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Wolfgang Rittmann, CEB Präsident im Kozoom Interview

Gepostet von am 18. Februar 2013

Wolfgang Rittmann, CEB Präsident im Kozoom Interview

© Kozoom.com
Wolfgang Rittmann, Visionär und Realist in einem, will die EM in Brandenburg als Großereignis etablieren.

BOTTROP-Wolfgang Rittmann, CEB Präsident und UMB Vizepräsident ist einer der wichtigsten Sportfunktionäre des Billardsports. Der Ehrenpräsident der Deutschen Billardunion versucht stets den Billardsport weiter zu entwickeln und hat nun mit der Multi Europameisterschaft in Brandenburg ein Projekt aus der Taufe gehoben, welches den Billardsport auf eine ganz neue Stufe heben soll. Im Kozoom Interview spricht der ehemalige Marketingmanager über das jüngste "Kind" der CEB und über die Entwicklung des Billardsports im Medienzeitalter.


KOZOOM-Zwei Großereignisse des internationalen Billardsports finden in den nächsten Monaten in Deutschland statt. Zum einen die 27. Weltmeisterschaft für Nationalmannschaften, zum 24. Mal in Viersen, und dann einige Wochen später die Europameisterschaft in allen Disziplinen in Brandenburg, die zum ersten Mal in dieser Form stattfindet. Viersen ist ja der Dauerbrenner unter den Großveranstaltungen und ein Selbstläufer. Gilt nun Ihrerganze Aufmerksamkeit der Vorbereitung auf Brandenburg? Sie sind ja als CEB Präsident sozusagen Chef dieser Veranstaltung. Wird Brandenburg das große europäische Billardfest werden, dass sich ebenso, wie Viersen als Dauerveranstaltung etabliert?

 

Rittmann: Die Organisation der WM Viersen wissen wir seit mehr als 2-Jahrzehnten bei der DBU und ihrem Orga-Team in besten Händen. Sie läuft in eingefahrenen, erfahrenen Gleisen, die diesseits wenig Einsatz für die Organisation binden. In der Tat erfordert die Organisation der EM in Brandenburg seit etwa 2 Jahren vollen Einsatz mit steigender Tendenz je näher der Termin rückt. Dies gilt nicht nur für mich, sondern für den gesamten Vorstand der CEB und das Orga-Leitungsteam. Mehr als 500 Starterinnen und Starter werden dabei sein und unter der Kontrolle von ca. 100 Schiedsrichtern aus vielen Ländern Europas ihr Können unter Beweis stellen. Natürlich ist es das Ziel DIE Europameisterschaft in dieser Form langfristig zu stabilisieren. Aber, fangen wir zunächst einmal mit der ersten an, bevor wir weiter in die Zukunft blicken.

 

KOZOOM-Anfang der 90er Jahre gab es die ClassikMasters Trophy mit 5 Europameisterschaften und einer Gesamtwertung. In Belgien, Frankreich und Deutschland gibt es seit vielen Jahren die nationalen Meisterschaften als Großveranstaltung an einem Ort. Nun also erstmals auch auf kontinentaler Ebene. Wie ist die Wahl ausgerechnet auf Brandenburg gefallen? Was ist besonders an diesem Austragungsort?

 

Rittmann: In Brandenburg haben wir mit dem Stahlpalast geeignete Räumlichkeiten. Wir haben durch 2 Europameisterschaften und div. Meisterschaften und Turniere der EPBF Erfahrung für Billardveranstaltungen sammeln können. Darüber hinaus haben wir mit der Stadt und ihrer Oberbürgermeisterin, Dr. Dietlind Tiemann, einen starken Partner mit viel Sportverständnis an der Seite.

 

KOZOOM-Es gibt viele positive Meldungen in der Billardwelt. Antwerpen wird sich als Weltcup-Standort wieder etablieren und erst vor zwei Wochen kam die überraschende Meldung, dass auch Athen in den nächsten 3 Jahren insgesamt 5 Großveranstaltungen ausrichten wird. Dazu die enorme sportliche Entwicklung im Dreiband, die wir gerade in den letzten zwei Wochen bewundern konnten. Was wird die CEB und die UMB tun, damit dieser positive Trend noch verstärkt wird? Gibt es Marketingkampagnen, die den Billardsport in Europa weiter voranbringen?

 

Rittmann: Als ehemaliger Marketingmanager kann ich ihnen nur Zustimmen, dass groß angelegte Kampagnen über ganz Europe und ggfls. weltweit ein geeigneter Weg für unseren Sport wären. Aber, ich weiß auch aus Erfahrung was solche kosten. Unter Berücksichtigung der Einnahmen von CEB und UMB wären selbst schon professionelle Konzepte unbezahlbar.

 

KOZOOM-Nochmal zurück zu Brandenburg. Insbesondere die Integration der Jugend und Juniorenmeisterschaften ist ein wichtiges Signal an den Nachwuchs. Der Billardsport braucht mehr Öffentlichkeit, um sich attraktiver für Ausrichter und Sponsoren darzustellen. Wie wird die Medienpräsenz in Brandenburg sein? Und, Warum gibt es im Vorfeld kein Promotion Video z.B. auf der CEB Homepage?

 

Rittmann: Wie die Medienpräsenz in Brandenburg sein wird, können wir erst hinterher beurteilen. Es gibt keine Erfahrungswerte. Es ist keine besondere Weisheit zu wissen, dass erst TV-Übertragungen (in Deutschland allen voran ARD und ZDF) Veranstaltungen für Sponsoren attraktiv machen. Bis vor etwa 10 Jahren hatte Billard sehr gute Fernseh-Übertragungszeiten in Deutschland die leider gegen 0 abgefallen sind. Mit der EM in Brandenburg versuchen wir auch wieder etwas aus der Vergangenheit zu beleben. Es ist ein schwieriger und sicher auch ein langer, arbeitsintensiver Weg. Wir freuen uns, dass Kozoom live alle 20 Billards überträgt und so Billardinteressierte Gelegenheit haben dies Ereignis mitzuerleben. Natürlich wäre mehr Promotion für die EM in Brandenburg besser. Unstreitig! Aber mit ehrenamtlichem Engagement und knappen vorhandenen Finanzmitteln lässt sich nicht jeder Wunsch und jedes Wollen erfüllen.

 

KOZOOM-Im letzten Jahr wurde bekannt, dass die DBU in großen Schwierigkeiten steckt. Sie haben, als Ehrenpräsident und internationaler Funktionär die Öffentlichkeit beruhigt und den Neuaufbau mit begleitet. Nun ist nach kurzer Zeit der neu gewählte Präsident Hagen Goronczy zurückgetreten. Weiter haben wir den bedauerlichen Fall des BC Elversberg, der nun für die Bundesliga gesperrt wurde. Wann kommt der Verband aus den Negativschlagzeilen und ist ein neuer Präsident in Sicht?

 

Rittmann: Ich habe kein Mandat Aussagen für die DBU zu machen. In schwierigen Zeiten zu helfen sehe ich als eine Aufgabe eines Ehrenpräsidenten. Der schnelle Rücktritt des neu gewählten Präsidenten war auch für mich überraschend. Wenn ich die Situation richtig kenne, wurde Elversberg nicht gesperrt (wäre rechtlich dann wohl auch eine Bestrafung) sondern die Saarländische Billard-Union hat formell korrekt und termingerecht vor dem 30. Juni 2012 ihre Mitgliedschaft in der DBU zum Ende 2012 gekündigt. Als logische Folge dieser freien, zulässigen Entscheidung des Verbandes sind er und seine Untergliederungen ab Januar 2013 keine DBU Mitglieder mehr.Die Gabe der Prophetie ist auch mir nicht gegeben. So kann ich Ihre Frage zu den Negativschlagzeilen auch nicht beantworten. Wenn meine Information richtig ist, entnehme ich der Tagesordnung zur kommenden a.o. MV der DBU, dass es einen Kandidaten für das Amt des Präsidenten der DBU gibt.

 

KOZOOM-Was halten Sie davon, den Sportbetrieb auf nationaler Ebene von der föderalen Struktur zu trennen, damit nicht die Landesverbände zu großen Einfluss nehmen können? Heute kann ein Landesverband durch eigenmächtige Entscheidungen für Wettbewerbsverzerrungen sorgen und die Karriere eines Sportlers nachhaltig schädigen. Ist das noch zeitgemäß?

 

Rittmann: Diese Frage ist so abstrakt gestellt, dass ich sie nicht sinnvoll beantworten kann. Um das zu können, bedarf es mehr Grundsatzinformationen. Ich glaube allerdings nicht, dass Landesverbände Karrieren von Sportlern schädigen, sondern eher, dass diese solche auch aus Eigeninteresse fördern. Ich darf darauf hinweisen, dass es in unserem Land vom Staatsgebilde über viele Organisationsformen, auch die des gesamten Sportes, nach föderalen Strukturen abläuft. Dafür wird es gute Gründe geben, was nicht heißt, dass es eventuell Besseres geben kann. Vor einer Beurteilung sollte man es aber kennen.

 

KOZOOM-Sie sind seit Jahrzehnten einer der wichtigsten Sportfunktionäre im Billardsport. Wenn Sie an die 70er und 80er und an Heute denken; Wie hat sich unser Sport entwickelt, wo stehen wir heute im Vegleich zu anderen Sportarten und wo haben wir die größten Defizite?

 

Rittmann: Mir steht es nicht zu den Stellenwert von Billard im Vergleich mit anderen Sportarten öffentlich darzustellen. Wer gut beobachtet kann es selbst, ebenso wie ich, beurteilen. Zum Nachdenken will ich aber gerne Grundsätzliches im Zeitraffer dazu ausführen. Das Anspruchsdenken und Freizeitverhalten der Öffentlichkeit hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Die Medien haben sich angepasst um das Einschalt-Quotenbarometer hoch zu halten. Viele Sportarten haben ihre Sportprogramme teils drastisch verändert (Beispiele Tischtennis oder Biathlon)  und sie den Veränderungen in Öffentlichkeit und Medien angepasst. Ein Wettbewerb oder Match über zig Stunden mag zwar wenige Insider interessieren, ist aber für die Medien und Öffentlichkeit nicht geeignet. Fußball ist zu einer Orientierungsgröße geworden. 6 Bundesligen mögen zwar sportlich wichtig sein, aber wer soll das als nicht Insider verstehen, da es doch überall nur eine gibt? Welcher Medienvertreter entscheidet welche denn wichtig ist und welche nicht? Welches Printmedium hat schon Platz für Billardergebnisse von 6 ersten und 12 zweiten Bundesligen? Ich betone ausdrücklich, Sport zur Selbstbefriedigung ist völlig legitim und findet meine volle Unterstützung. Dieser Sport lässt sich aber nicht an Medien und Öffentlichkeit „verkaufen“. Sport für die Medien und für die Öffentlichkeit ist ein gänzlich anderer Sport der die Bedürfnisse dieser erfüllt und bei dem Eigeninteressen in den Hintergrund rücken müssen. Sicher ist auch, wenn man sich zu solchen Wegen entscheidet, braucht man einen „langen Atem“  bis Erfolge sichtbar werden. Oder eben viel Geld für Promotion um Medien und Öffentlichkeit klar zu machen, dass Billard kurzweiliger, spannender, interessanter und mit Unterhaltungswert telegener geworden ist. Zum Schluss ein Beispiel: Der Vorstandsvorsitzende von Cola darf eine Cola herstellen, die nur ihm vorzüglich schmeckt. Wenn er diese aber im Interesse des Unternehmens und der Aktionäre verkaufen will, muss er eine herstellen, die jedem Menschen auf der Welt schmeckt, nur eventuell ihm selbst nicht. Denken sie drüber nach. Es liegt zunächst an Billard und ihren Entscheidungsträgern selbst festzulegen wohin der Weg gehen soll.

 

KOZOOM-Herr Rittmann, wir danken Ihnen für das Interview und wünschen Ihnen persönlich und natürlich Ihnen, als Präsident der CEB, viel Erfolg im Interesse unseres Sports.


 

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Kommentare

Olaf Reifflin
Olaf Reifflin
Peinlich
Zu Ihrer Information Herr Rittmann: 5(fünf) 1.Bundesligen und 7(sieben) 2. Bundesligen in den Bereichen Pool, Snooker, Karambol und 5-Kegel. Nett, das Sie im gleichen Atemzug diese als "Selbstbefriedigung" titulieren. Alle engagierten Vereinsvorstände und Spieler bedanken sich recht herzlich dafür. Frage an Sie: wie viele Disziplinen gibt es im Ski-Sport oder im Ballsport? Und werden diese nicht vermarktet? Sie widersprechen sich selber . Kritik an der Diversifizierung im Billardsport, dann aber eine EM "in allen Disziplinen".

Message 1/1 - Veröffentlichen in 18. Februar 2013 14:06

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