dem Herrn Präsidenten haben! So kann man sich täuschen.

Lieben Gruß
Markus

Message 1/3 - Veröffentlichen in 23. April 2016 12:30

Markus
Markus
Danke!!!
Und ich möchte Dir mal ein ganz dickes DANKE sagen, Markus.
In den letzten Tagen hast Du wieder einmal bewiesen, wie sehr Du unseren Sport liebst!

Danke für Dein Engagement, dass uns hoffentlich auch weiter erhalten bleibt.

Markus

Message 2/3 - Veröffentlichen in 23. April 2016 12:47

Orhan Erogul
Orhan Erogul
Höhere Macht.....
Ich bin fest davon überzeugt , dass der liebe Billardgott hier jetzt einschreiten wird . Er zeigt sich sehr selten wie man hört , aber wenn einem die Liebe zum Billarspiel genommen werden soll , wenn diese wunderbare Spiel nicht von Menschen gesteuert und beeinflusst wird , die dies auch VERDIENEN und dazu bestimmt sind , werden diese Menschen scheitern !
........ dann so hört man schreitet dieser Billardgott ein.......

Message 3/3 - Veröffentlichen in 23. April 2016 21:49

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