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Fragwürdige DBU-Entscheidung zur Bundesliga Reduzierung

Gepostet von am 19. Juli 2020

Fragwürdige DBU-Entscheidung zur Bundesliga Reduzierung

© KOZOOM

DBU - Am 27.Juni 2020 fand eine Außerordentliche Mitgliederversammlung der DBU statt. Notwendig geworden war dieses kurzfristig anberaumte Meeting, weil über den Abschluß der laufenden Saison entschieden werden musste und weil ein Vorschlag seitens der DBU zur grundlegenden Änderung der Saisonplanung auf dem Tisch lag. Die Änderung der Saison, nämlich auf das Kalenderjahr, wurde von den Delegierten mehrheitlich abgelehnt. Die Saison wurde beendet mit den Tabellenständen der Hinrunde, was allgemeinen Konsens fand. Einig war man sich auch darüber, dass es in der aktuellen Ausnahmesituation keine Entscheidungen geben wird, die allen rein sportlichen Erwägungen gerecht werden.

Kurioserweise wurde nur einige Tage später, am 02.Juli 2020 dann folgende Mitteilung veröffentlicht, die man auf der Tagesordnung vergeblich suchte:

„Verkleinerung der Bundesliga Dreiband ab der Saison 2021/2022 
Auf Vorschlag des Sportrates wird die Bundesliga Dreiband ab der Saison 2021/2022 von 10 auf 8 Mannschaften verkleinert. Details dazu werden mit der Ausschreibung für die kommende Saison bekanntgegeben.“

Es muß angezweifelt werden, dass sich der Sportrat und auch das Präsidium der Tragweite dieser Entscheidung bewusst war, denn zum einen wurde niemand zu diesem Thema befragt und zum anderen sitzt im besagten Sportrat lediglich ein einziger Bundesliga Insider, der Sportwart Markus Dömer. 

Festzuhalten gilt es, dass die Entscheidung auf massive Kritik unter den Spielern und Vereinen stieß. Und dies zu Recht, denn die Bundesliga, zumindest im Dreiband, zählt zu den wichtigsten sportlichen Wettbewerben der DBU. So dachte man es sich zumindest bis jetzt. 

Nur wenige Tage nach der DBU Veröffentlichung entschied sich Kozoom dafür, einen Artikel zu diesen Thema zu schreiben, indem allerdings auch die Verantwortlichen zu Wort kommen sollten. Die erste Adresse war der Sportwart Karambol Markus Dömer. Markus Dömer verwies auf den kommenden internationalen Sportkalender und auf eventuelle Nachhole-Termine der UMB. Gleichzeitig kam das vielgebrauchte Argument, dass die UMB-Termine freigehalten werden müssen, um den Weltcupstartern dieses zu ermöglichen. Unterschwellig kam aber auch Kritik an den Entscheidern. Dies veranlasste Kozoom dem Vizepräsidenten Nico Proboszcz und dem Leistungssportreferent Thomas Haas ebenfalls eine Bitte um Stellungnahme zu schicken. Eine persönliche Antwort kam dazu nicht, sondern lediglich der Hinweis auf einen Artikel in der Billardarea. 

Und hier nun der Wortlaut der Anfrage an die DBU:

"In einer Mitteilung der DBU vom 02.07. wurden Präsidiums-Beschlüsse bekanntgegeben. Unter anderem und sehr bedauerlich die Reduzierung der Dreiband Bundesligen ab der Saison 2021/22.

Es wurde lediglich erwähnt, das dies auf Vorschlag des Sportrates, dem ihr beide angehört, beschlossen wurde.

Nun bin ich von mehreren Vereinen angesprochen worden, mit der Bitte, darüber einen kritischen Bericht auf Kozoom zu bringen. Ich werde dies auch tun, möchte allerdings vorher diejenigen um ein Statement bitten, die maßgeblich an dieser Entscheidung mitgewirkt haben.

Den Sportwart Karambol Markus Dömer habe ich bereits befragt. Die tatsächlichen Beweggründe sind mir aber immer noch nicht klar. 

Daher bitte ich um eine Antwort von Euch zu nachstehenden Fragen:

1. Wann und wie ist dieser Vorschlag im Sportrat besprochen worden?
2. Warum wurde dies nicht auf der MV thematisiert?
3. Gibt es nachvollziehbare Gründe für eine Vereinheitlichung der Ligen, die möglicherweise auch von außerhalb der DBU verlangt werden?
4. Warum wurden die Vereine, die ja die Liga finanzieren, nicht befragt?
5. Warum ist eine Überschneidung mit internationalen Terminen, hauptsächlich die vielen in Korea, nicht möglich?
6. Auf wen oder was soll hier besonders Rücksicht genommen werden?

Hier noch meine persönliche Meinung: 

Die Dreiband Bundesliga gehört zu den stärksten Ligen der Welt. Nahezu die gesamte Weltklasse ist in Deutschland engagiert. Die Vereine leisten sensationelle Arbeit, um ihrer ersten Mannschaft ein professionelles Umfeld zu schaffen, sowohl bei der Medienarbeit, der Verpflichtung von Profis und des gesamten Liga-Ablaufes. Die meisten ausländischen Ligen beneiden uns um diese bewundernswerte Arbeit, die letztlich auch der DBU in der Außenwirkung zu Gute kommt. 

Eine Reduzierung ist aus keinen Gründen notwendig. Überschneidungen mit internationalen Terminen dürfen kein Problem sein und werden aus meiner Sicht wohl sowieso unumgänglich, denn auch eine 8er Liga blockiert genügend Wochenenden. Für die Vereine und deren Mitglieder ist die Liga immer noch wichtiger als ein Turnier in Korea, bei dem 2 oder 3 deutsche Spieler dabei sind. 

Ich bitte um eine Stellungnahme im Laufe der Woche. Ein Bericht zu diesem Thema wird so oder so kommen, nur gehört es zum guten Stil, die Verantwortlichen zu Wort kommen zu lassen.

In diesem Sinne hoffe ich auf eine baldige Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
Markus Schönhoff
Kozoom Deutschland"

 

Die Erklärungen seitens der DBU beantworten diese Fragen nur ansatzweise. Die Begründung „Qualität vor Quantität“ ist schlichtweg falsch. Die Bundesliga zählt zu den stärksten Mannschaftswettbewerben in Europa. Insbesondere die erste Liga spielt bis in die Abstiegszone auf sehr gutem Niveau. Eine weitere Begründung ist die Vereinheitlichung der Ligen im Pool, Snooker und Dreiband. Als seriös kann man dies nicht bezeichnen. Jeder sollte wissen, dass die drei Spielarten unterschiedlicher kaum sein könnten. Der Verweis auf weitere sportliche Möglichkeiten in Form einer Gran Prix Serie ist wohl eher als Entschuldigung zu werten, denn diese gibt es nicht. Dafür aber nun die Reduzierung der Liga. Wenn man die Gemüter beruhigen will, dann hätte man zeitgleich mit der Liga-Reduzierung auch die Grand-Prix Serie vorgestellt. So bleibt dies nur eine Wunschvorstellung. 

Randbemerkung:

Der aktuelle DBU Präsident Helmut Biermann stand bei der Kritik an der geplanten Ausländerregelung vor einigen Jahren an vorderster Front. Nicht zuletzt sein Engagement zur Stärkung der Liga führte zum Ansehen in der Karambol-Abteilung und in der Folge auch zu seiner Wahl zum DBU-Präsidenten. Insbesondere Helmut Biermann sprach dem damaligen Präsidenten mit dieser Entscheidung die sportliche Kompetenz ab, da sie zu einer massiven Schwächung der Liga geführt hätte. Den Ausgang seinerzeit kennen alle. Zur aktuellen Entscheidung über die Reduzierung der Ligen gibt es bislang auch vom DBU Präsidenten kein Statement.


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Kommentare

Norbert Roestel
Norbert Roestel
Protest und nicht planbare Corona Saison
Hallo Markus,

danke für Deine kritische Berichterstattung. Auch für mich ist dieser Beschluss in dieser Form nicht nachvollziehbar.

Insbesondere verstehe ich die Kommunikationsstrategie der DBU nicht. Wenn man eine so weitreichende Veränderung diskutiert, warum ist es nicht möglich, die betroffenen Vereine und Sportler rechtzeitig über das Vorhaben zu informieren und die Gründe dafür zu nennen?

Auf diese Art wird einem ganz klar das Gefühl gegeben, dass man jeglicher Diskussion aus dem Weg gehen möchte. Vermutlich vor dem Hintergrund, verstehen würden wir die Gründe so und so nicht!

Jetzt gehe ich mal davon aus, dass es aus Funktionärssicht tatsächlich gute Gründe für eine Reduzierung der Anzahl der Bundesligamannschaften gibt. Warum soll und muss diese Reduzierung ausgerechnet jetzt stattfindenden?

Vor uns liegt vermutlich eine durch Corona beeinflusste Saison. Wir wissen nicht wann mit der Bundesliga begonnen werden kann, ob diees unterbrochen werden muss oder wir nur eine Hinrunde spielen können. Vor diesem Hintergrund 4 Absteiger von 10 Mannschaften auszuspielen, ist einfach nur eine extrem unsportliche und kopflose Entscheidung. Es könnte sozusagen jede Mannschaft treffen, egal ob Meisterschaftsfavorit oder nicht. Da könnten wir auch Lose ziehen.

Vor allem aus diesem Grund, habe ich den Berliner Billard Verband gebeten, offiziell Protest gegen diesen Beschluss einzulegen.

Insofern habe ich die Hoffnung, dass dieser Beschluss nochmals aufgehoben wird, und man sich auf DBU Seite dazu entschließt, das Vorhaben öffentlich zu diskutieren.

Mit sportlichen Grüßen

Norbert

Message 1/2 - Veröffentlichen in 20. Juli 2020 09:02

Steffen
Steffen
Nachwuchs- und Talentförderung
Hallo Markus,

wie Du weißt, beschäftige ich mich seit einigen Jahren fast ausschließlich mit der Jungendförderung in meinem Verein. Ich betrachte die Entscheidung deswegen aus diesem Blickwinkel und halte sie für geradezu katastrophal!

Mit der Reduzierung fallen Minimum 24 Spielerplätze in den Bundesligen weg. Dadurch wird das Niveau gesteigert, das ist zwangsweise so, aber dadurch wird auch die Messlatte für Nachwuchsspieler enorm hochgelegt!

Vielleicht ist den Verantwortlichen das "geringe" Niveau in der Abstiegszone der Zweiten Liga ein Dorn im Auge? Dann gebe ich zu Bedenken, dass gerade dort viel für unsere Talente getan wurde - und wird!

Auf der Billardarea wird von den letzten Kaderlehrgängen berichtet. Bei Christian Rudolph trainierten: Tom Löwe, Lukas Stamm, Dustin Jäschke, Ronny Lindemann und Cengiz Karaca. Und diese Talente kenne ich aus der Abstiegszone bzw. Mittelfeld der Zweiten Liga!!! Sie spielten in Frintrop, Berlin, Duisburg, Herne und Bottrop! Und sie wurden dort gefördert und unterstützt was ich für extrem anerkennenswert halte!

Und genau diesen Förderern und Unterstützern unseres Billard-Nachwuchses wird mit der Reduzierung jegliche Anerkennung und Existenzberechtigung entzogen.

Ich halte das für den absoluten Irrweg!

Viele Grüße vor allem nach Herne, Frintrop, Bottrop, Duisburg und Berlin

Steffen Rödel



Message 2/2 - Veröffentlichen in 22. Juli 2020 21:01

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