CAP FERRET - Einen Tag lang fühlte er sich wie der König der Billardwelt, Ruben Legazpi aus Spanien. Knapp fünf Minuten lang jubelte er mit emotionalen Gesten und feierte seinen Sieg beim KOZOOM 3C Challenge Finale, als wäre es ein Weltcupsieg oder ein WM-Titel. Der Triumph des Spaniers, der auf Platz 50 der Weltrangliste steht, wirkte in diesem fantastischen Teilnehmerfeld schon fast unwirklich. Ruben Legazpi besiegte in den vergangenen vier Tagen in Folge: Die Top 3 der Welt, Dick Jaspers, Marco Zanetti und Eddy Merckx. Bei seinem letzten finalen Coup bezwang er den tapfer kämpfenden Eddy Merckx in einem atemberaubenden Match mit 4:3 Sätzen, dem Höhepunkt des Turniers.

Ruben Legazpi spielte für die Zuschauer auf der Tribüne, den Veranstalter KOZOOM und natürlich für seine spanische Frau in der Heimat: „Ich bin so glücklich über diesen Erfolg. Es fühlt sich so gut an, mit all diesen Weltklassespielern im Feld.“ und zum Finale sagte der stets freundliche und bescheidene 39jährige: „Es war ein unglaublich spannendes Finale, ich konnte am Ende kaum noch abstoßen, als ich den Matchball hatte. So nervös war ich. Es war eigentlich ein einfacher Ball, aber zitterte an den Beinen. Ich war so glücklich, dass ich den Matchball verwandeln konnte.“

Eddy Merckx, der in der Billardwelt als „nie aufgebender Mann“ bekannt ist, hat ihm den Sieg nicht leicht gemacht. Bevor der finale, entscheidende Satz beim 9:9 angekommen war, erlebten die Zuschauer einen tollen, packenden Kampf.

Eddy Merckx begann gut und gewann den ersten Satz mit 10:3 in 4 Aufnahmen. Der Spanier antwortet sofort mit zwei Sätzen für sich. (10:3 in 5 und 10:4 in 6). Eddy Merckx glich sofort in 6 Aufnahmen mit 10:9 aus. Gleichstand nach 4 Sätzen und es ging von vorn aus. Wieder ging der Spanier in die Offensive und ging mit 10:7 in 4 Aufnahmen in Führung und wieder glich Merckx aus. Mit 10:5 in 9 Aufnahmen gewann er den sechsten Satz.

Der siebte und letzte Satz sah wieder Legazpi in einer guten Position. Mit 4 und 3 führte er 7:0. Dann holte Merckx auf und nach einer 7er Serie hatte er plötzlich Matchball. Merckx verfehlte knapp und Legazpi nutzte die Chance und holte den Turniersieg, der knapper nicht hätte sein können.

Im Finale spielte Ruben Legazpi 1,541 GD, Merckx 1,472 GD.

Ruben Legazpi wurde für seinen Turniersieg mit 12.000 € belohnt. Eddy Merckx freute sich über 8.000 €, die beiden dritten Plätze Dick Jaspers und Dion Nelin nehmen 5.000 € mit nach Hause.

Der 39-jährige Spanier mit der Siegertrophäe

Eddy Merckx verpasste selbst einen Matchball und verlor knapp gegen den Spanier

Die Halbfinals

Dick Jaspers - Ruben Legazpi

Die Nummer eins der Welt, Dick Jaspers, traf auf die Nummer 50 der Welt, Ruben Legazpi. Der Niederländer wirkte etwas müde, vielleicht auch aufgrund seiner Extrarunde, die er nach der Niederlage gegen Nelin drehen musste. Legazpi zog glorreich ins Finale ein.

Nach dem Halbfinale bemerkte Legazpi, dass er innerhalb von zwei Tagen zwei absolute Weltstars schlagen konnte. Zuerst Marco Zanetti in der ersten Runde und dann im Halbfinale Dick Jaspers, den Weltranglistenersten.

Dreimal in seiner Karriere traf der Spanier auf Jaspers und verlor dreimal. Das erste Mal 2005 in Sluiskil. Umso größer war die Freude nach dem Sieg im Halbfinale. Der Spanier in die KOZOOM Kameras: „Ich fühle mich in diesem Turnier sehr stark.“

Legazpi verlor den ersten Satz gegen Jaspers mit 10:2 in 2. Dann war er da und gewann die nächsten drei Sätze: 10:5 in 7, 10:8 in 6 und 10:9 in 4. Auf dem Weg zum Matchgewinn ließ er noch einmal Jaspers herankommen. Der Niederländer gewann 10:6. Der sechste Satz war dann eine Demonstration des Spaniers, der mit Serien von 7 und 3 in 2 Aufnahmen gewann.

Legazpi spielte 1,815 GD, Jaspers 1,692 GD

Dick Jaspers verlor das Halbfinale gegen den späteren Turniersieger

Eddy Merckx - Dion Nelin

Eddy Merckx holte sich im ersten Halbfinale am Sonntagmorgen das erste Finalticket. Der Belgier besiegte Dion Nelin mit 4:3, nachdem er schon mit 1:3 Sätzen zurück lag. Das Halbfinale verlief auf hohem Niveau mit viel Spannung in der Schlussphase: „Ich hatte das Glück, mich von diesem 3:1 Rückstand gut zu erholen und im letzten Satz die entscheidenden Punkte zu holen.“

Drei Siege brachten dem Belgier das Finale: Zuerst besiegte er Landsmann Peter de Backer mit 4:1, dann den jungen Franzosen Gwendal Marechal mit 4:2 und schließlich den Dänen Dion Nelin mit 4:3.

Das Match begann fulminant mit einem 10:1 Sieg in 3 Aufnahmen für Dion Nelin. Eddy Merckx glich in einer Aufnahme und der 10er Serie aus. Nun war wieder der Däne am Drücker und gewann die beiden Folgesätze mit 10:8 in 4 und 10:6 in 5 Aufnahmen. Das war die 3:1 Führung für Nelin. 

Und dann war Merckx plötzlich im Kampfmodus und glich mit 10:6 in 4 und 10:6 in 5 Aufnahmen aus. Merckx Kommentar zum Entscheidungssatz: „Ich führte 7:2 und hatte Glück, dass Dion ein paar mal fehlte und ich den Satz gewinnen konnte.“

Und Dion Nelin in seiner Analyse: „Ich hatte bereits Dick Jaspers in diesem Turnier geschlagen und Eddy Merckx im selben Turnuer auch zu bezwingen, ist eine harte Mission. Trotzdem war ich nah dran. Ich hatte in einem entscheidenden Moment etwas Pech und konnte im letzten Teil nicht genug punkten. Aber am Ende bin ich mit meinem Turnier zufrieden.“

Merckx im Halbfinale 2,037 GD; Nelin 1,704 GD

Dion Nelin spielte ein großartiges Turnier und verlor knapp sein Halbfinale gegen Eddy Merckx