Die jungen europäischen Talente im Dreiband und aus anderen Teilen der Welt wurden in den letzten 12 Monaten durch die Corona-Krise in ihrer Entwicklung ausgebremst. Die letzte Junioren Weltmeisterschaft in Valencia 2019 endete mit dem Sieg des Koreaners Myung-Woo Cho in seinem letzten Jahr als Junior und drei Koreanern auf dem Podium. Die nächste Weltmeisterschaft in den Niederlanden wurde verschoben und mit ziemlicher Sicherheit ausfallen.

12 Monate des Stillstands und dem verzweifelten Wartens auf einen möglichen Neuanfang. Wie gehen jungen Spieler in dieser wichtigen Phase der Entwicklung mit der Krise um? KOZOOM machte sich auf die Suche und startete eine Reihe von Interviews mit jungen Billardspielern: Über die Corona-Krise, die Zukunft ihrer Karriere, die aktuellen Bedingungen in den Heimatländern und das Leben ohne Meisterschaften, Turniere und andere Wettbewerbe. Im ersten Teil befragte KOZOOM Journalist Frits Bakker den Dänen Lukas Mortensen (19)

Steckbrief:

Name: Lukas Mortensen
Alter: 19
Wohnort: Aarhus, Dänemark
Beruf/Studium: im letzten Jahr einer Wirtschaftsschule
Andere Hobbys: Fußball
Beziehung: Nein
Billardclub: BK Fluen, Aarhus

KOZOOM/FRITS BAKKER - Wie gehst Du mit der aktuellen Situation um, wo das Coronavirus die ganze Welt beschäftigt?

LUKAS MORTENSEN - Es waren sehr schwierige und ziemlich seltsame 12 Monate. In Dänemark gingen wir im März in die erste Sperrung und das Land begann im Mai / Juni wieder zu öffnen. Und während des ganzen Sommers war es eigentlich ganz normal, abgesehen von einigen Einschränkungen in Nachtclubs und Festivals. Es gab nicht viele Menschen, die von dem Virus betroffen waren, aber das änderte sich im Herbst, wo es Tag für Tag mehr Fälle gab, bis wir in die 2. nationale Sperre eintreten mussten. Ich hatte mich in den letzten Jahren daran gewöhnt, viel zu reisen, besonders zu Billardturnieren und dann gab es plötzlich gar nichts mehr. Das letzte Turnier war im Februar 2020 in der Türkei. Es ist eine lange Zeit, die Europa- und Weltmeisterschaft fand nicht statt und die diesjährige EM wurde auf August verschoben. Ich freue mich nun sehr, bald wieder ein normales Leben zu führen. Ich gehe jetzt auch in mein letztes Semester in meiner kaufmännischen Ausbildung, wo ich auf ein normales Ende hoffe. Hoffentlich kann ich meinen Abschluß feiern. Die Prüfungen muß ich über den Computer machen.

KOZOOM/FB - Hast Du das Gefühl, dass es Deine Entwicklung im Dreiband sehr einschränkt?

LUKAS MORTENSEN - Ich würde sagen ja, denn die Erfahrung, die ich in internationalen, aber auch nationalen Turnieren sammeln kann, fehlt einfach. National kann ich gegen einige Weltklassespieler wie Dion Nelin, Brian Knudsen oder Thomas Andersen spielen, doch dafür muß ich mich für die besten 16 des Dänischen Grand Prix qualifizieren. Das war nun nicht möglich. Ich denke, es ist ein massiver Rückschlag für mich. Und doch ist Dänemark wohl nicht so hart betroffen, wie andere Länder, weil wir von August bis Anfang Dezember tatsächlich einen vollen Terminkalender hatten und alles gespielt haben.

KOZOOM/FB - Wie ist die aktuelle Corona Situation in deiner Heimatstadt und dem ganzen Land?

LUKAS MORTENSEN - Das ganze Land ist Anfang Dezember in den zweiten Lockdown eingetreten und noch nicht wieder geöffnet worden. Einige Fortschritte sind jedoch zu verzeichnen, insbesondere in der Region, in der ich lebe. Diese sind aber minimal. Ich hoffe, dass Anfang März alle Beschränkungen aufgehoben werden, damit ich sicher zu meiner Ausbildung zurückkehren kann, in meinen Billardclub und andere Aktivitäten.

KOZOOM/FB - Wie sind die Trainingsbedingungen für Dich? Wieviel kannst Du jeden Tag oder in der Woche trainieren?

LUKAS MORTENSEN - Ich persönlich bin im Vergleich zu anderen Junioren in meinem Land in einer sehr glücklichen Position, da ich in der Elite-Förderung von Dänemark bin. Dadurch darf ich in meinem Verein trainieren. Außerdem haben wir zu Hause auch einen Billardraum mit einem Billardtisch. Auf diese Weise bin ich im Bezug auf Training nicht so betroffen wie andere. Trotzdem denke ich, dass ich momentan weniger trainiere als normalerweise, weil ich keine Turniere habe, auf die ich mich freue.

KOZOOM/FB - Wie sieht das Leben ohne Meisterschaften, Turniere und Wettbewerbe aus?

LUKAS MORTENSEN - Im Moment ist es sehr langweilig. Bei meiner Ausbildung sitze ich 8 Stunden am Tag vor dem Computer, ohne wirkliche Interaktion mit meinen Freunden. Glücklicherweise mag ich Sport und deshalb freue ich mich immer auf Fußball, Billard aus Korea, die NBA und alle anderen Sportarten.

KOZOOM/FB - Was macht Dänemark, um die Karriere junger Talente zu fördern?

LUKAS MORTENSEN - Der dänische Billardverband (DDBU) unternimmt viele Initiativen für aufstrebende Spieler. Billard wird auch in der Schule angeboten. Für die bereits etablierten Talente wurde in den letzten Jahren viel investiert. Es wurden Nationaltrainer im Dreiband und im 5-Kegel eingesetzt. Im Dreiband wird Tonny Carlsen demnächst der Trainer sein, mit dem ich seit einigen Jahren schon persönlich trainiert habe, da er nicht weit von meiner Stadt entfernt wohnt. Im 5-Kegel ist der ehemalige Biathlon-Weltmeister Erling Sjörup der Trainer. Dies gibt den Talenten viele Möglichkeiten, von den Besten zu lernen. Das wird dazu betragen, das wir uns auch mental verbessern, weil die Trainer aus eigener Erfahrung wissen, wie es sich anfühlt, an großen Turnieren teilzunehmen. Die DDBU hat auch einen Mentaltrainer engagiert, der mit den Billardspielern zusammen gearbeitet hat.

KOZOOM/FB - Wie siehst Du Deine Zukunft als Sportler und möglicherweise als professioneller Billardspieler?

LUKAS MORTENSEN - Das weiß ich nicht wirklich, weil wir nicht wissen, was die Zukunft mit der Pandemie bringt. Natürlich würde ich, wenn möglich, gern ein professioneller Billardspieler werden, aber es gibt auch andere Dinge, die ich im Leben tun möchte. Also ich will nichts überstürzen. Im Moment spiele ich etwa 0,9 bis 1,0 GD und muß mich noch weiterentwickeln, wenn ich eine Chance als Profi haben will.