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Billard Karambol - Dreiband - Bert's column (NED)

Verhoeven Open 2019 in 12 Namen

Gepostet von am 21. August 2019

Verhoeven Open 2019 in 12 Namen

Kozoom

Kolumne von Bert van Manen

Übersetzt von Andreas Volbracht

Eh man sich´s versieht, ist es schon wieder so weit: Wir schauen, was im Istanbul Survival geschieht und freuen uns schon auf den LG + Cup, den WeltCup in Veghel und die Weltmeisterschaft in Randers. Das Verhoeven Open 2019 wird in wenigen Wochen in der Erinnerung verblasst sein. Ich war in der glücklichen Lage, in der letzten Woche in New York zu sein und es hat sich gelohnt; es gab grosses Dreiband zu sehen. Anfangs sah es noch  so aus, als wäre das ein teilweise doch recht enttäuschendes Teilnehmerfeld: Viele von den starken Koreanern waren zu Hause geblieben, die Vietnamesen hatten abgesagt und nur eine Handvoll Südamerikaner waren erschienen. Aber die Spieler im Carom Café waren begeistert und es verging kein Tag ohne ein überraschendes, bemerkenswertes Ergebnis. Ich habe ein paar Eindrücke von für mich herausragenden Spielern gesammelt, zwölf an der Zahl. Hoffentlich ernte ich deswegen nicht Vorwürfe von den anderen Neunzig (von denen einige auch sehr gut gespielt haben).

Khalil Diab . Viele werden die Achseln zucken und fragen: "Khalil? Diab? Wer ist das?" Nun, Khalil ist nicht irgendeiner.  In jungen Jahren nahm er für Ägypten an der WM im 47/2 teil und wurde dann zu einem Dreibandspieler, bekannt für seine kreativen Lösungen. Jetzt, im reifen Alter von 84 Jahren, kann er immer noch als Erfinder am Tisch glänzen und Serien produzieren. In NY hat er es geschafft, die erste Runde zu überleben. Dann verliert er 34-35 (!) gegen Dion Nelin! Daumen hoch für diesen sympathischen Billardveteranen.  

Dan Johansen . Auch ein Stammgast im Carom Café, einer von den vielen freundlichen Dänen. Dan lacht aus vollem Herzen, und er liebt sein Billard wie sein Geschäft. Als Spieler bleibt er normalerweise unter der 1.000 Schallmauer. Aber als Sponsor sucht er seinesgleichen. Wer sonst würde bei der traditionellen offenen Verhoeven-Auktion ums Weiterkommen mitbieten, gewinnen, um dann den gewonnenen Platz für die Rückkehr ins Turnier einem anderen Spieler zu überlassen. Wir brauchen Leute wie Dan den Dänen.  

Raymon Groot. Der junge Holländer, der jetzt in New York lebt, hatte in dieser Woche ein paar schlechte Partien, aber auch einige, die mehr als gut waren. Er wurde Fünfter in seiner Gruppe; da hatte er nicht nur den Viertelfinalisten Seo, sondern auch mit Sidhom einen der Top-10-Spieler auf der Weltrangliste. Seine 35 in 18 und die 35 in 16 zeigen, dass er sich als Spieler immer noch entwickelt.

Gerhard Kostistansky . Der erfahrene Österreicher schien im Radar unsichtbar aus dem Bild verschwunden, bleib für einige Saisons ohne internationalen Erfolg. Hier trat er sehr fokussiert und mit einem Plan im Kopf auf, sein Superstoß ist nach wie vor da. Vierter Platz in seiner Gruppe und ein guter GD von 1.370. Gerhard ist wieder in der Spur.  

Harry Pena. In Gruppe A, der "Sayginer" -Gruppe, hatten am Ende drei Spieler sieben Siege und zwei Niederlagen auf der Liste: Myung Woo Cho, William Oh und Harry Pena. Cho kam über den Durchschnitt ins Viertelfinale. Das allein zeigt, wie gut der ehemalige Kolumbianer gespielt hat! Er war furchtlos, intuitiv und schnell am Tisch: eine Freude ihm zuzusehen, trotz seiner pflegebedürftigen Technik. Sayginer zu schlagen, haben im Turnier nur zwei Spieler geschafft: Harry Pena und Blomdahl.   

Markus Dömer. Der Deutsche, Einband- und Dreibandspieler aus Dortmund, sprach offen davon, warum er in  New York dabei war: Die Reise war ein Geschenk von seinem vor kurzem verstorbenen Vater. Der Senior wäre mit der Leistung seines Juniors zufrieden gewesen: Dömer eröffnete seine Mission mit einem Sieg gegen den großen Dani Sánchez;  mit 6 Siegen, 3 Niederlagen und einem GD von 1,240 belegte er den vierten Platz in seiner Gruppe. Gute Leistung! 

Dion Nelin . Das grösste Talent in der Billardgeschichte Dänemarks, das ist Dion. Für ihn ist Dreiband eher ein Hobby als sein Beruf. Wie ist das möglich, kann man sich das vorstellen? Dabei bringt er es fertig, unglaubliche Sachen abzuliefern, so aussergewöhnlich wie seine 25 Punkte in 3 Aufnahmen. Dieser Goldjunge ( jetzt in den Vierzigern) kann immer noch Dreiband spielen, als wäre es lächerlich einfach. 

Myung Woo Cho . Zukünftiger Weltmeister! … Fragezeichen? Diese koreanische Sensation hat alle Möglichkeiten. Mit seinen gerade mal 21 Jahren ist er bereits ein kompletter Spieler. Viele tausend Trainingsstunden, ohne Zweifel auch ein paar gute Lehrer und soviel Talent, dass es ihm aus den Ohren tropft. MWC machte 35 in 9, dann 35 in 7 und eine ganze Reihe von Bällen, dass den Experten auf der ganzen Welt die Unterkiefer hörbar runterklappten. Semih griff tief in den großen Schatz seiner Erfahrung: zwei Siege gegen den Jungen. Dennoch: Ein Turnierdurchschnitt von 1,975 spricht Bände. Zukünftiger Wel tmeister? … Ausrufezeichen!   

Dani Sánchez . Hat Dani ein schlechtes Turnier gespielt? Keineswegs, er kam unter die  letzten Vier und traf auf einen belgischen Bulldozer: Da gab es nichts, was er hätte tun können.  Doch mir scheint trotzdem, als fühlte sich der Spanier in seiner Haut nicht so wohl, wie er es gerne möchte. Business und Billard sind keine einfache Mixtur. Dani ist Spieler wie auch Sponsor, er ist eine Ikone in unserer ? Billardwelt. Da haben ihm die UMB / PBA-Probleme mehr Kopfschmerzen bereitet als den meisten anderen.

Semih Sayginer . Da gibt es ein neues, wiederkehrendes Muster in der Karriere von Semih Sayginer: Beinahe-Sieger. In den Comeback-Jahren hat er beeindruckend viele Halbfinale und Finale bei WeltCups und Weltmeisterschaften erreicht. Das einzige, was fehlt, ist ein großer Turniersieg. Es besteht kein Zweifel, dass er alles hat, was er dafür braucht: Er ist beständiger als je zuvor, mental stärker und immer noch hat er diese phänomenale Spielballkontrolle. Die ganze harte Arbeit hat er  erledigt; ich drücke ihm die Daumen, dass er bald einen großen Titel gewinnt. 

Torbjörn Blomdahl . Der Schwede ist nach zwei Saisons mit gesundheitlichen Problemen und anderen Widrigkeiten aus den Top 14 gerutscht. Blankenberge sah aus wie die Wende: Er schlägt Jaspers und erreicht das Halbfinale. New York bringt ihn einen Schritt weiter: Finale. Wir haben gesehen, was als nächstes geschah. Auf alle Fälle ist es ist schön, ihn gesund und optimistisch zu sehen,  1,8 zu spielen und dass er uns gelegentlich einen seiner Geniebälle gönnt. Behalten wirs im Kopf und machen keinen Fehler: Der kann immer noch jeden schlagen.

Eddy Merckx . Dr. Jekyll hat nicht so gut gespielt - in der Gruppenphase. OK, er hat alle seine Spiele gewonnen. Aber einige waren mühselig, seine 1.607 waren okay, aber nicht beeindruckend. Wir kennen unseren  Jekyll allerdings: Er wird durchackern und immer den Preis im Auge behalten. So gewann er sein Viertelfinale gegen Forthomme: 40-29 in 27. Dann erscheint  für das Halbfinale Mr. Hyde in der Arena. Sanchez macht 11 Punkte in 2 Aufnahmen, aber Hyde ist das egal. Er macht die 40 in 9. Das fühlt sich gut an, also da capo im Finale gegen Blomdahl:  40 in 10 mit einer 18er Schlussserie. 

Merckx ist ein Rätsel. Im GD über die ganze Saison liegt er deutlich hinter DJ und FC. Auf dem Papier sollten diese beiden mit 58/42 gegenüber Merckx vorne liegen. Aber in einem Finale, meine ich, stehen die Chancen 50/50. EM war in WeltCups 11mal im Finale, und er hat 10 davon gewonnen. Es gibt nicht viele Spieler in der Geschichte, die diese besondere Fähigkeit haben, immer dann, wenns drauf ankommt, ganz tief in ihre Schatzkiste zu greifen und die großen Durchschnitte am Finaltag hinzulegen. Nur ganz selten gab es wohl eine eindrucksvollere Schlussserie als die 18er am Sonntag in New York. Ich denke, wenn das Match bis 50 gegegangen wäre, hätte er auch die 28 gemacht. Denn manchmal sieht es bei Merckx so aus, als könnte er keinen mehr auslassen


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