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Billard Karambol - Allgemein - Kozoom Interview - Andernos (FRA)

Karim Belhaj - Chef von Predator im KOZOOM Interview

Gepostet von am 16. November 2020

Karim Belhaj - Chef von Predator im KOZOOM Interview

JP Parmentier
Karim Belhaj (44), ein Franzose lebt seinen amerikanischen Traum mit seiner Firma Predator

Vor einigen Wochen war Karim Belhaj, der Chef von Predator, zu Gast in den neuen Räumlichkeiten von KOZOOM in Andernos. Einige der größten Champions im Pool und zwei Topstars im Dreiband waren ebenfalls zu Promotion Aufnahmen eingeladen. Im Aufnahmestudio wurden je ein Pool- und ein Karamboltisch aufgestellt. Beide kamen von der Marke SAM aus Spanien. Jeremy Bury und Dani Sanchez absolvierten im Showroom der neuen Hauptzentrale ihre Partien im Rahmen der One Carom Challenge. Dani Sanchez hatte zuvor die UMB gebeten, seine Spielzeiten zu verschieben, damit er von zu Hause spielen kann, doch dies war nicht mehr möglich.

Dani Sanchez, Karim Belhaj und Jeremy Bury bei der Vorstellung der 2021 Kollektion

KOZOOM traf auf das Predator Team und dessen Chef Karim Belhaj (44), der für einen grandiosen französischen Erfolg in den USA steht. Belhaj reiste mit seiner Frau Pauline und den beiden Töchtern Leena (7) und Jenna (5) an. Seit seiner Kindheit waren auch Mutter und Großmutter immer eine Inspiration für ihn und auch in seinem Unternehmen spielen Frauen eine wichtige Rolle. Heute lebt er in Puerto Rico, seine Firma hat seinen Hauptsitz in Jacksonville, Florida.

Karim und seine Frau Pauline

Predator gelang mit seinen Produkten ein bemerkenswerter Einstieg in die Dreibandszene. Dafür konnten unter anderem große Champions gewonnen werden. Für KOZOOM erklärte sich Karim Belhaj bereit, einige Stunden für ein Interview zu verbringen. (JP Parmentier verantwortlich für die Fotos)

Jeremie Picart / KOZOOM - HallKarim Belhaj, sie sind der CEO der Predator Gruppe, einem führenden Hersteller von Queues im Poolbillard. Die Einführung ihrer Produkte in den Karambol-Billardmarkt war umwerfend. Der Erfolg eines Franzosen in den USA ist eine große Geschichte. Erzählen sie uns von ihrer Reise, bis sie zu Predator kamen.

KARIM BEJHAJ - Ich bin in Paris geboren, dort aufgewachsen und bin relativ spät zum Billard gekommen. Es gibt meiner Meinung nach zwei Gründe, weshalb ich irgendwie bei Predator gelandet bin: Einerseits mein Streben nach einem Abenteuer und Unternehmertum und meiner Leidenschaft für Billard andererseits. Meine Eltern waren Händler auf Märkten und später in der Modebranche tätig. Meine Mutter Sonja kreierte eigene Kollektionen und war sehr erfolgreich. Damals war ich ungefähr 10 Jahre alt. Meine Mutter hat mir beigebracht, mich nie zu beschweren, dass wir Glück haben und das jeder sein Schicksal selbst bestimmt. Damals wurde mir klar, dass man auf eine gute Weise opportunistisch sein muss. Ich war zuversichtlich und ehrgeizig. Meine erste Verbindung zum Billard war in Cap d’Agde und La Grande Motte, wo meine Eltern auch eigene Geschäfte hatten. 1986 hatte ich in Südfrankreich die ersten Erfahrungen im Poolbillard. Dann zogen wir vier Jahre später von Franconville nach Champigny-sur-Marne, wo ich meine Ausbildung an der High School in Saint Maur beendete. Als ich 18 Jahre alt war, arbeitete ich bei Ikea. Ich bewundere diese Firma, das schwedische Design. Später hatte ich dann den Drang ins Ausland zu gehen und mich zog es als neue Herausforderung in die USA. Im Rahmen eines Visa-Hilfsprogramms flog ich nach San Francisco, um dort zu arbeiten. Ich dachte, ich hätte einen sicheren Job, als ich dort ankam. Es stellte sich heraus, dass es nicht so war. Ich hatte nun Geld, um ca. 10 Tage zu überleben, deshalb musste ich schnell handeln. Es gelang mir einen Manager von SideStef (Verkauf von Sportschuhen) davon zu überzeugen, mich nach einer dreistündigen Testphase einzustellen. Es war eine tolle Erfahrung und eine erste echte Begegnung mit der amerikanischen Kultur. Trotz eines tollen Angebots beschloss ich dann aber, mein Studium in Frankreich fortzusetzen. Von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften habe ich dann in den internationalen Handel gewechselt. Dort habe ich dann auch meinen Abschluß gemacht. Billard habe ich im „Shoot Again“ gespielt und dort Laetitia Dos Santos, Alex Zenati und Christophe Biche getroffen und viele Freundschaften unter anderem mit Jean-Philippe Parmentier und Stephane Cohen geschlossen. Kurz darauf traf ich dann Carol Farinaud und begann Predator Queues zu verkaufen. Das war finanziell für mich ein Erfolg und ich spürte, dass ich unbedingt in diesem jungen Startup-Unternehmen arbeiten wollte. Carol Farinaud sprach dann mit den Inhabern über mich und damit kam ich meinem amerikanischen Traum wieder näher

JP / KOZOOM - Wie kam es dann, dass sie vom Praktikanten zum Chef von Predator wurden? Warum haben die Gründer der Marke ihnen die Zügel über das Unternehmen überlassen?

KARIM BELHAJ - Am Tag vor meinem ersten Tag bei Predator kamen wir in Florida an. Dort traf ich Steve Mizerak, eine Legende im Poolbillard. Das empfand ich schon als ein besonders Omen. Dann, am 01. April 1997 begann ich bei Predator und traf den Gründer Allan McCarty. Ihm präsentierte ich meine Ideen für Marketing und Vertriebsentwicklung im In- und Ausland. Wir waren 6 oder 7 Angestellte in der Firma und machten 2% des Umsatzes im Ausland. Heute sind wir bei 50%. Ich wurde daraufhin Marketingbeauftragter bei Predator in Jacksonville. Eines Tages entdeckte ich große Buchhaltungsprobleme, als ich versehentlich einen Anruf von einer Bank annahm, die mir einen Zahlungsrückstand von 4 Monaten mitteilten. Nach der Lösung der Rechnungslegungsprobleme wurde ich General Manager und habe eine vollständige Umstrukturierung durchgeführt. Ich traf Paul Costain (Uni-Loc) zum ersten Mal. Später wurde er Produktionsleiter. 1999/2000 leitete ich bereits das Unternehmen, aber noch nicht das Management. Paul investierte 10% in die Firma und organisierte die Produktion neu. Um die Entwicklung weiter voran zu treiben, rief ich einen Freund aus meinem Studium , Philippe Singer, an. Wir begannen gemeinsam das Geschäft weiter zu entwickeln. Von 7 Mitarbeitern haben wir uns auf 45 aktuell entwickelt. Allen McCarty bot mir an, Anteile an der Firma zu meinem Gehalt zu erwerben. Somit habe ich meinen Anteil bis 2018 auf 49% ausgebaut und als Allen in den Ruhestand ging, habe ich seine Anteile gekauft. Innerhalb der gesamten Zeit habe ich wirklich an der Entwicklung der Firma teilgenommen und sehr eng mit Paul zusammen gearbeitet. Paul ist mein Mentor in Produktion und Forschung/Entwicklung. Er hat unter anderem mit uns an unserem wichtigsten Projekt beim Billard gearbeitet: Dem Carbon-Oberteil REVO(lution). 

Predator Team in Jacksonville (Florida)

JP/KOZOOM - Ist die Verwendung des Materials Kohlenstoff in ihren Produkten der Auslöser für den Aufstieg der Marke?

KARIM BELHAJ - 1999 waren wir die einzigen, die einen Roboter hatten, der die Bewegung eines Pool-Queues nachahmte. Dieser Roboter war Iron Willie. Zu dieser Zeit testeten wir Kohlenstoffoberteile, aber das Ergebnis war katastrophal. Es war wie eine Angelrute mit einem Leder am Ende. 2004/2005 haben wir dann mit einem Golfschlägerhersteller an Carbonrohren gearbeitet. Wir wurden besser, aber der Klang war immer noch sehr unangenehm. Wir haben weiter getestet und festegstellt, dass wir den Klang mit Schaum in verschiedenen Zuständen beeinflussen können. Wir haben auch mit Porsche Engineering zusammen gearbeitet, die den Aufprall eines Oberteils mit einer Kugel reproduzierten („Finite-Elemente-Analyse“). Am Ende dieser Experimente haben wir erkannt, dass ein Oberteil beim Billard manchmal komplizierte Verbiegungen aufweist. Ganz anders als in anderen Sportarten. Beim Tennis oder Golf ist das völlig anders. Unsere Wettbewerber haben diese technischen Aspekte nicht so intensiv beachtet wie wir. Letztlich habe wir das Carbonoberteil nach 2004 weiter verschoben, weil wir noch nicht soweit waren. Nach der Krise 2008 habe ich 2011 eine Firma in Hongkong gegründet. Ich höre heute noch Leute sagen, dass das Beste ein Queue ist, dass vollständig aus Kohlenstoff besteht. Ich kann ihnen sagen, das diese Leute nicht wissen, wovon sie sprechen. Jetzt erleben wir seit 2016/2017 einen regelrechten Boom. Vor 6 Jahren waren unsere Oberteile zu 100% aus Holz. Vor 4 Jahren hatten wir 5% Kohlenstoff und heute sind es 70%. Eine Studie wie die zu Kohlenstoff erfordert jahrelange Entwicklung und fast 20.000 Stunden Arbeit. Paul zum Beispiel verwendete Hunderte verschiedener Schäume und als das Produkt fertig war,  habe ich es ausprobiert und kann sagen, es war ein magischer Moment. Dann ging ich auf die Philippinen und stellte fest, dass mir in diesen Ländern das Oberteil überhaupt nicht durch die Finger rutschte. Offensichtlich spielten wir ständig in klimatisierten Räumen. Es folgte einen weitere Verzögerung von 9 Monaten bis zur Lösung des Problems, viele weitere Investitionen. Wir haben 15.000 Oberteile zerstört, weil wir nicht bemerkt haben, dass 80% unserer Kunden nicht in klimatisierten Räumen spielen. Eine weitere große technische Herausforderung.

JP / KOZOOM - Wieviel Prozent der von Predator gesponserten Topspieler im Pool und Karambol sind heute ihre wichtigsten Botschafter im Karambol?

KARIM BELHAJ - Karambol ist eine ganz persönliche Sache, die sich aus meiner französischen Herkunft und damit aus meiner Verbundenheit zum Karambol ergibt. Heute haben wir die größten Namen in Amerika unter Vertrag und das Karambol-Abenteuer begann mit Jeremy Bury. Nach einem erfolgreichen Test mit dem REVO 3C-U- Modell, d.h. Ultra Low Deflection (praktisch keine Durchbiegung) hat Jeremy Bury Longoni verlassen und ist zu uns gekommen. Dann haben wir es Dani Sanchez angeboten, der das andere Modell des Oberteils, das 3C-S (Standard), getestet hat. Dieses Modell ist bei der Umgewöhnung wahrscheinlich besser, weil es keine zu radikale Veränderung darstellt. Der Wechsel geht schneller. Aber unter den Karambol-Champions gibt es eben große Unterschiede. Tayfun Tasdemir und Semih Sayginer trafen die gleiche Wahl wie Jeremy Bury, nämlich das 3C-U. Sameh Sidhom verwendet wiederum 3C-S. Weiter haben wir Nguyen Quoc Nguyen, Hugo Patino und Gökhan Salman unter Vertrag. Dazu kommen natürlich die Spieler, die unsere alten Molinari Produkte verwenden, wie Torbjörn Blomdahl, Nikos Polychronopoulos, Sung-Won Choi und Jung-han Heo. Im Pool spielen 70% der Weltbesten mit unseren Produkten. Unser Breakout-Queue ist das meistverkaufte Queue der Welt.

A.Kazakis, K.Tkach, D.Sanchez, J.Bury, F.Sanchez-Ruiz, E.Kaçi von Links nach Rechts

JP / KOZOOM - Bei solchen Namen besteht kein Zweifel daran, dass ihr Einstieg im Dreiband einiges Aufsehen verursacht. Die Technologie und das Design ihrer Produkte sind einzigartig. Bei Predator wird nichts dem Zufall überlassen?

KARIM BELHAJ - Nichts wird dem Zufall überlassen, Qualität ist unser oberstes Ziel, ebenso wie die Kundenzufriedenheit. Unser Ansatz für Billard ähnelt dem von McLaren in der Formel 1 oder dem der NASA für die Erforschung des Weltraums. Wir gestalten jedes Detail mit einem Ansatz, der sich auf den Menschen konzentriert. Wir denken immer an Sieg, Innovation und Inspiration und wir glauben, dass die Entwicklung und fortschrittliche Technologie unserer Ausrüstung, die Spieler (Amateure und Profis) inspirieren und die Qualität des Spiels verbessern wird. Wir untersuchen sogar die Gewohnheiten von Spielern abseits des Billards, um sie besser zu verstehen. Wir beobachten Trends in Mode, Design, Gewohnheiten… ähnlich wie Apple wollen wir Funktion und Design verbinden und weiter auf den Menschen fokussiert bleiben. Unser Ziel ist es, das Vertrauen aller Spieler in unsere Produkte zu gewinnen und mit ihnen auf ihrer Reise zu sein, um gemeinsam den persönlichen Sieg zu feiern.

JP / KOZOOM - Können sie die Unterschiede zwischen den beiden Karambol-Oberteilen, dem REVO 3C-S (Standard) und dem REVO 3C-U (Ultra Low) erklären?

KARIM BELHAJ - Anfangs dachte ich tatsächlich, dass die Karambol-Spieler auf das Modell 3C-S setzen würden, da es einen reibungslosen Übergang von Holz bietet nur eben mit deutlich weniger Ablenkung, die kompensiert werden muß. Ich ermutigte sogar einige große Champions, damit zu beginnen. Die Umstellung auf das Modell 3C-U ist viel radikaler, da man im Bezug auf die Ablenkung kaum noch kompensieren muß. Sie treffen, wohin sie zielen! Die Mehrheit der Champions hat sich schließlich für das Modell 3C-U entschieden.

JP / KOZOOM - Sie haben eine Woche mit einem Teil ihres Teams in Andernos verbracht. Warum haben sie sich entschieden zu KOZOOM zu kommen, um hier zu arbeiten?

KARIM BELHAJ - Wir müssen in der Lage sein, Inhalte anzubieten und das geht nur durch Kommunikation und persönliche Treffen. Xavier Carrer, mit dem ich seit langem befreundet bin, bot an, in seine neuen Räumlichkeiten zu kommen, weil sich dort ein Aufnahmestudio befindet. Ich mochte die Idee und versuchte, fünf unserer besten Pool Spieler und Karambolspieler zusammenzubringen. Aufgrund der Corona-Krise lehnten Semih Sayginer, Tayfun Tasdemir und Sameh Sidhom die Einladung ab und so haben wir mit Dani Sanchez und Jeremy Bury gearbeitet. Sie haben viele Partien gespielt und wir haben unsere neue 2021 Kollektion vorgestellt. Wir haben aber auch über neue Spielformen gesprochen, darunter eine Mischung aus Pool und Karambol, insbesondere für den Weltcup in Las Vegas (März 2021). Alle Fans werden bald Gelegenheit haben, dass Ergebnis dieser Woche auf Kozoom zu erleben. Ein ganz besonderes Spektakel, insbesondere das Treffen zwischen Spanien und Frankreich.

J.Bury, T.Tkach, E.Kaçi, F.Sanchez-Ruiz, K.Belhaj, A.Kazakis, A.Montpellier, D.Sanchez

JP / KOZOOM - Vielen Dank, Karim, dass sie sich bereit erklärt haben, unsere Fragen zu beantworten, um sie und ihre Produkte besser kennenzulernen. Sie vermitteln das Bild eines ausgeglichenen Mannes, sowohl beruflich als auch privat.

KARIM BELHAJ - ….mit einer wundervollen Familie zu Hause und einer blühenden Predator-Familie auf der ganzen Welt im Pool und Karambol, da können sieRecht haben!

Die Kinder von Karim und Pauline: Leena (li.) und Jenna (re.)

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