KOPENHAGEN - Der dänische Billardspieler Tonny Carlsen, der einen Vertrag mit Bravo & New (Ehemaliger Geschäftspartner der koreanischen Profiorganisation PBA) hatte, strebt eine Klage gegen die PBA an, da ihm seit seinem Rückzug aus der PBA noch eine beträchtliche Summe geschuldet wird. Das Verhältnis der beiden Parteien ist zerrüttet und Carlsen versucht nun über eine Klage die PBA zu Zahlung des vereinbarten Geldes zu zwingen. Carlsen, der von Anfang an knapp zwei Jahre für die PBA gespielt hat, will nun seine Geschichte nach außen tragen und die Wahrheit über die PBA erzählen.

Die koreanische PBA wurde vor mehr als zwei Jahren in Südkorea gegründet und überzeugte Spieler, trotz drohender Sanktionen der UMB, sich der Profiorganisation anzuschließen. In der PBA ist nicht alles Gold, verrät der Däne nun mit seinen eigenen Worten. „Es gibt nicht nur Blumen und Feuerwerk in der PBA.“ Die PBA, sagt Carlsen, zeige auch eine andere Seite. „Aktuell können die Spieler nicht sicher sein, dass sie gemäß ihren Verträgen bezahlt werden.“

Trotz seiner Fähigkeiten konnte der Däne in der PBA nicht wie in früheren Jahren bei der UMB überzeugen: „Als ich die Entscheidung traf, in Korea zu spielen, freute ich mich darauf, Teil einer neuen Organisation zu sein. Leider konnte ich krankheitsbedingt nie den richtigen Fokus finden, sodass die Ergebnisse nicht gut waren. Ich bereue es nicht, die Chance ergriffen zu haben, aber ich habe auf mehr persönlichen Erfolg gehofft.“

Tonny Carlsen leidet immer noch unter den Folgen zweier großer Operationen. „Ich habe noch viele Probleme mit Krampfzucken im linken Auge, die bis zur Wange oder bis in meinen Mund reichen. Aus diesem Grund habe ich ein CT machen lassen. Die Ärzte fanden zwei große Aneurysmen in meinem Kopf. Zum Glück hatte ich das CT rechtzeitig. Im Juni und August 2019 hatte ich zwei Operationen. Beide waren erfolgreich und dafür bin ich wirklich dankbar und glücklich. Die Ärzte sagten wir, dass die Aneurysmen geplatzt wären, wenn ich nicht operiert worden wäre. Ich bin sehr froh, das dies alles so gut gelaufen ist.“

Die pBA, die koreanische Profiorganisation, die vor zwei Jahren noch Bravo & New als Marketingorganisation hatte, befindet sich aktuell im dritten Jahr. Tonny Carlsen und andere nicht-koreanische Spieler wie Robinson Morales, Jean-Paul de Bruijn, Roberto Rojas, Pierre Soumagne, Allan Schröder spielen nicht mehr für die PBA.

KOZOOM/FRITS BAKKER - Warum hat Tonny Carlsen die PBA endgültig verlassen?

TONNY CARLSEN - Der geänderte Vertrag, der mir angeboten wurde, ist der Hauptgrund. Aber auch die Frage, wann das Quarantäne-Problem endlich aufhört. Ich möchte meine Zeit nicht mehr ohne meine Familie in einem Hotelzimmer verbringen. Es ist absolut schrecklich. Ich bin letztes Jahr Großvater von zwei wundervollen Mädchen geworden, die ich liebe und vermisse.

KOZOOM/FRITS BAKKER - Glaubst Du, das trotz allem die PBA ihre Versprechen eingehalten hat: Dass die Spieler eine viel bessere Zukunft in der PBA haben werden mit großen finanziellen Einnahmen, hohen Boni und professionellem Status für alle Spieler?

TONNY CARLSEN - Ich kann weder ja noch nein sagen, das ist noch eine offene Frage und wird auch noch eine Weile ungeklärt sein. Corona ist immer noch da und alles ist in einem Überlebensmodus. Ich weiß nicht, wie viel die Spieler in der PBA-Liga verdienen, aber jetzt im dritten PBA-Jahr wird das Preisgeld wahrscheinlich das gleiche sein, wie die Jahre zuvor. Gutes Geld für den Sieger und den Zweiten, aber ab dem dritten Platz ist es weniger als bei den UMB Turnieren.

KOZOOM/FRITS BAKKER - Wie war die Stimmung unter den Spielern, rund um und während der Turniere?

TONNY CARLSEN - Die Stimmung zwischen den Spielern ist gut und außerhalb des Billardraums entspannt. Während der Turniere sind alle hochkonzentriert und wollen natürlich die Gegner besiegen.

KOZOOM/FRITS BAKKER - Wann ist bei Dir etwas schief gelaufen? Ab dem Zeitpunkt, an dem Du nicht bereit warst, den neuen Vertrag zu unterschreiben? Und ist es richtig, dass es danach keine Zahlung mehr gab?

TONNY CARLSEN - Ein Mitarbeiter der PBA hat mir eine respektlose WhatsApp-Nachricht geschickt: „Wir würden Ihnen gern einen neuen Vertrag anbieten, aber ohne Mindestgarantie. Sie müssen uns bis morgen 12:00 Uhr antworten.“ Ich hatte 14 Stunden Zeit, um die richtige Entscheidung zu treffen. Die Nachricht fand ich so mies und respektlos, dass ich nicht geantwortet habe. Ich meine, ich habe diesen Leuten geglaubt und ihnen vertraut, dass sie unseren Sport auf ein neues professionelles Niveau bringen.

Mit dieser Art von Kommunikation habe ich nicht gerechnet. Das ist für mich ein Mangel an Respekt vor den Spielern, die die PBA in diesen harten Pandiemiezeiten unterstützten. Es ist auch nicht fair, dass die PBA versucht, die Spieler dazu zu bringen, neue wertlose Verträge zu unterzeichnen. Man darf nicht vergessen, dass wir alle von der UMB und unseren nationalen Verbänden suspendiert wurden.

Die PBA hatte im November 2020 ein Turnier abgesagt und auf Ende Dezember verschoben. Auch hier mussten wir wieder zwei Wochen in Isolation (Auf eigene Kosten), einschließlich der Weihnachtswoche, die in Dänemark und anderen Länden eine besondere Zeit des Feierns mit den Familien ist.

KOZOOM/FRITS BAKKER - Wie sah für Dich der Jahresvertrag aus, von dem jetzt ein Drittel unbezahlt ist? Ist es richtig, dass Du außer der Steuer auch alle Kosten (Hotel, Anreise etc.) aus diesem Vertrag selbst tragen musstest?

TONNY CARLSEN - Ja, das stimmt. Ich habe einen Vertrag mit einer Mindestgarantie, der in drei Teilen pro Jahr bezahlt wird. Am Anfang 30%, dann 40% und am Ende nochmal 30% der Gesamtsumme. Bravo & New, mit denen ich den Vertrag habe, hat die letzten 30% nicht ausgezahlt. Und dies hat nichts mit dem neuen Vertragsangebot zu tun.

KOZOOM/FRITS BAKKER - Wie geht es jetzt weiter? Wie wirst Du versuchen, an Dein Geld zu kommen?

TONNY CARLSEN - Eine Gruppe der Vertragsspieler gehen jetzt rechtlich gegen Bravo & New vor. Eigentlich finde ich es nicht richtig, dass wir als Spieler diesen Kampf führen müssen. Ich frage mich natürlich, wie lange es dauern wird. Sechs Monate, ein oder zwei oder mehr Jahre? Die Spieler haben einen Vertrag mit Bravo & New unterzeichnet, aber in unseren Verträgen steht, dass wir verpflichtet sind, die PBA-Turnier zu spielen. Die PBA wiederum hatte einen Vertrag mit Bravo & New. Nun kann oder will Bravo & New ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. Ich bin überzeugt, dass die PBA sowohl die moralische als auch die rechtliche Verpflichtung hat, dieses Problem umgehend zu lösen. Die rechtliche Ausgestaltung spielt in diesem Fall keine Rolle, denn ausbleibende Zahlungen an die Spieler werden dazu führen, dass die Spiele rin Zukunft nicht an den PBA-Turnieren teilnehmen. Wenn die PBA bei ihren Verpflichtungen nicht zuverlässig ist, wird die PBA nicht mehr lange existieren.

Die PBA hat den Vertrag mit Bravo & New End eOktober 2020 aus nicht bekannten Gründen gekündigt. Wenn die PBA weltweit als der große und seriöse Billard-Organisator gelten wollen, muss sie mit Bravo & New oder dem neuen Partner WOW Management eine Lösung für das Problem finden. Und sie müssen sofort damit beginnen, die Vertragsspieler zu bezahlen.

KOZOOM/FRITS BAKKER - Was ist Deiner Meinung nach der Grund, dass immer mehr nichtkoreanische Spieler aus der PBA verschwinden und keine neuen Spieler aus Europa oder Amerika dazukommen?

TONNY CARLSEN - Vielleicht aus dem gleichen Grund wie ich, ich bin mir nicht sicher. Wahrscheinlich wollen einige nicht noch ein Jahr das Risiko eingehen, auf höhere Preisgelder oder bessere und faire Verträge zu warten, die dann von der PBA und den Geschäftspartnern auch erfüllt werden.

KOZOOM/FRITS BAKKER - Was war Dein Hauptgrund, damit jetzt an die Öffentlichkeit zu gehen?

TONNY CARLSEN - Ich bin jetzt 56 Jahre alt und spiele dieses wunderbare Spiel seit meinem 10.Lebensjahr. Ich habe viele Freunde in der Billardwelt und hoffe und glaube, dass meine Freunde mich auch als guten Freund und ehrlichen Menschen sehen. Anstatt also in der Billardwelt Gerüchte zu verbreiten, erzähle ich meine Geschichte öffentlich, um Missverständnisse zu vermeiden. Es geht nicht nur um Geld, sondern auch um Respekt. Ich hatte zwei große Operationen in meinem Kopf und ich schätze jeden Tag, den ich lebe. Wenn ich morgen früh aufwache und mich im Spiegel betrachte, werde ich sagen, Tonny, die hast die richtige Entscheidung getroffen.

Wenn ich mich körperlich erholt habe, werde ich wieder bei der UMB spielen und freue mich darauf.

KOZOOM Journalist Frits Bakker bat den PBA-Präsidenten um einen Kommentar, erhielt aber keine Antwort.

"In der PBA gibt es nicht nur Blumen und Feuerwerk", sagt Tonny Carlsen nach seinem Ausstieg