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Billard Karambol - Dreiband - Bert's column (NED)

Wie gut kennst du dein eigenes Spiel?

Gepostet von am 22. April 2019

Wie gut kennst du dein eigenes Spiel?

Kozoom

Kolumne von Bert van Manen

Übersetzt von Andreas Volbracht

In meiner kleinen Hobby-Ecke auf Facebook  habe ich neulich eine Untersuchung gestartet. Ich wollte wissen, wo – nach Meinung der Spieler selbst – sie am häufigsten versagen, wo sie ihre größten Defizite im Dreiband sehen. Meine ursprüngliche Frage klang für mich bei näherer Betrachtung ziemlich grob, da habe ich mich für diese höflich-diplomatische Version entschieden:

" Stell dir vor, du hast zwei Wünsche frei bei der Dreiband-Fee. Du suchst dir die beiden Bereiche aus, wo du dein Dreibandspiel am dringendsten verbessern musst, dein Wunsch würde in Erfüllung gehen. Welche beiden Aspekte sind für dich am wichtigsten?"

Die Befragten spielen irgendwas zwischen 0,30 bis 1,25. Ich denke, dass mehr als 80% über 40 Jahre alt sind und im GD zwischen 0,50 und 0,85 liegen. Das heißt, die meisten sind keine Weltcupspieler, verfügen jedoch über einschlägige Erfahrung und einiges an Wissen. In der Welt der Jaspers und Caudron hört sich ein Wert von 0,70 nicht gerade beeindruckend an, aber wenn du da angekommen bist, stehen unter dir auf der Leiter deutlich mehr Leute als über dir.

Wie du auf dem Bild sehen kannst, gab es acht Optionen zum Ankreuzen. Es sollten maximal zwei Kästchen markiert werden. Ein paar hundert haben ihre Antworten geschickt; das ergibt ein ziemlich gutes Bild davon, wie wir unser eigenes Spiel sehen. Die Frage, die offen bleibt, lautet: Sehen wir auf unser eigenes Spiel als das, was es ist, oder versperren wir uns selbst den Blick auf die Dinge, die uns Schwierigkeiten machen? Einige Ergebnisse der Umfrage haben mich sehr überrascht gerade in Hinsicht auf die zweite Frage.  

Schauen wir uns zuerst die Antworten in aufsteigender Reihenfolge an: 

Umfrage April 2019

 

" Stell dir vor, du hast zwei Wünsche frei bei der Dreiband-Fee. Du suchst dir die beiden Bereiche aus, wo du dein Dreibandspiel am dringendsten verbessern musst, dein Wunsch würde in Erfüllung gehen. Welche beiden Aspekte sind für dich am wichtigsten?"

Konzentration

Positionsspiel

Stand und Stoß

Systemkenntnis

Anpassung an den Tisch

Dessinwahl

Siegeswille

Kreativität

3mal: Kreativität. Dieser Aspekt des Spiels steht auf der Liste ganz unten, spielt für uns also gar keine Rolle. Wenn wir Probleme haben, unseren Schnitt zu verbessern, dann liegt das nicht daran, dass es uns an Kreativität mangelt. Oder doch?

4mal: Siegeswille. Auch kein Problem. Wir betrachten uns als glorreiche Kämpfer, bereit in den Stiefeln zu sterben. Mangel an Willenskraft ist nicht die Schwäche, die uns zu Fall bringt.

12mal: Dessinwahl. Für mich ein echter Schocker! Das hätte ganz oben auf die Liste gehört. Warum? Die Verbesserung der Dessinwahl, wie du den Ball spielst, das ist der schnellste und effizienteste Weg, um deinen Durchschnitt zu verbessern. Aber andererseits: man kann verstehen, warum keiner  gerne zugibt: "Ich könnte ganz ordentlich spielen, wenn ich nicht immer wieder die falschen Varianten rauspicken würde."   

28mal: Anpassung an den Tisch. Wieder eine Auswahl, die mehr Stimmen verdient hätte. Wenn du nicht flexibel genug bist, sich mit deinem Billardkopf auf einen Tisch einzustellen, dann verlierst du nicht unbedeutende 10% von deiner Qualität. Du zerbröselst in Stücke. Das hängt eng mit dem nächsten Aspekt zusammen:

28mal: Systemkenntnis. Auch wenn du Tag und Nacht Systeme studierst, deine Vorbänder gehen knapp daneben, wenn du die richtige Anpassung an den Tisch nicht berücksichtigst. Du kannst jede Menge in Systeme investieren, dein Gewinn bleibt ziemlich mickerig. Der Aspekt mit dem niedrigsten ROI (Return on Investment) auf der Liste.   

53mal: Stand und Stoß. Dritter Platz auf der Liste, wie die Leute meinen, sich verbessern zu können. Die gute Nachricht: Du hast schon halb gewonnen, wenn dich ein Freund mit seinem Smartphone 10 - 15 Minuten aufnimmt und du schaust dir genau an, wie du spielst. Da wirst du demütig und hungrig auf Verbesserung. Die schlechte Nachricht: Wenn du dich zwanzig Jahren lang an den immer gleichen Fehler im Stand und in der Bewegung gewöhnt hast, wie viele Jahre brauchst du dann, ihn loszuwerden?    

74mal: Positionsspiel. Gute Antwort, aber (wie bei der Systemkenntnis) hängt es sehr stark davon ab, welche Spielstärke, du hast. Wenn dein Saison-GD bei 0,40 liegt hängt, solltest du an der Technik arbeiten und die Lauflinien lernen. Positionsspiel kommt später.

88mal genannt, klarer Favorit: Konzentration. Das ist es also, was wir bei uns als kritischsten Punkt sehen. Oder: ist es vielleicht nur die Schwäche, die wir am leichtesten zugeben können? "Ich könnte einen viel besseren Saison-GD spielen, wenn ich mich besser konzentrieren würde." Das hört sich cooler an als: "Talent hab ich schon, aber mental bin ich zu anfällig. Mir fehlt das entscheidende Quäntchen Siegeswillen."   

Ein letztes Wort zum wichtigsten Kriterium, das dich stark oder schwach macht: Dessinwahl. Jeder gemachte und jeder ausgelassene Ball wird in deiner internen Festplatte abgespeichert. Wochen oder Monate später stehst du vor einem ähnlichen Bild und dein Gehirn beginnt, das Gedächtnis zu scannen, um die richtige Entscheidung zu finden. Wie dick auf Ball 2, wie viel Effet und wie schnell der Spielball. Wenn du dich oft genug für die falsche Lösung entscheidest, kannst du dennoch Fortschritte machen, du kommst näher ran, und öfter mal triffst du tatsächlich. Aber das ist der mühseligere Prozess, deine Investition bringt nur mickrigen Gewinn.

Wenn du es schaffst, das richtige Dessin auch noch besser zu spielen, dann setzt das VIEL Arbeit voraus, aber der Gewinn geht exponentiell nach oben. So etwa: Du hast zwei Sparkonten, eines mit 100 Euro und eines mit 1000. Wenn du 5% auf die  100 bekommst anstatt  1% ist das schön, aber wie wär´s mit der Alternative, bei der du auf deine 1000  2% statt 1% bekommst! Dessinwahl!!

Diese Bälle, die die Profis spielen ... die, die du nicht zu spielen wagst? Die spielen die doch nicht, weil sie schwieriger sind! Die kennen die Erfolgsquoten einer Lösung besser, die wissen, warum manchmal das schwierige besser ist, weil am Ende mehr rauskommt als bei der scheinbar einfacheren Variante, für die du dich entschieden hättest.  

Frag einen von den guten Spielern, ob er dir bei deinem Spiel eine halbe Stunde zuschauen mag und dir danach drei, vier Bälle erklärt, die du vermasselt hast. Das kann schmerzhaft werden, aber es lohnt sich. Kritik mag auf steinige Wege führen, Lob führt womöglich nirgendwohin. 

 

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