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Billard Karambol - Dreiband - Bert's column (NED)

Die Könige der überirdischen Durchschnitte

Gepostet von am 14. März 2018

Die Könige der überirdischen Durchschnitte

Kozoom

Kolumne von Bert van Manen

Übersetzt von Andreas Volbracht

Die größten Dreiband-Spieler, die es je gab, wer sind sie? Es hängt davon, wie Größe definiert wird. Emil Zatopek, Lasse Viren und Paavo Nurmi gehören zu den größten Langstreckenläufern aller Zeiten, keiner wird das bezweifeln. Dabei würden sie heute bei einer Landesmeisterschaft in Kenia oder Äthiopien kaum unter die ersten 25 kommen. Die Zeiten haben sich geändert, die Läufer sind schneller geworden. Und wenn es nur um Titel geht? Dann bleiben Ceulemans mit seinen 21 Weltmeistertiteln und Blomdahl mit seinen 44 Weltcupsiegen (Rekorde, die nie gebrochen werden) die Größten. 

Aber wenn man mal die Titelsammlungen beiseite lässt und nur auf die Spitzenleistungen schaut, dann heißen die beiden besten Spieler in der Geschichte des Dreibands: Caudron und Jaspers. Die Durchschnitte, die in der Ceulemans-Ära als sensationell galten, sind heute nahezu alltäglich. Der Niederländer und der Belgier haben sogar Blomdahls Weltrekorde zertrümmert. Nicht einmal Mehrfachchampions wie Sánchez, Zanetti und Merckx können mit Jaspers und Caudron mithalten, wenn´s darum geht, in offiziellen Spielen Superzahlen zu realisieren. 

Erstaunlich nicht nur, dass sie das machen, sondern auch wie oft sie das hinkriegen. Ungefähr 1000 Partien mit über 3,00 Durchschnitt sind bisher dokumentiert, über 100 Spielern stehen auf dieser Liste. Fast ein Drittel (!) von diesen Partien haben Caudron oder Jaspers abgeliefert. Kleiner Vorbehalt: wir haben nicht alle Ergebnisse aus Turnieren in Korea / Vietnam, Südamerika und der Türkei. Aber Eindruck bleibt und ist richtig: Caudron und Jaspers sind die Könige der überirdischen Durchschnitte.  

Wenn du vom Dreiband keine Ahnung hast, dann sei dir verziehen, falls du meinst, dass die beiden ziemlich ähnlich sein müssten. Schließlich haben sie vor den gleichen Herausforderungen gestanden, und haben den gleichen Berg bestiegen. Haben sie also nicht das gleiche Können, die gleichen Fähigkeiten? OK, bis zu einem gewissen Grade, ja. Aber nicht die Tatsache, dass sie bestimmte Probleme auf die gleiche Weise lösen, dass sie bestimmte Positionen mit dem gleichen Balltempo auf den gleichen Wegen angehen, macht die eigentliche Faszination aus. Es sind die großen, deutlich sichtbaren Unterschiede in ihre Herangehensweise, das ist es, was dafür sorgt, dass wir gar nicht genug von den beiden zu sehen bekommen können, dass unser Spiel so viel reicher geworden ist.  

Wer also ist der Beste? Sorry, auf diese Frage gibt es keine richtige Antwort. Beide Spieler verfügen über eine makellose Technik, sie sind charakterlich stark, haben Stehvermögen und einen unersättlichen Siegeswillen. Wenn es um die natürlichen Fähigkeiten, um Geschwindigkeit und Flüssigkeit, um Kreativität geht, dann gibt es nur einen: Caudron. Wenn es um chirurgische Präzision, um Konzentration, Hingabe und Streben nach Perfektion geht, dann gibt es nur einen: Jaspers.

Mann gegen Mann, das geht an den Belgier. Er hat den Niederländer in einer Reihe von spannenden, wichtigen Spielen geschlagen, einige davon sind unvergesslich. Wer erinnert sich nicht an das Finale in Bursa 2017 oder an ihr Aufeinandertreffen in der französischen Liga 2011, wo Jaspers eine 10er und eine 22er Serie macht – und verliert (50-48 in 13), oder an das Agipi-Match 2013, wo DJ 44 - 7 führt, um am Ende doch 47 - 50 zu verlieren? Frédéric hat auch auch die vier Tage Schlacht in Spanien, die Juanjo-Trilles-Challenge auf 600 Punkte gewonnen (600 - 501 in 274/273). Im Laufe der Jahre hat er Jaspers mehr Schmerzen zugefügt, als er selber hinnehmen musste.  

Der Blick auf die Statistik (siehe Bild) zeigt aber, dass Jaspers immer noch einen kleinen Vorsprung hat - bei Weltcups, bei europäischen Titeln und bei den Superdurchschnitten. Bei dem bedeutendsten Wert in den Statistiken, bei der Anzahl der Weltmeistertitel sind die Könige pari: 3-3. Ich denke, dass drei Titel für beide eigentlich zu wenig sind, das war nur eine Folge des WM Austragungsmodus (KO-System). Wenn Jaspers und Caudron 30 Jahre lang an WMs mit Jeder-gegen-Jeden Runden teilgenommen hätten, hätten sie wahrscheinlich beide ein paar mehr Titel auf der Liste.  

Dass unser Sport diese zwei einzigartigen Spieler hat, ist ein Geschenk, mit dem wir immer wieder neu beschenkt werden. Man konnte fünf Weltcup Finale zwischen DJ und FC hintereinander anschauen und würde sich nicht eine Sekunde langweilen. Allerdings wird das nicht passieren ... warum eigentlich nicht? Weil es inzwischen gut ein DUTZEND andere gibt, die beiden sie an einem guten Tag schlagen können. Das ist schon atemberaubend, was da in unseren Tagen im Dreiband geschieht. Im Dreiband gibt es heute so einen Reichtum an Talenten, dass selbst die Stärksten verwundbar sind.

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