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Billard Karambol - Allgemein - Kozoom Interview

Jahresrückblick und Ausblick 2021 mit ACHIM GHARBI vom Billardmagazin Touch

Gepostet von am 28. Dezember 2020

Jahresrückblick und Ausblick 2021 mit ACHIM GHARBI vom Billardmagazin Touch

© Billardmagazin Touch
Helga Ackermann und Achim Gharbi gründeten 2009 die Touch-Sportmediengruppe

Was ist eigentlich das Motiv für einen Jahresrückblick? Gab es schon mal ein Jahr, bei dem ein Thema fast täglich die Nachrichten füllte? So stark, dass man sehr schnell geneigt ist zu sich zu sagen: ‚Ich kann es nicht mehr hören‘. Ja, so wird es wohl sein! 

Nun, im Normalfall dient ein Jahresrückblick der Erinnerung. Vollgepackt mit großen und kleinen, wichtigen und unwichtigen Ereignissen kann man einfach noch einmal 12 Monate an einem vorbei ziehen lassen. Und dann gibt es die Momente: ‚Ach ja, so war das im März‘, oder ‚Das hätte ich jetzt garnicht mehr so gewusst‘ und ‚das war der schönste Moment des Jahres‘.

2020 ist das alles anders. Nichts hat das Jahr so geprägt, wie die Corona-Krise mit all ihren Absagen, Ängsten, Warnungen und Hoffnungen, mit den wagen Prognosen und doch wieder Enttäuschungen. An niemandem, wirklich niemandem ging dies spurlos vorbei. 
Und jetzt ist das Jahr vorbei und es ist Zeit zurück zu blicken und voller Hoffnung das neue Jahr herbei zu sehnen.

ACHIM GHARBI und das Billardmagazin Touch sind aus der deutschen und europäischen Billardlandschaft nicht mehr wegzudenken. Zusammen mit Helga Ackermann und der Touch-Sportmediengruppe wurden in den vergangenen Jahren mehr als 100 nationale und internationale Veranstaltungen medial betreut.

KOZOOM traf den Touch Gründer und blickt mit ihm gemeinsam auf das Jahr 2020 zurück und wagt sogar einen kleinen Ausblick für das neue Jahr und die Zukunft des Billardsports.

KOZOOM/Markus Schönhoff - In der Karambol Szene kennt man Dich vor allem durch die großen Events, wie Bad Wildungen, Viersen und Brandenburg, bei denen Du sehr engagiert die PR-Leitung übernimmst und zeitweise auch als Fotograf im Einsatz bist. Darüber hinaus natürlich als Herausgeber des Billardmagazin Touch. Wie sieht in normalen Zeiten das Tagesgeschäft von Achim Gharbi aus? Wie bist Du zum Billard gekommen und wie hat sich das alles in den letzten Jahren für Dich entwickelt?

ACHIM GHARBI - Mit 17 Jahren entdeckte ich meine Liebe zum Karambolsport durch eine Werbeaktion von Vereinsmitgliedern der Billardabteilung der TG Würzburg. Sie schauten sich in Freizeitzentren in denen Billardtische standen nach talentiertem und nichttalentiertem Nachwuchs für eine Mitgliederneugewinnung um und hatten bei mir Erfolg. Kostenloses Probespielen hier, freie Trainingsstunden da, und schon hatte man mich da, wo man mich hinhaben wollte. Ich war gefangen und schon nach wenigen Besuchen dem Zauber des Sports erlegen und schneller als ich schauen konnte auch das jüngste Vereinsmitglied.

Ich machte rasch gute Fortschritte und feierte persönliche Bestleistungen und war mit einem durchschnittlichen Dreier-GD in der Freien Partie auf dem kleinen Brett nach einiger Zeit sicher kein Kracher, aber der Sport hatte mich sehr in den Bann gezogen – ich wollte mehr lernen und weitere Erfolge erzielen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich zwei bis drei Mal in der Woche bei Wind und Wetter mit dem Moped zum Training fuhr und nicht genug von der „Technik“ bekommen konnte. Es war eine sehr schöne und bis heute unvergessene Zeit.

Aufgeben musste (wollte) ich mein Hobby gut ein Jahr später, als ich im Fußball Ambitionen hatte, den Sprung von der A-Jugend fest in die Lizenzspielerabteilung von Kickers Würzburg zu schaffen (damals erstmals 2. Bundesliga), was mir bis auf wenige Einsätze aber leider nicht gelang. Es war auch in der Zeit, als ich eine Ausbildung begann und mich in der Schülermitverwaltung der Berufsschule engagierte; für 3 Jahre durfte ich als Landeschülersprecher der beruflichen Schulen in Bayern tätig sein. Für Billard war da keine Zeit mehr, zumindest nicht mehr als aktiver Sportler.

Gerne spielte ich ab und an mit Freunden mal eine Partie Pool in einem Billardcafe, ganz konnte ich die Finger nie von einem Queue lassen, auch wenn die Disziplin eine andere war. Jeder weiß ja, wenn man einmal mit Billard infiziert worden ist … Mein Comeback als Vereinsspieler feierte ich erst viel später in einem kleinen Poolverein in der Nähe von Aschaffenburg. Mein Sohn Lucien war geboren, ich arbeitete in einer Werbeagentur und die Fußballzeit war schon lange vorbei. Was bot sich also besser an, als in meiner Freizeit wieder aktiv Billard zu spielen? Natürlich nichts!

Wie ich zu meinem heutigen Engagement kam? Unsere 1. Mannschaft feierte damals den Meistertitel, ich selbst spielte in der Dritten in der Kreisliga B, und nirgendwo war etwas über den tollen Vereinserfolg der Ersten zu lesen. Weder im Wochenblatt, noch in der Tageszeitung, noch im örtlichen Heftchen - nirgends. Dadurch wurde mir erst bewusst, welchen Stellenwert der Billardsport überhaupt in der öffentlichen Wahrnehmung genießt – nämlich gar keinen. Diese bittere Erkenntnis war der Ursprung für eine zuerst regionale Pressearbeit, die sich später auf Landesverbandsebene ausweitete und dann letztlich 2009 in das deutschsprachige Billardfachmagazin TOUCH als Neuauflage im Pocketformat und in die PR-Arbeiten mündete. So entstand alles.

Ein ständig wiederkehrendes Tagesgeschäft gibt es bei mir auch in normalen Zeiten nicht im üblichen Sinn, da alle Tätigkeiten Projektarbeiten sind. Wenn zum Beispiel eine große Veranstaltung ansteht, die von uns medial betreut wird, gibt es vor dem Beginn eine Menge Vorarbeit mit verschiedenen Deadlines, die unbedingt eingehalten werden müssen. Das bedeutet dann gerne auch mal 16-Stunden-Arbeitstage. Nach Abschluss der Veranstaltungen gibt es dann auch noch Nacharbeit. Parallel wird ständig Material für die kommenden Touch-Ausgaben gesammelt und aufbereitet.
Das ist sehr abwechslungsreich, aber oft auch sehr zeitintensiv.


Achim Gharbi, Herausgeber des Billardmagazins Touch und
PR-Manager nationaler und internationaler Sportveranstaltungen

KOZOOM/Markus Schönhoff - Ich arbeite nun seit 8 Jahren für Kozoom und habe noch nie einen so schwierigen Job gehabt, wie in diesem Jahr. Wir gehen später noch auf ein paar Details ein, aber wie würdest Du das Jahr aus Deiner Sicht als Sportjournalist und Fotograf beschreiben?

ACHIM GHARBI - Für uns als Herausgeber eines Fachblattes war 2020 ein katastrophales Jahr. Die TOUCH als Printmagazin ist so konzipiert, dass sie über wichtige und interessante Themen aus dem Spitzen- und dem Freizeitsport nachberichtet, sie agiert mehr oder weniger als Zeitzeuge. Das journalistische Angebot umfasst Berichte und Fotoreportagen zu nationalen und internationalen Großereignissen im Poolbillard, Snooker, Karambol und Kegelbillard, sowie exklusiven Kolumnen von Spitzensportlern und Interviews mit hochkarätigen Gesprächspartnern aus der Sportpolitik. Hinzu kommt das große Cover-Thema in jeder Ausgabe, das als Dossier ein aktuelles Thema aus der Welt des Billardsports aufgreift und fundiert behandelt, viele Hintergründe zeigt und einen spannenden journalistischen Einblick bietet. Ohne Veranstaltungen und Ereignisse fehlt jedoch der meiste Content, die Herausgabe einer Printausgabe ist damit praktisch unmöglich. Deshalb wurde die nächste Ausgabe auf die Zeit nach Abklingen der Corona-Pandemie gelegt.

KOZOOM/Markus Schönhoff - Das Jahr begann im Januar mit einem tollen Doppelevent in der Türkei, bestehend aus der Team-Europameisterschaft und dem anschließenden Weltcup. Keiner konnte ahnen, dass es die einzigen internationalen Turniere in diesem Jahr sein würden. Besonders schmerzlich war die Absage der großen Veranstaltungen in Deutschland, Viersen und Bad Wildungen. Wie begann das Jahr für Dich und wie waren Deine Pläne für 2020?

ACHIM GHARBI - Die Dreiband-Team-EM in Antalya im Januar war die erste Veranstaltung, die wir im Auftrag der CEB als verantwortliches PR- und Presseteam für 2020 auf internationaler Ebene betreuen durften. Von Anfang bis Ende war dieses Event top organisiert, es hat mir und uns sehr großen Spaß gemacht, mit Euch (KOZOOM), den türkischen Organisatoren vor Ort und den Funktionären der CEB zusammenzuarbeiten. Für uns war es leider das einzige Event, das wegen der Corona-Pandemie noch ausgetragen werden konnte. Im Laufe des Jahres hätten wir weitere 16 Veranstaltungen betreuen dürfen wie die beiden Deutschen Meisterschaften der DBU, die Dreiband-WM in Viersen, verschiedene andere Europameisterschaften der CEB und deutscher Landesverbände. Wir waren sehr traurig über die Absagen.


Das Siegerbild der Dreiband-Team-EM der Herren in Antalya im Januar 2020 ging in Rekordzeit ins Netz.
Lediglich zwei Minuten nachdem Spanien den siegbringenden Punkt erzielt hatte,
wurde dieses Foto auf Facebook mit einem kurzen Text veröffentlicht und viele Male geteilt.

KOZOOM/Markus Schönhoff - Bei den ganzen Absagen stellt sich zwangsläufig die Frage, ob die Organisatoren und Sponsoren ihr Engagement für den Billardsport fortsetzen. In Deutschland blickt man da natürlich auf die Team Weltmeisterschaft in Viersen, dem absoluten Dauerbrenner in der Billardwelt. Du kennst die Szene aus verschiedenen Blickwinkeln. Wie schätzt Du die Situation für Viersen und andere große Turniere ein? Wie ist die Lage im Pool und Snooker?

ACHIM GHARBI - Die Dreiband-Team-WM in Viersen ist meiner Ansicht nach die wichtigste Billardveranstaltung auf deutschem Boden. Sie hat eine lange Tradition, sie ist weltweit in Billardkreisen eine Marke, sie bietet Weltklassesport und ist durch die DBU und die Stadt Viersen jedes Jahr optimal organisiert. Sie genießt eine für Billardverhältnisse sehr hohe Aufmerksamkeit in den regionalen und überregionalen Medien und ist auch in Spielerkreisen beliebt und hochgeschätzt. Da auch wir ein kleiner Teil dieser Veranstaltung sein dürfen, weiß ich sehr gut, welch immens hoher Aufwand hinter den Kulissen betrieben wird, um die Dreiband-Team-WM derart professionell auszurichten. Da beginnt die Arbeit viele Monate vor dem ersten Stoß, aber jeder einzelne Tag lohnt sich für das am Ende mehr als sehenswerte Ergebnis.

Im Snooker hat sich in Deutschland das „German Masters“ als Major-Event der WST in Berlin etabliert, das Ende Januar 2021 Corona-bedingt nicht gänzlich abgesagt, sondern nach England verlegt wurde. Beim Snooker spielen auf Profiebene in erster Linie die Fernsehgelder eine große Rolle. Deshalb können diese Events mit strikten Corona-Regelungen wie bei der Dart-WM ohne Zuschauer problemlos an jedem Ort ausgetragen und finanziert werden.

Im Pool fielen bis auf die (Skysports) Matchroom-Veranstaltung „Mosconi-Cup“ viele wichtige Großveranstaltungen aus, darunter einige mit hohen Preisgeldern in Asien und in den USA. Auf unserem Kontinent musste die EPBF-Serie „Eurotour“ ausgesetzt und hierzulande das „German Pool Masters“, das alljährlich von uns organisiert wird, abgesagt werden. Für die Sportler*innen ist das mehr als eine Saure-Gurken-Zeit, manche trifft das existentiell. Für die Organisatoren wiegt das nicht minder schwer.

Große Sponsoren sind in Europa im Billardsport rar gesät, wenn nicht wie beim Snooker oder Matchroom-Events TV-Anstalten dahinterstehen. Die Unterstützer, die es gibt, kommen meist aus dem regionalen Sektor und der Billardindustrie oder des Billardhandels und blicken auf eine gewachsene Zusammenarbeit zurück, meist über einen langen Zeitraum hinweg. Ich denke deswegen nicht, dass es beim Sponsoring weder bei den Sportlerinnen und Sportlern noch bei den Veranstaltungen wie bei der Dreiband-Team-WM oder den Deutschen Meisterschaften in naher Zukunft große Verwerfungen geben wird.

KOZOOM/Markus Schönhoff - Die UMB hat versucht, etwas für die Profispieler zu tun. Es gab virtuelle Turniere, die aber nur auf begrenztes Zuschauerinteresse gestoßen sind. Gleichwohl war es für die Spieler ein Anreiz, insbesondere aus wirtschaftlicher Sicht. Der Dreibandfan in Deutschland will aber Weltcups, Weltmeisterschaften und große Turniere sehen. Wenn über Monate keine Turniere stattfinden, muss man dann befürchten, dass sich die Fans vom Billard abwenden? Gibt es da Tendenzen, die Du beobachtest?

ACHIM GHARBI - Nein, ganz im Gegenteil: Die Fans wollen so schnell wie möglich wieder ihre Stars sehen und umgekehrt. Ich denke sogar, dass nach Ende der Einschränkungen dies noch intensiver als zuvor geschehen wird. Gäbe es morgen keine Pandemie mehr und nächste Woche würde die Dreiband-Team-WM in Viersen stattfinden, wäre die Festhalle an allen Tagen wohl ruckzuck ausverkauft. Dennoch finde ich es super, wie die UMB und ihre Partner sich für die Sportler*innen in dieser für alle schweren Zeit einsetzt und sie unterstützt.

Derzeit werden viele Livestreams auf Youtube und in Facebook angeboten. Es sind zwar vereinzelt gute und innovative Ideen mit dabei, aber auf Dauer langweilt sich der Zuschauer mit einer statischen Kamera in einer Kelleratmosphäre mit einem oder zwei Spielern. Es fehlt die Interaktion mit den Zuschauern, der Jubel, die Emotionen, das Anfeuern, die Anerkennung, die Enttäuschung, das Setup eines Veranstaltungsortes und die Atmosphäre. Persönlich sehe ich einige Angebote, wenn sie denn gut gemacht sind, als zeitlich begrenzte Alternative, bis die richtigen Events wieder gespielt werden können.  

KOZOOM/Markus Schönhoff - Im Dreiband blickt man immer bewundernd auf Korea, die es geschafft haben den Billardsport so zu vermarkten, dass er auch in Pandemie-Zeiten stattfindet, einfach deshalb weil es Fernsehverträge gibt. Die Art und Weise, wie dort der Billardsport vermarktet wird, hat nichts mehr mit dem traditionellen Sport, den wir kennen zu tun. Ist das der Weg um langfristig zu bestehen und Erfolg zu haben? Müssen wir noch viel mehr unser verstaubtes Image ablegen?

ACHIM GHARBI - Nein, ich persönlich sehe es nicht so, als dass man bei uns Grundlegendes verändern müsste. Der Zuschauer vor Ort will Dreibandsport auf höchstem Niveau sehen, den er dank der Spitzensportler*innen live geboten bekommt. Die Fans vor dem Bildschirm wollen mit spektakulären und emotionalen Bildern hautnah mit dabei sein, dafür sorgt KOZOOM mit Spitzenqualität und einer ausgefeilten Kameratechnik. Die Fans in den sozialen Netzwerken möchten schnell und hochqualitativ mit Kurzberichten und Fotos versorgt werden und nicht Wenige im Nachgang den kompletten Verlauf nachlesen.

Meiner Meinung nach ist dieser seit Jahren eingeschlagene Weg der richtige, der sehr professionell ist und vielleicht früher oder später durch externe Sponsoren für mehr TV-Zeiten in Deutschland und Europa belohnt wird. Gelänge dies, würde es den Dreibandsport und auch den Poolsport wie beim Snooker mit externen Sponsorengeldern weit nach vorne katapultieren. In Korea herrscht meiner Kenntnis nach, eine andere Kultur als bei uns. Ich glaube deshalb nicht, dass man die Vermarktungsweise von dort auf uns übertragen kann. Hätte es mit der Olympiaaufnahme für Paris 2024 geklappt, dann wäre Billard mit Medienpräsenz und Sponsorengeldern in Europa ein Selbstläufer geworden, mit einem gut funktionierenden Unterbau, wie er bereits auf Verbandsebene existiert. Deshalb sollte es für jeden oberstes Gebot sein, die WCBS und die angeschlossenen Verbände auf ihrem Weg zu einer Olympiateilnahme bestmöglich zu unterstützen, damit dieser Sprung vielleicht irgendwann doch noch gelingt. Davon würde jeder partizipieren.


Die zwei Medienteams, die seit vielen Jahren erfolgreich bei Karambol-Events in Europa zusammenarbeiten.
Links im Bild KOZOOM mit Xavier Buttner (Kamera, Web), Morgan Delame (Kamera, Web),
Laurent Boutet (Videobearbeitung, Replays),Xavier Carrer (Inhaber und Produzent),
rechts das TOUCH PR-Management im Auftrag der CEB mit
Helga Ackermann (Eventfotografin, Bildbearbeitung) und Achim Gharbi (Medien-Distribution)

KOZOOM/Markus Schönhoff - Noch einmal zurück zu diesem Jahr. Man kann der DBU nicht vorwerfen, dass im September der Sportbetrieb wieder startete. Alle sehnten sich danach, auch wenn es nach drei Spieltagen schon wieder vorbei war. Oft war von verschiedener Seite der DBU mangelndes Krisenmanagement bescheinigt worden. 2020 war sicher auch für Sportfunktionäre eines der schwersten Jahre überhaupt. Hättest Du Dir andere, schnellere oder weitreichendere Entscheidungen gewünscht?

ACHIM GHARBI - Niemand konnte damals voraussehen, wie sich die Pandemie ausbreiten wird. Meiner Meinung nach hat die DBU sehr umsichtig und weitsichtig agiert, obwohl das seinerzeit alles andere als einfach war. Sie hat die Dreiband-Team-WM frühzeitig abgesagt und war einer der ersten Spitzenverbände, die den Schritt zur Absage einer Großveranstaltung wagte. Wie wir jetzt alle wissen, war dies die richtige Entscheidung, die bundesweit über die Grenzen des Billardsportes hinaus, für viel Respekt und Anerkennung sorgte. Genauso klug empfand ich die frühzeitige Absage der Deutschen Meisterschaften in Bad Wildungen im Sinne der Sicherheit der Sportler*innen.

Hinsichtlich des Spielbetriebes der Billardligen und der Einzelmeisterschaften im Land und im Bund war und ist eine Entscheidungsfindung umso schwieriger, da niemand voraussehen konnte und kann, wie sich die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen auf das Jahr gesehen entwickeln wird. Wie lange bleiben Gastronomie und Vereinslokale geöffnet oder werden geschlossen, welche Bedingungen müssen ggf. nach Wiedereröffnung für einen Spielbetrieb beachtet werden, wie wird die laufende vielleicht abzubrechende Saison gewertet, und, und, und. Ich möchte nicht in der Haut der Funktionäre und Sportwarte stecken, die allen Unabwägbarkeiten zum Trotz mehrmals (Notfall)-Spielpläne erstellen mußten und müssen. 

KOZOOM/Markus Schönhoff - Man kann wohl davon ausgehen, dass das neue Jahr so beginnen wird, wie das alte aufhört, also zunächst ohne Billard. Nach dem ersten Quartal mit dann steigenden Temperaturen und einem verfügbaren Impfstoff sollte dann aber ein Neustart möglich sein. Abgesehen davon, dass Billard ja ein wunderschönes Hobby ist, gibt es ja auch viele, viele Menschen, die davon leben möchten. Da sind natürlich die Profispieler, die Billardindustrie und nicht zuletzt auch KOZOOM und TOUCH. KOZOOM wird den kostenpflichtigen PremiumPass etwas umbauen, neue Möglichkeiten anbieten und den Fans neue Formate präsentieren. Wir haben verständlicherweise Premium Mitglieder verloren, aber die große Mehrheit ist KOZOOM weiter treu begleiten, obwohl es nicht die gewohnte Gegenleistung gab. Dafür ist KOZOOM und ich sehr dankbar und wird dies auch in der neuen Kalkulation des PremiumPasses mit anrechnen. Wie sieht die Situation bei Touch aus? Gibt es neue Pläne für das Magazin?

ACHIM GHARBI - Ich denke, dass vor dem Spätsommer 2021 keine normalen Wettkampfbedingungen wie wir sie kennen und schätzen möglich sind. Ich befürchte zudem, dass bis mindestens dahin Hygiene- und Abstandsregeln und vielleicht sogar Einreisebeschränkungen Bestand haben werden, um eine dritte oder sogar vierte Welle zu verhindern oder abzudämpfen. Ich hoffe, dass ich da zu pessimistisch bin und falsch liege und wir ganz normal und uneingeschränkt unserem Hobby und unseren Tätigkeiten in wenigen Monaten wieder nachgehen können.

Die TOUCH im Ganzen ist Printmagazin, Presse- und PR-Agentur und Verlag zugleich, ein vielfältiges Medienunternehmen mit mehreren Standbeinen, das von Helga Ackermann als Geschäftsführerin geleitet wird. Die meisten kennen sie übrigens als Eventfotografin vieler Events. Das TOUCH-Flaggschiff des Unternehmens ist die Printausgabe, die es geschafft hat, sich seit vielen Jahren auf dem Markt zu halten. Andere Printmagazine aus anderen Sportarten, teilweise auch aus dem Bereich der Nachfragesportarten, mussten wegen der Digitalisierung die Segel streichen und wurden eingestellt. Die TOUCH als Billardfachmagazin ist da tatsächlich eine Ausnahme, die bislang das Glück hatte, durch treue Werbepartner, Abonnenten und ehrenamtliche Mitarbeiter am Leben geblieben zu sein. Für sie alle ist eine Printausgabe wichtig, sie ist Informationsquelle und nachhaltiger Zeitzeuge zugleich, die man immer mal wieder rauskramen und zur Hand nehmen kann.

In bin deshalb zuversichtlich, dass die TOUCH nach Ende der Pandemie weiter erscheinen kann. Unser Chefredakteur Jochen Maurer, der auch die meisten Pressetexte für die PR-Agentur schreibt, sammelt bereits die Beiträge aus dem Snookersport, die die Ressortleiterin Imke Köhler verfasst hat, und Kolumnen unserer Billardprominenten für die nächste noch nicht terminierte Ausgabe.

Als Presseagentur nutzen uns übrigens auch nationale Online- und Printmedien gerne für die Zurverfügungstellung von Billardfotos vor und nach großen Meisterschaften, auch mal für die Programmvorschauen in TV-Zeitschriften.

Ein weiteres Betätigungsfeld der TOUCH ist die alljährliche Ausrichtung und Organisation von hochklassigen Billardevents im Poolbillard, die jeweils an das German Pool Masters angedockt sind. In den letzten drei Jahren waren dies die „Efren Farewell Tour“ mit Earl Strickland und Francisco Bustamante, die „Spektakulärste Billardshow der Welt“ mit Florian VENOM Kohler & Ralph Eckert, die in mehreren Städten in Deutschland präsentiert wurden. Und natürlich das legendäre „Battle of Legends“ mit Thorsten Hohmann, Ralf Souquet, Tom Storm, Francisco Bustamante, Efren Reyes und Earl Strickland in Sindelfingen. Die Planungen für 2020 begruben wir bereits im Frühsommer, als abzusehen war, dass die Corona-Pandemie bis Ende Dezember nicht verschwunden sein wird.


Die Idee und die Ausführung der Efren-Reyes-Farewell-Tour in Deutschland
im Januar 2018 war eine der ganz großen Highlights in der TOUCH-Historie.

Unser Haupttätigkeitsfeld ist jedoch die PR-Betreuung von Sportveranstaltungen mit der Gestaltung von Plakaten, Flyern, Programmheften und Sponsorenwänden als Verlag, die Erstellung von Presseberichten teilweise in mehreren Sprachen und guten Fotos mit schneller Verteilung an die internen, externen und sozialen Medien als Agentur. Pro Jahr sind es zwischen 16 und 20 Veranstaltungen, für die wir vor Ort tätig sein dürfen. In 2020 war es wie oben beschrieben wegen der Corona-Pandemie leider nur die eine mit den Dreiband-Team-Europameisterschaften im Januar in Antalya. Danach wurden alle weiteren Meisterschaften entweder abgesagt oder verschoben. Für das zweite Halbjahr 2021 bin ich jedoch zuversichtlich, dass die eine und andere abgesagte oder verschobene Veranstaltung nachgeholt werden und der eigentliche nationale und internationale Einzelspielbetrieb wieder normal aufgenommen werden kann. Darauf freue ich mich schon jetzt.

KOZOOM/Markus Schönhoff - Jeder hat ja Wünsche für das neue Jahr. Ganz oben steht für 2021 ohne Zweifel die Gesundheit verbunden mit der Möglichkeit, wieder zu einem normalen Alltag zurückzukehren. Für den Billardsport, speziell im Dreiband, wünsche ich mir, dass der Konflikt zwischen der UMB und der PBA gelöst werden kann, dass der Weltcup ausgetragen wird und dass es einen Weltmeister geben wird. Für Deutschland natürlich, dass es einen sicheren Termin für Viersen gibt und dass wir uns alle in Bad Wildungen treffen können. Wie würdest Du ein ideales neues Jahr 2021 beschreiben? Was sind Deine besonderen Wünsche und Ziele für das neue Jahr?

ACHIM GHARBI - Das Wichtigste ist, dass wir alle gesund bleiben und uns wiedersehen können. Es ist nach dem Leben an sich, das höchste Gut, das wir haben. Persönlich wünsche ich mir für 2021, dass es ein Jahr der Zuversicht, der Solidarität und der Harmonie werden wird und wir bald wieder zu unserem normalen Leben, das Billard in all seinen Facetten beinhaltet, zurückkehren können.

Vielen Dank an Dich und KOZOOM für die Möglichkeit dieses Interviews.

KOZOOM/Markus Schönhoff - Vielen Dank, dass wir gemeinsam auf dieses schwierige Jahr zurück blicken konnten. KOZOOM und ich persönlich wünschen Dir, Deiner Familie und dem Team von Touch einen angenehmen Jahreswechsel und viel Kraft, Kreativität und tolle Ideen für das neue Jahr. Aber vor allem viel Gesundheit und Zuversicht, dass wir sehr bald wieder unseren schönen Sport wie gewohnt genießen können.

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