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Billard Karambol - Dreiband - Bert's column (NED)

Macht´s nicht noch mal, bitte!

Gepostet von am 21. Februar 2019

Macht´s nicht noch mal, bitte!

Kozoom

Kolumne von Bert van Manen

Übersetzt von Andreas Volbracht

Als Werner Bayer 1986 seinen großzügig angelegten Versuch startete, Dreiband  zu professionalisieren, war ich begeistert. Ceulemans würde nach all den Jahren, in denen er kitschige Trophäen und Blumensträuße höflich als Trophäen entgegengenommen hatte, endlich mit nennenswerten Geldsummen für seine Leistung honoriert. Die Besten in unserem schönen Sport mussten nicht mehr in verrauchten Kellern gegeneinander antreten. Die Turnierorte wurden feine Hotels, von wo Fernsehkameras die Spiele übertrugen.

Wo blaues Tuch zu sehen war, da waren die Akteure Profis. Die Spieler waren stilistisch attraktiv im Outfit und ihr Benehmen war entsprechend ... vorbildlich. Kein Alkohol, keine Zigaretten während der Partie, sportlicher Händedruck und öffentlichkeitswirksame Pressekonferenz danach. Dreiband war nichts mehr für die Zocker und die Kaffeehaus-Haudegen. Es war jetzt ein Gentleman-Sport. Ich fand es toll, was Bayer da versuchte und habe dabei übersehen, dass er die Latte allzu hoch gelegt hatte.

Die UMB fühlte sich von der BWA bedroht. Sie hatte ihr Monopol verloren, kam sich vor wie auf dem Schafott - enthauptet: Die weltbesten Spieler schlossen sich der Newcomer Profi-Liga an. Aber die  Amateurorganisation UMB gab sich nicht kampflos geschlagen. Spieler und sogar Schiedsrichter wurden gesperrt, mit Geldbußen bestraft  und teure Prozesse geführt. 2003 brach die BWA zusammen, weil ihre Mittel verbraucht waren. Die viel ältere, größere, am Ende reichere und tiefer verankerte UMB hatte die Schlacht gewonnen.

Die UMB war mir in diesen Jahren geradezu verhasst. In meinen Augen waren das Dinosaurier – zum Aussterben verdammt. Alt, total amateurhaft und streng konservativ, nicht an der Zukunft des Sports und den Karrieren der Spitzenspieler interessiert, sondern einzig auf ihre persönlichen Privilegien und Machtpositionen fixiert.  

Wenn ich zurückschaue, hatte ich mit dieser Einschätzung Analyse vermutlich zu 75% Recht. Warum nicht 100%. Wo sind die 25%? Hier: die BWA war zu ehrgeizig, ihrer Zeit und sogar sich selbst voraus. Nachdem der erste Reiz der Neuheit verblasste, schwand auch das Interesse der Fernsehsender. Es war schwierig, Sponsoren zu finden, die potent genug waren, um die ersten Preise in Höhe von 50.000 D-Mark mitzutragen. Die Durchführung von Turnieren im Stade de Coubertin in Paris und im Kempinsky Hotel in Berlin war außerordentlich teuer. Die Latte lag so hoch, dass die BWA in den neunziger Jahren nicht mehr drüber springen konnte und 2003 aufgab.  

Die von der BWA eingeführte Form der WeltCups wurde dann von der UMB geschickt genutzt. Es wurde den Möglichkeiten des Marktes angepasst. Das Kempinsky Hotel wurde durch Resorts in der Türkei und in Ägypten abgelöst, das Preisgeld sank, und “Billardtouristen" dürften ihren Beitrag für die Teilnahme in Qualifikationsrunden abliefern, um das Budget auszugleichen. Das alte Format war vielleicht glamouröser. Aber das Neue erwies sich nachhaltig als überlebensfähiger.

Nun schreiben wir 2019. In Korea wird eine neue Profi-Liga gegründet, Spitzenspieler werden dabei sein und man wird wieder Sperren verhängen. Alles wie gehabt? Geschichte wiederholt sich? Werde ich die UMB wieder hassen? 

Die Antworten auf meine drei Fragen lauten: 1. zu einem gewissen Grad, 2. nein und 3. nein. Lassen wir mal die offensichtliche Ähnlichkeit bei dem, was da gerade im Gang ist, so stehen, dann gibt es doch entscheidende Unterschiede:

1986 war die UMB tatsächlich der Hauptschuldige: starrköpfig, amateurhaft und stockkonservativ. 2019 kann die UMB stolz auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken. Sie hat sich als innovationswillig und innovationsfähig erwiesen. Sie hat das Produkt verbessert, für Stabilität gesorgt und - besonders im Jahr 2018 – einen schönen Batzen Geld in die Taschen der Spieler fließen lassen. 

1986 hatten Spieler, die einen Konflikt mit der UMB riskierten, eigentlich nichts zu verlieren. Sie öffneten die Tür in eine neue Welt, in der sie (hoffentlich) auch Geld verdienen konnten. Was sie riskierten, war der Verlust von ein paar  Blumen und einer Medaille. Anders heute: da haben die Top-Spieler mit der UMB Sicherheit und Einkommen. Die Botschaft an den jugendlichen Nachwuchs in der Welt lautet: "Ja, Du kannst es: Profi-Billardspieler werden und davon sogar leben, wenn Du gut genug bist. Was Du brauchst? Einen GD von 1.600 oder besser, ein Paar schwarze Hosen, ein weißes Hemd und einen starken Charakter." Die UMB (einschließlich ihrer gelegentlichen Fehlen und allem, was da kommt) ist unser Billard-Haus, und wir brauchen dieses Dach über unseren Köpfen.

Sponsoren kommen und gehen. Ein großes koreanisches Unternehmen mag heute Billard-begeistert sein, aber was, wenn das nur dieser eine Vizepräsident ist. Wenn der durch einen anderen ersetzt wird, will das Unternehmen vielleicht lieber Baseball sponsern. Was machst du dann? Samsung vor den Kadi zerren? Viel Spaß dabei.   

Keine Ahnung, was bei diesem Spiel am Ende auf der Tafel steht. Wie sieht es in den Köpfen der Akteure aus? Wie ist das Verhältnis von Gier zu gesundem Menschenverstand? Gute Nachrichten fürs Billard sind das auf keinen Fall. Was soll das werden, wenn wir wieder zwei getrennte Profiserien haben, zwei Weltranglisten, ein Caudron oder ein Jaspers, der nie wieder belgischer oder niederländischer Meister werden oder einen Weltcup gewinnen kann, geschweige denn Weltmeister  werden ...? 

Es würde mir das Herz brechen.

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Kommentare

Billardsportarena
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UMB ↔ Profi Liga in Korea
Die Meinung von Bert nehme ich zur Kenntnis, möchte die Leser jedoch zur Diskussion anregen und versuchen, die Sicht auf die Dinge zu objektivieren. Es soll eine Diskussion entstehen, weil es sehr viele Spieler und Vereine betrifft. Auch die UMB oder die Vertreter anderer Verbände soll dazu eingeladen werden, über die Lage nachzudenken und eventuell den einen oder anderen Punkt richtig zu stellen.

Nachfolgend erkläre ich im Detail warum ich anders über die Situation denke.

Dazu ein paar Fragen:

- Warum hat die UMB etwas dagegen, wenn Leute die etwas für den Billardsport, also etwas für die Spieler und die Vereine tun?

- Warum setzt die UMB Sanktionen gegen Spieler mit welchen sie nicht unmittelbar Vereinbarungen getroffen haben?

- Warum soll es „illegal“ sein eine Liga oder einen Verband zu gründen?

- Wie sehen das andere Billardspieler?

Hier meine Bemerkungen dazu:

Die Vertreter der UMB akzeptieren nicht, dass Leute sich für den Billardsport und die Billardspieler einsetzen. Sie droht den Spielern mit Sanktionen, wenn sie an Veranstaltungen teilnehmen die nicht ausdrücklich von der UMB genehmigt sind. Das ist für mich ein Zeichen, dass sie nicht verstehen, dass sich kein Billardspieler von der UMB vorschreiben lassen will, an welchen Turnieren er teil nimmt. Wenn es Spieler gibt die Privatverträge mit der UMB abgeschlossen haben und sich damit für eine bestimmte Dauer verpflichtet haben, ausschließlich an ihren Turnieren teil zu nehmen, dann ist das eine andere Sache. Das wird aber nur wenige Spieler betreffen, wenn überhaupt. Sollte ein Spieler etwas unterschrieben haben, ohne dass ihm ein Fixgehalt zugesagt wurde, dann kann man ihm nicht helfen. Die Aussicht auf Preisgelder ist nur für jemanden gut der den Lebensunterhalt anderweitig verdienen kann, ein stattliches Erbe antreten konnte oder eine vermögende Frau geheiratet hat und damit rechen kann, dass seine Frau ihn finanziell unterstützt.

Es gibt immer wieder Leute die etwas für eine Sportart (das ist nicht nur im Billard so) tun wollen. Sehr oft werden diese von den bestehenden Verbänden daran gehindert und sind die Vertreter der Verbände nicht an einer Zusammenarbeit interessiert. Es ist leider so, dass sich bei vielen Sportarten die Sportler und Vereinsfunktionäre von den Machern der bestehenden Verbände blenden lassen. Sie erzählen ihnen, dass es nur einen einzigen Verband geben kann. Das ist natürlich ein totaler Unsinn.

Es ist wie in der Wirtschaft: Konkurrenz belebt und ist aus verschiedenen Gründen wichtig. Tatsache ist, dass es zum Glück zahlreiche Beispiele aus anderen Sportarten gibt. Zwei davon führe ich nachfolgend an:
KAMPFSPORT:
Es gibt eine ganze Menge von eigenständigen Verbänden im Kampfsport. Alleine beim Boxen gibt es mehr als 10 globale Verbände, wieviele kontinentale Verbände es gibt lässt sich kaum feststellen.
SCHISPORT:
Neben der uns bekannten FIS gibt es in den USA einen Profi Schi Verband, die WORLD PRO SKI TOUR. Mir ist nicht bekannt, dass es zwischen diesen Verbänden interne Probleme gibt.

Beide Sportarten sind Olympisch und die Sportler erfreuen sich stattlicher Preisgelder und eines hervorragenden medialen Interesses.
Mit ihrer monopolistischen Vorgangsweise greift die UMB meiner Meinung nach viel zu weit in die Persönlichkeitsrechte der Spieler ein. Das geht nur bei den Spielern die sich das gefallen lassen und funktioniert nur so lange sich niemand dagegen wehrt. Das betrifft die Verpflichtung zur Verwendung bestimmter Marken als auch die Sanktionen bei der Teilnahme an Turnieren. Das Reglement der UMB ist in meinen Augen in diesen Punkten schlichtweg (kartell-)rechtswidrig. Die Regeln sind durch sportspezifische Zielsetzungen in keinster Weise gerechtfertigt.

Noch eine Bemerkung am Rande:
Billardtische sind nicht patentiert. Sollte jemand zu Beginn der Billardgeschichte das Spiel oder die Spielgeräte patentieren lassen haben, dann wäre das Patent schon längst abgelaufen. Ich glaube eher, dass es das Patentrecht damals noch gar nicht gab. Also gibt es keinen Grund, dass sich nicht mehrere Verbände gründen und Turniere auf den bekannten Billardtischen ausrichten, ohne andere dafür um Erlaubnis fragen zu müssen.

MYWEBSPORT WOLRD ASSOCIATION

2009 hab ich gemeinsam mit ein paar Billardfreunden die MWA (MYWEBSPORT WORLD ASSOCIATION) gegründet. Wir wollen damit Sportarten auf dem Weg in die digitale Zukunft unterstützen. Trotz intensiven Bemühens sind die internationalen Billardverbände bisher nicht interessiert. Dass wir bei der Entwicklung von MYWEBSPORT mit Carambol Billard begonnen haben hat zwei Gründe: Erstens bin ich Carambolspieler und zweitens ist die Entwicklung für Carambolbillard aus technischen Gründen naheliegend, da wir mit 3 Bällen auf einem genormten Tisch spielen.
Die MWA ist kein Billardverband. Mit den ersten Tests für andere Billardarten wurde bereits begonnen. In Zukunft sind auch andere Sportarten wie z.B. Curling oder Dart geplant.

Selbstverständlich werden wir niemanden fragen ob wir Turniere ausrichten dürfen. Bei uns gibt es keine Einschränkungen oder Vorgaben was die Verwendung von Marken oder die Teilnahme an Turnieren anderer Organisationen betrifft.
Wir befassen uns gerade mit der Organisation der ersten MYWEBSPORT-Weltmeisterschaft.

Eine Zusammenarbeit mit der UMB wird seit ein paar Jahren angestrebt. Bedauerlicherweise blieben unsere Bemühungen bisher, bis auf ein Turnier in Seoul 2018, ohne Reaktion. Keines meiner zahlreichen Schriftstücke wurde bisher beantwortet. Bei Besprechungen wurde ich immer auf den Zeitpunkt vertröstet, bis wir mit MYWEBSPORT in mehreren Ländern vernetzt sind.

Mit einer intensiven Zusammenarbeit zwischen der UMB und MYWEBSPORT könnten wir Dreiband Billard zur größten Indoor Sportveranstaltung der Welt machen. Wenn jemand interessiert ist wie das funktioniert, dann kann er mich gerne kontaktieren.

Zusammenfassung:

Wir (die Billardspieler) sollen nicht traurig sein, wenn es eine Konkurrenz bei den bestehenden Verbänden gibt. Nur wenn es Konkurrenz gibt, dann müssen sich die Verbände anstrengen um ihre Mitglieder von ihrer Arbeit, ihren Leistungen, zu überzeugen.
Wir, und auch die Topspieler, sind freie Bürger und können uns selbst entscheiden wo wir spielen. Im Moment gibt haben wir leider keine Wahl.

P.S.: Es freut mich, dass hier eine Diskussion entsteht. Ich bin sehr gespannt, ob sich auch Vertreter der Verbände endlich zu Wort melden.

Message 1/1 - Veröffentlichen in 23. Februar 2019 10:56 - Edited at 26. Februar 2019 19:42

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