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Klaus Kessler’s Credo: POWER BY MENTALITY - Teil 1

Gepostet von am 24. Januar 2022

Klaus Kessler’s Credo: POWER BY MENTALITY - Teil 1

© Klaus Kessler
Klaus Kessler (62), Mentaltrainer aus Mannheim / Heidelberg über die Bedeutung mentaler Stabilität im Billardsport

In der internationalen Sportwelt gelten die 70er Jahre als Wendepunkt. Bis dahin waren Unterschiede in der sportart-spezifischen Technik, dem verfügbaren Material, den allgemeinen Bedingungen und natürlich den individuellen körperlichen Voraussetzungen oft der einzig messbare Grund, weshalb jemand ein Sieger wurde. Doch die Unterschiede wurden immer kleiner. Auswahlverfahren schon im Kleinkindalter, Materialvorschriften, Messverfahren und standardisierte Trainingsmethoden hielten Einzug in die Sportwelt. Nichts blieb mehr im Verborgenen, auch wenn bis heute die Doping-Kriminalität immer noch „Erfolge“ feiert.

Schon frühzeitig erkannte die Sowjetunion, dass man die Methoden erweitern müsse. Es müsse gelingen, dass ein perfekt trainierter Athlet in jeder Situation Bestleistung erzielen wird. Also nicht nur im Training, sondern auch in einem z.B. olympischen Finale. Das war der Beginn der Sportpsychologie, die sich zum heutigen Mentaltraining entwickelte. Unzählige Beispiele gibt es von Sportlern, die über die besten körperlichen und technischen Voraussetzungen verfügten, aber erst durch die Arbeit mit einem Mentaltrainer zum Sieger reiften. 6 Monate vor ihrem Doppel-Gold bei Olympia in Peking 2008 entschloss sich die Schwimmerin Britta Steffen erstmals zur Zusammenarbeit mit einem Mentaltrainer. Die Arbeit zahlte sich aus. Der Golfprofi Tiger Woods plant seine mentalen Trainingseinheiten genauso wie seine Sportartspezifischen. Beiden wird der gleiche Stellenwert eingeräumt. Fehler auf dem Golfplatz passieren ihm auch, aber eben viel seltener.

Der Billardsport hat seit ein paar Jahren ein Niveau erreicht, das mit der Entwicklung einiger Sportarten vor 20 Jahren vergleichbar ist. Material und Technik ist kaum noch signifikant verbesserungswürdig, zumindest nicht auf dem Niveau der Top100 der Weltspitze. Über Sieg und Niederlage entscheidet nicht mehr die Qualität des Queues, sondern die Qualität der mentalen Verfassung. Das, was jedem klar zu sein scheint, ist aber dennoch nur selten ein Thema. KLAUS KESSLER spricht es deutlich aus, denn es ist seine tägliche Arbeit: „Selbstreflexion ist der Schlüssel zu mehr mentaler Stabilität“. 

Jeder Millimeter des 2,84m x 1,42 großen Billards ist erforscht. Jede noch so schwere Position kann gelöst werden, oder in einer noch schwereren Defensive enden. Eine besonders spektakuläre Lösung geht in Sekunden LIVE einmal um die Welt und schon wird sie tausendfach nachgespielt und ist nichts besonderes mehr. Klaus Kessler ist der Meinung, dass Mentaltraining zum Billard gehört die das Üben eines Doppelquarts oder dem Erlernen eines Vorband-Systems. KOZOOM traf den 62-jährigen Mannheimer zu einem Interview über den Billardsport, die ganz besonderen Herausforderungen und seine Arbeit als Mentalcoach. 

Das Interview wird in zwei Teilen veröffentlicht

T E I L  1

Zur Person - KLAUS KESSLER

Alter - 62 Jahre

Beruf/Business -  Coach, Trainer, Consulter 

Familie - 2 Kinder (31, 34)

Billard - Seit ca. 1971, seit 1973 im Verein aktiv, mit klassischer Ausbildung der technischen Disziplinen, um dann etwa Mitte der 80er Jahre auf Dreiband zu wechseln. Alles wurde von „Opa“ Kiesewetter (Kiesewetter Billards) unterstützt und gefördert.

Verein - Heimverein Mannheimer Billardfreunde 1947 e. V., aktuell aktiv für ESG Frankonia Karlsruhe

Sportliche Erfolge - Mehrfacher Landesmeister, Turniersieger, aktuell Platz 8 bei der Deutschen Meisterschaft Dreiband 2021

 

KOZOOM/MARKUS SCHÖNHOFF - Ich freue mich, dass wir dieses Interview machen können. Ich würde gern noch etwas mehr über Dein Business erfahren. Obwohl es leicht als Werbung missverstanden werden kann, ist es doch interessant, was Dich als Mentaltrainer qualifiziert. 

KLAUS KESSLER - Seit mehr als 20 Jahren bin ich im Bereich Coaching, Training, Consulting in privaten wie auch im  Business-Bereich aktiv. Vom PaarCoaching, MentalCoaching im Sportbereich bis hin zur Karriereberatung / -unterstützung in Betrieben, wie auch im Privatsektor biete ich meine Dienste an. Die Coaching-Prozesse werden mittlerweile fast nur im Online-Verfahren durchgeführt, beginnen mit einem Profiling, das es mir ermöglicht, mich auf die Sichtweisen der Coachees einzulassen, und daraus resultierend die nötigen Schritte einzuleiten. Hierzu benutze ich mehrere kommunikative Werkzeuge, die den Zugang erleichtern, der auf gegenseitiges Vertrauen basiert und darauf aufbaut. 

 

KOZOOM/MARKUS SCHÖNHOFF - Steigen wir ins Thema mit einer persönlichen Billardfrage ein. Warum spielst Du Billard? Was fasziniert Dich an diesem Sport?

KLAUS KESSLER - Ich antworte mal in zwei Teilen.

1. Als Familie gingen wir sonntags öfter Billard-spielen. Recht schnell hat mich dieser Sport (so nenne ich es heute ganz bewusst) begeistert. Zum Leidtragen der schulischen Leistungen, war dann auch der o.g. Heimverein ganz in der Nähe des Gymnasiums, sodass mein Wunsch aktiver Billard zu spielen, recht schnell realisiert werden konnte ☺

2. Die Vielfalt des Billards, das Wissen, dass ein perfektes Spiel sich nie ergeben wird, und das Bestmögliche immer wieder zu versuchen, machen für mich die Faszination dieses Sports. Der ständige innere Kampf, die dadurch geforderte Selbstmotivation, die verlangte Disziplin und die unabdingbare Konzentration sind nach wie vor Motivator für mich. 

Hier zitiere ich gerne inhaltlich eine Aussage von Semih Sayginer, der in einem Interview im McCreery Einladungsturnier 2018, es für mich auf den Punkt brachte. „Es gibt Momente, da bin ich eine Einheit mit dem Tisch, ich denke ich könnte fliegen. Und kaum habe ich diese Gedanken, kommt das Spiel und schlägt mir mit Wucht ins Genick und sagt: „Setz dich hin, du bist nichts!“

 

KOZOOM/MARKUS SCHÖNHOFF - Wenn Du Dreiband mit anderen Sportarten vergleichen würdest. Was sind die besonderen Herausforderungen in der psychischen und physischen Belastung?

KLAUS KESSLER - Nicht was ich tue / betreibe, ist von Relevanz, sondern wie ich es angehe / umsetze. Billard ist eine Präzisionssportart, wie auch u. A. Golf, (Bogen)-Schießen, Curling und einige mehr, die in ihrer Ausübung extreme Konzentration und Verlässlichkeit auf die eigene mentale Situation und technischen Möglichkeiten abverlangen. 

Gerade in stressbedingten Situationen zeigt sich ob Körper und Geist eine Einheit bilden. Ob ich in der aktuellen Situation meine innere Stimme beibehalten oder gar positiv verändern kann. Unser Gehirn hat nur einen Gewichtsanteil von etwa 2 %, benötigt aber ca. 20 % der Gesamtenergie. 

Das lässt erkennen, wie wichtig es ist, gerade in einem Präzisionssport diesen energetischen Haushalt durch Ausgeglichenheit und innerer Ruhe, zu hegen und pflegen und nicht durch Stresssituationen ausufern zu lassen.

 

KOZOOM/MARKUS SCHÖNHOFF - Wenn wir uns einen spannenden Partieverlauf ansehen: Wobei ist ein Spieler am verwundbarsten? In seiner Technik oder im mentalen Bereich?

KLAUS KESSLER - Jeder Spieler hat seine bevorzugten Dessins, und auch im Umkehrschluss gleichzeitig damit seine Schwachpunkte. Wird er jetzt zufällig oder bewusst mit diesen Schwachpunkten konfrontiert, wird sich automatisch seine innere Stimme melden und damit, ihn in der Ausführung eher blockieren / unsicher werden lassen, sofern er hier nicht dagegen steuern kann. Daraus resultierende Fehler verstärken die Unsicherheit und ebenfalls die Lautstärke der inneren Stimme. 

Dies zeigt sich immer auch in Veränderungen der Körpersprache, in der Mimik, der sogenannten nonverbalen und paraverbalen Kommunikation. Hier gilt es dann, dass der Spieler sich auf seine Möglichkeiten, Stärken besinnt und sich sowohl mental wie auch körperlich wieder aufrichtet (fast wörtlich zu sehen). Das Spiel ist halt immer erst mit dem letzten Punkt beendet. 

 

KOZOOM/MARKUS SCHÖNHOFF - Welche Bedeutung haben Deiner Meinung nach mentale Kompetenzen für den Erfolg beim Billard? Wird die Bedeutung in Deutschland unterschätzt?

KLAUS KESSLER - Gerade in Situationen, in denen gleich starke Spieler aufeinander treffen, wird die mentale Stärke letztendlich zum Sieg führen.
Die Wichtigkeit der mentalen Unterstützung, des mentalen Coachings, wurde bereits in der Agenda 2009 der DBU erkannt und definiert. Es gab auch erste Kontakte in 2019, mit großen Visionen, aber offenbar, war die Zeit noch nicht bereit. 

Der Fokus ist tendenziell stärker auf technische Unterstützung gelegt und, natürlich mit Erfolgshoffnungen verbunden. Die Wichtigkeit der mentalen Unterstützung wurde leider unterschätzt, bzw. eher als Stiefkind betrachtet.  

Sowohl Gespräche mit der Präsidentin der C.E.B Diane Wild, wie auch dem Präsidenten der U.M.B. Farouk El Barki, anlässlich der letzten Europameisterschaft in Brandenburg im Mai 2019, zeigten beide sehr großes Interesse an mentaler Unterstützung, und damit auch gleichzeitig an der Wichtigkeit dieses Themas. Ein mittlerweile erarbeitetes zweisprachiges Konzept im Online-Verfahren, reduziert auch anfallende Kosten stark, was in 2019 ebenfalls noch als Hürden angesehen wurde. 

Auch sei hier erwähnt, dass sich in anderen Sparten des Billards, hier sei nur mal die Welt der Snooker-Profis erwähnt, gerade die mentale Stärke von immenser Wichtigkeit betrachtet wird, weshalb auch hier Mentaltrainer / Psychologen als wichtige Bausteine in die Karriere des Spielers integriert werden.

 

Weitere Infos unter info@billard-mental.com

T E I L  2  folgt am 28.01.2022

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