Die jungen europäischen Talente im Dreiband und aus anderen Teilen der Welt wurden in den letzten 12 Monaten durch die Corona-Krise in ihrer Entwicklung ausgebremst. Die letzte Junioren Weltmeisterschaft in Valencia 2019 endete mit dem Sieg des Koreaners Myung-Woo Cho in seinem letzten Jahr als Junior und drei Koreanern auf dem Podium. Die nächste Weltmeisterschaft in den Niederlanden wurde verschoben und mit ziemlicher Sicherheit ausfallen.

12 Monate des Stillstands und dem verzweifelten Wartens auf einen möglichen Neuanfang. Wie gehen jungen Spieler in dieser wichtigen Phase der Entwicklung mit der Krise um? KOZOOM machte sich auf die Suche und startete eine Reihe von Interviews mit jungen Billardspielern: Über die Corona-Krise, die Zukunft ihrer Karriere, die aktuellen Bedingungen in den Heimatländern und das Leben ohne Meisterschaften, Turniere und andere Wettbewerbe. Teil 6: Sam van Etten (24) aus den Niederlanden

Name: Sam van Etten
Alter: 24 Jahre
Wohnort: Schermerhorn, Nordholland
Beruf/Studium: Projekte für Verwaltungsgesellschaft in Adelbrecht
Hobby: Radfahren, Squash, Konzerte
Beziehung: Freundin
Billardverein: BV Horna, CB Vic (Spanien, Klassik), STZ Zundert (Niederlande, Dreiband), De Witte Molen (Belgien, Dreiband)
Sponsoren: Buffalo.nl, Adelbrecht Vastgoedbeheer

KOZOOM/FRITS BAKKER - Wie geht es Dir in dieser Zeit, in der die Corona-Krise die ganze Welt beherrscht?

SAM VAN ETTEN - Zunächst bin ich froh, dass ich zu Hause einen Billardtisch habe. Ich kann an diesem Tisch trainieren, wann ich will und natürlich mache ich soviel ich kann. Außerdem habe ich angefangen, mit einem neuen Mentaltrainer zu arbeiten. Das gibt mir neuen Input im Billard. Damit sehe ich die Zeit ohne Matches als Chance anstatt als Bedrohung, weil ich mit vollem Fokus daran arbeiten kann, mental stärker zu werden. Außerdem arbeite ich in Teilzeit in einer Verwaltungsgesellschaft, wodurch meine Tage relativ schnell vergehen.

KOZOOM/FB - Ist die Zeit des Stillstands gerade in der jetzigen Entwicklung für Dich besonders hart?

SAM VAN ETTEN - Als es anfing, fühlte es sich wirklich so an, weil ich hart gearbeitet habe und dachte, dass ich viele Spiele machen muss, um Erfahrung zu sammeln und mich zu verbessern. Um diese Einstellung zu ändern, begann ich mit einem neuen Trainer, Billard und mentale Stärke zu trainieren. Das hat mir bereits viele neue Erkenntnisse geliefert. Da ich in dieser Situation viel Zeit habe, um zu trainieren, kann ich mit diesen Erkenntnissen effektiver und fokussierter trainieren. Es fühlt sich nicht wie ein Stillstand an, da eben neue Türen geöffnet wurden. Das wird mir langfristig helfen. Trotzdem sollten die Wettkämpfe viel dazu beitragen sich schneller zu entwickeln. Leide rist dies jetzt unmöglich, deshalb konzentriere ich mich darauf und versuche, es so weit wie möglich zu entwickeln.

KOZOOM/FB - Wie ist die aktuelle Corona-Situation in Deiner Heimatstadt und in Holland generell?

SAM VAN ETTEN - Die Situation hier ist so, dass es bis März Einschränkungen u.a. mit Ausgangssperren gibt. Die meisten Geschäfte, Clubs und Cafes sind geschlossen. Dies bedeutet minimale soziale Kontakte, was auch in meiner Heimatstadt der Fall ist. Wir haben einige Fälle mit COVID-19 in Schermerhorn, wo ich lebe. Zum Glück lebe ich in einer kleinen Stadt mit viel Platz und Natur. Dies ermöglicht es, dass Haus auch mal zu verlassen und spazieren zu gehen oder mit dem Rad zu fahren. Das ist schon ein großer Vorteil gegenüber einem überfüllten Ort.

KOZOOM/FB - Wie sind aktuell Deine Trainingsbedingungen? Wie viel kannst Du jeden Tag oder jede Woche trainieren?

SAM VAN ETTEN - Die meisten Trainingseinheiten absolviere ich zu Hause. Deshalb kann ich jeden Tag spielen. Die offiziellen Trainings mit meinem Trainer Raimond Burgman konnten aufgrund der Situation manchmal nicht stattfinden. Also über ich individueller mit neuen Inputs, die ich von meinen Trainern bekomme und trainiere weniger Match-orientiert.

KOZOOM/FB - Wie sieht Das Leben ohne Meisterschaften, Turniere und Wettbewerbe aus?

SAM VAN ETTEN - Wie ich schon sagte, Arbeit und Training mit neuen Einsichten und Zielen. Aber ich vermisse die Spannung der Wettbewerbe sehr.

KOZOOM/FB - Was unternimmt der Verband, um die Karrieren junger Talente zu fördern?

SAM VAN ETTEN - Normalerweise unterstützt uns der Verband bei den Trainings mit dem KNBB-Trainer und das ist schon ein großer Vorteil. Darüber hinaus haben wir manchmal den Vorteil, dass wir an einem großen Turnier teilnehmen können. Ich zum Beispiel durfte nach dem Gewinn der Juniorenmeisterschaft an der Weltmeisterschaft teilnehmen. Während dieser Pandemie ist es für den Verband schwieriger, jungen Spielern bei der Entwicklung zu helfen. Die Beschränkungen in unserem Land ermöglichen nicht viel. Das macht es schwierig für junge Spieler. Die Trainings sind vielfach ausgefallen und seit Juni 2020 wurden keine Turniere für Junioren mehr organisiert. Als es einige virtuelle Turniere für die Top-Spieler gab, wurde für Junioren leider nichts gemacht. Das ist eine verpasste Chance, da einige Turniere kombiniert werden könnten, insbesondere die virtuellen.

Die KNBB arbeitet jedoch an einem neuen Entwicklungsplan im Schulungszentrum von Carl Verhoeven in Uden. Die konkreten Pläne werden wohl bald vorgestellt. Dies könnte eine sehr schöne Entwicklung und eine gute Gelegenheit für junge Spieler sein, ihre Karriere zu entwickeln.

KOZOOM/FB - Wie siehst Du Deine Zukunft als Sportler und möglicherweise als professioneller Billardspieler?

SAM VAN ETTEN - Ich bin sehr positiv. Ich sehe meine Zukunft hauptsächlich als Dreibandspieler. Und ich will soviel wie möglich Turniere spielen, wie wir es vor der Pandemie auch gemacht haben. Ich liebe den Sport und die Sucht, sich immer weiter zu verbessern. Die Zukunft wird zeigen, wie sich dies für meine Karriere entwickelt.

Der 24-jährige arbeitet hart an seiner mentalen Stärke